FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Was dein Facebook-Profilbild über dich aussagt

Eine witzige Liste, in der du dich vielleicht wiederfindest—oder vielleicht auch einfach ein verkorkster Ausdruck meines Selbsthasses. Entscheide du!

Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber Facebook bildet einen gigantischen (wenn auch bröckelnden) Stützpfeiler meiner Persönlichkeit. Bereits seit zehn Jahren verfolgt mich diese Plattform durch mein Leben. Ich verzehre mich nach der Anerkennung und brauche die Ablenkung. Aber lass mich ein bisschen ausholen und dir von meiner ersten Begegnung mit Facebook erzählen.

Ich erinnere mich noch an den Tag, als ich mich bei Facebook anmeldete. Der Himmel war blau und die Sonne leuchtete wohlig. Weiße Wattewölkchen zogen hoch oben vorbei. Ich ging zur Uni und steckte voller Hoffnungen und Potential. "Ich werde meine Schulden noch in meinen Lebzeiten begleichen!", sagte ich damals noch oft. "Heh, mein Linguistik-Studium wird mich für den Rest meines Lebens zahlungsfähig halten!" Unsere Freundin Jane, die nur ein Stück die Straße runter wohnte und WLAN hatte, half uns beim Anmelden (bei uns wollte sich niemand ums WLAN kümmern, also hatten wir kein WLAN). "Es ist wie eine Website für all deine Party-Fotos", sagte sie. Sofort waren wir entzückt. Das Blau, das Weiß, die Freundesliste.

Anzeige

Jeden Tag tauchte eine neue Freundschaftsbenachrichtigung auf, oder ein neues Fotoalbum vom Vorabend. "Du musst ein Profilbild auswählen", erklärte Jane. Und das tat ich dann auch. Ich dachte ausgiebig darüber nach, welches der fünf Fotos, die mir damals zur Verfügung standen, ich nehmen sollte. Ich stand. Ich saß. Ich hockte. Ich wägte ab. Und das hier war am Ende das Bild, das mich und alles, wofür ich stand, am besten repräsentierte:

Nein, das ist nicht deine Oma, die gerade ihre OP gegen Grauen Star hatte und jetzt endlich wieder ihre Lieblingsserien schauen kann. Es ist Joel Golby im Alter von 20, ein Arschloch, das Strickjagen trägt und bei einer Hausparty mit Sonnenbrille herumläuft. Aber sehen wir uns ein paar andere Highlights meines letzten Jahrzehnts an.

Hach ja, wie spaßig und originell. Dieses Foto sagt aus: "Zu meinen Hobbys gehört Trinken und 'Mit meinen Freunden Spaß haben'!"

Wow, noch mehr kostbare und überhaupt nicht peinliche Erinnerungen mit meinen Freunden. Gott, weißt du noch, als man sich Buttons ans T-Shirt gemacht hat? Nein, nein, du hast Recht. Das hat man nicht. Aber ich habe es gemacht, oh ja. Und ich musste dafür büßen, indem ich vor dem Waschen dauernd auf Button-Jagd gehen musste, damit nichts rostet. Eine goldene Ära.

OK, ich würde sagen, ich habe mich selbst genug analysiert und bloßgestellt. Jetzt ist dein Profilbild an der Reihe. Aber hey, keine Sorge, ist doch nur ein Foto von dir, stimmt's? Nur eine mutige kleine Abbildung, die anderen Leuten zeigen soll, wer du bist. Ein paar Pixel, die dich repräsentieren. Zu dem Thema muss man eigentlich auch nicht viel sagen. Aber ich mache es natürlich trotzdem.

Anzeige

Etwas mit einem Filter drüber, der sich auf eine große Tragödie bezieht

An diesem Profilfoto kann ich mit hundertprozentiger Gewissheit ablesen, dass du, wenn ich dir schreiben würde, dass mir etwas Schlimmes passiert ist—arbeitslos, Haus abgebrannt, meine 18 geliebten Hunde sind alle gleichzeitig überfahren worden—, mir mit mindestens zwei ernsten Emojis und mindestens einem süßlichen Kosewort wie "Schatz" antworten würdest.

Foto von dir mit bemaltem Gesicht bei einem Festival oder einer Parade vor zwei Jahren

Du kriegst dieses eine Mal, wo du Spaß hattest, nicht aus dem Kopf.

Foto von dir, wie du ein Bier oder einen Cocktail trinkst, oder ein Bier und einen Cocktail

Du bist die Person, die jeden Tag gegen 17 Uhr halb im Scherz "Bierchen?" vorschlägt. Die Leute haben zu tun, Alter. Sie haben offensichtlich schon was vor. Sie haben etwas Besseres vor, als sich den ganzen Abend mit einem Arbeitskollegen, den sie kaum mögen, halb zu betrinken. Du rufst durch den ganzen Raum, wobei deine Stimme vor Verzweiflung brechen würde, wenn du gerade nicht so manisch wärst. "Tom: Bierchen? Daniel: Bierchen? Komm schon, Hannah: Bierchen?" Du blickst dich in gespielter Entrüstung um. "Es will wirklich niemand einen trinken gehen?"

Doch dann ist endlich Freitag, gestern gab es Gehalt und alle wollen tatsächlich was trinken gehen. Als ihr endlich in der Kneipe ankommt, bestellst du gleich zwei Cocktails, doch weil du die Happy Hour um ein paar Sekunden verpasst hast, darfst du jetzt den regulären Preis berappen, und innendrin fühlst du dich hohl und schreist lautlos, weil du weißt, dass niemand dich mag, und niemand kann dich bei dem ganzen Lärm an diesem schrecklichen Ort überhaupt hören; du siehst Leute, die mit verstohlenen Blicken flüstern und sich ihre Taschen umhängen, und weißt, der Raum entgleitet dir, die Leute entgleiten dir, niemand wird dir jemals wieder richtig zuhören; wissen sie denn nicht, dass deine Aufrufe zu Kneipengängen eigentlich ein Hilferuf sind, dass du schon so gut wie alkoholabhängig bist, dass du einsam bist, und kann mich nicht bitte mal jemand in den Arm nehmen, mit mir reden, mir zuhören, und du lehnst dich zu deinem direkten Vorgesetzten rüber, das Handy schon im Kameramodus, und sagst: "Hey, machst du schnell ein Bild von mir?" Und du posierst alleine, mit einem großen albernen Grinsen, denn seit sich dieser Abgrund in deiner Seele aufgetan hat, kannst du nicht mehr aufrichtig für Fotos lächeln, und dann sitzt du da mit zwei schmelzenden Mudslides neben dir und weißt: Das ist es, das ist deine Essenz, dein Kern, dein Facebook-Profilbild.

Anzeige

Foto von dir, wie du in der Ferne am Strand stehst, den Rücken zur Kamera, ein Bein angewinkelt, die Statur voller Grazie, die Haut sonnengeküsst, du bist Zen, du hast deinen Körper perfekt unter Kontrolle, du bist mächtig, du bist glorreich, du bist du

Du hast eine App auf deinem Handy, die dir sagt, wie viele Tage es noch bis Weihnachten sind, und du hast einmal einen Blog über gesunde Ernährung gestartet, auf dem es drei richtige Einträge gibt (März '14, September '14 und April '15). Darin erzählst du etwa 800 Wörter lang, dass Wellness wichtig ist und wie gut du dich fühlst, seit du kein Brot mehr isst, abgerundet mit einem Pesto-Rezept.

Was zur Hölle stimmt nicht mit mir

Selfie von dir mit deinem Haustier, das offensichtlich gerade überhaupt keine Lust auf die Aktion hat

Was hat es eigentlich mit Haustieren auf sich? Sie zeigen, dass du kein Unmensch bist, dass du Verantwortung übernehmen kannst, dass du etwas am Leben halten kannst, das eigentlich kaum gehalten werden muss, und für diese Mühe belohnt dich das Tier mit treuer, bedingungsloser Liebe. Doch dann nimmst du diese Liebe in dich auf und presst sie zu etwas Hässlichem und Düsterem zusammen; du verwandelst die Liebe dieses kleinen Freunds in ein tiefes, perverses Verlangen nach Instagram-Likes.

Du zwingst das Tier dazu, mit dir für Selfies zu posieren, und sagst damit: "Ich alleine bin eines wertlosen Instagram-Likes nicht würdig. Ich kann meine Selfie-Liebe nur ausleben, indem ich durch die Anwesenheit meines Haustiers das Prinzip des Selfies untergrabe." Du sagst: "Ich bin nicht bedeutend genug für den Aufwand einer einzigen digitalen Fotografie, doch dieser unschuldige Hund/diese unschuldige Katze schon." Und das Tier ist auch gleichzeitig das einzige Lebewesen, das genug Geduld hat, sich mit dir eine 20-minütige Selfie-Session zu geben.

Anzeige

Einfach nur ein Bild von deinem Haustier

Du bist 55, deine Kinder sind alle erwachsen, und da sind nur noch du, die Katzen und das große leere Haus. Deine Tochter hat dir ein Facebook-Profil erstellt, aber du weißt nicht wirklich, wie man damit umgeht. Du hast all ihre Freunde geaddet und kommentierst jedes ihrer Updates. Aber niemand liket deine Kommentare jemals. Niemand scheint zu bemerken, dass du überhaupt da bist. Du bist ein Geist, der durch die Ritzen der digitalen Maschine gleitet. Doch die Katze hört dir zu. Auch wenn du inzwischen ein bisschen wunderlich geworden bist und teilweise als die Katze postest ("Ich wollte heute nicht raus, weil es geregnet hat, aber Papa hat mich gezwungen, weil ich das neue Sofa zerkratzt hab!")—trotz deiner Wunderlichkeit und Einsamkeit, und obwohl diese graue Beklemmung dich täglich früher und länger heimsucht: Die Katze hört dir zu.

Eigentlich ist dieser ganze Artikel ein Angriff von mir auf mich

Du mit einem Teller Essen, den du nicht selbst zubereitet hast

Oh wow, eine Person, die gerne zeigt, dass sie schöne Dinge mag! Ich wette, du hast auch ein echt ordentliches, Pinterest-würdiges Schlafzimmer und nach Präferenz sortierte Duftkerzen im Bad. Ich wette, dein Shampoo kostet 15 Euro die Flasche, denn das Zeug aus dem Supermarkt kommt dir nicht aufs Haupt. Und wie du Gnocchi kaufen kannst! Ganz großes Konsum-Kino. Memo an dich: Nur weil Dinge teuer sind, machen sie dich noch lange nicht kultiviert.

Du mit Sonnenbrille, obwohl du drinnen bist, mit über den Schultern geknotetem Pulli, wie du dich rückwärts gegen einen Kumpel lehnst, der eine Art Sid-Vicious-Punker-Schmollschnute zieht und seinen Arm um ein Mädel hat, das aus irgendeinem Grund eine Perücke trägt, und ihr seid alle total verschwitzt und auf Ecstasy

Auf dem Boden deines Schlafzimmers liegen zwischen 3 und 15 alte Pizzaschachteln und du glaubst tatsächlich, du könntest mit einem Umzug untertauchen und dich so vor deinen Studienschulden retten.

Ein Schwarz-Weiss-Foto von dir, wie du eine Kamera hältst

Du hast vor zwei Monaten mit dem Fotografieren angefangen, und auch wenn du noch nicht ganz verstanden hast, was es mit Belichtung auf sich hat, hast du deinen Facebook-Namen zu "Fotograf Tom Meyer" geändert, nachdem ein Typ in der Bowlingbahn meinte, du könntest nächstes Jahr seine Hochzeit fotografieren.

MOTHERBOARD: So überzeugte ein Hacker Facebook, ihm das Konto eines Wildfremden zu überlassen

Anzeige

Ein Meme oder Bild von einer Zeichentrickfigur, die "alles über dich sagt"

Du kommst mit der Realität nicht klar und wirst auch niemals mit ihr klarkommen.

Ein Foto, auf dem du einen Hut trägst

Eine gute Faustregel fürs Leben ist meiner Meinung nach, absolut jeder einzelnen Person, die auf ihrem Facebook-Profilbild einen Hut trägt, die Freundschaft zu kündigen. Das erspart dir viel zukünftigen Ärger.

Ein Foto von dir, wie du glücklich und vor Gesundheit strahlend einen Marathon vollendest und/oder einen anderen Sport ausübst, weil Typen, die für die Fußballliga nicht gut genug waren, aus irgendeinem Grund immer zeigen müssen, dass sie stattdessen gut werfen oder tacklen können, und Gott steh dir bei, falls du auf Facebook mit einem Kletterer befreundet bist

Das sagt "Ich mache Sport" aus, und das ist so ziemlich der Anfang und das Ende jeder Unterhaltung in deinem Leben, in der es nicht darum geht, wo du arbeitest, wie es bei der Arbeit läuft und wie es mit dieser Beförderung da aussieht.

Ein Foto, auf dem du den "Blumenkranz"-Snapchat-Filter trägst

Was du damit sagen willst: "Ich bin cool, ich habe Spaß, ich bin süß mit einem langen Ü, ich bin entspannt, meine Augen leuchten wie seltene violette Edelsteine, ich bin überirdisch und transzendent." Was du damit wirklich aussagst: "Ich musste das hier screenshotten, abspeichern, von meinem Handy auf die Cloud schicken, es wieder runterladen, in Photoshop ein bisschen anpassen, es wieder hochladen, zum Quadrat schneiden, es auf Facebook posten und es als mein Profilbild einstellen, damit es auf Tinder übernommen wird, denn verdammte Scheiße im Himmel, wenn ich nicht bald vögeln kann, krepiere ich jämmerlich an meiner Unzulänglichkeit." 1

Ein Foto von einem Party-Abend, an dem du vorher Facebook konsultiert hast—"Welches Outfit, Leute?" "Mädels mit großer Oberweite, bitte helft mir bei der Schuhauswahl!"—, dann hast du ein Selfie hochgeladen, damit die wartenden Facebook-Massen deine Wahl bewundern können (Bildunterschrift: "Eigentlich ganz OK"), dann bist du ausgegangen und hast nochmal acht Fotos davon hochgeladen (Bildunterschriften vorzugsweise mit Insider-Witzen aus ebendieser Nacht), und dann wird eins der Fotos zu deinem Profilbild, während du verkatert vom McDonald's-Frühstück aus postest, und da bist du, im schummrigen Licht, strahlend und jung und frisch, braungebrannt und straff und perfekt, obwohl wir alle wissen, dass das eine Lüge ist und du unfassbar lange daran arbeiten musstest, so auszusehen, und außerdem: Bist du erst einmal weggegangen oder so? So ein Tamtam, nur weil du mit ein paar Freundinnen in den Club gehst.

Auf dem Foto hältst du den Strohhalm deiner Wodka-Cola, während du den Kopf zurücklehnst und ein Bein elegant anwinkelst, so viel ist schon mal sicher.

Du trägst eine Sonnenbrille und einen schönen Mantel und stehst lächelnd vor einer Hausfassade und kratzt dich mit einer Hand am Hinterkopf

Werter Herr! Mir scheint, Sie sind ein Gentleman, der sich eines unkomplizierten Gemütes rühmen kann! Ja, diese Ladys von heute, mit ihren Selfies und ihren Augenbrauen—sehr eitel, nicht wahr? Sehr arrogant, diese Selfie-Kultur. Nein, gebt mir einfach ein gutes, altes, direktes Foto von einem Mann, der kein Aufhebens macht, vor einer Ziegelmauer, zu einer Seite blickend und sich am Hinterkopf kratzend. Das ist allemal besser als diese teuflischen Frauen mit ihren Spiegeln und ihrer Bildkomposition. Es hat etwas Edles, für ein Bild zu posieren, das eine andere Person geschossen hat! Diese Flittchen, die ihre Fotos selber machen, erwarten nur Schwefel und Höllenfeuer!

Anzeige

Du bei einer Kostümparty

Dieses Foto sagt Folgendes aus: "Ich habe zwei ganze Abende und etwa 100 Euro investiert und mir traumatische Kleberpistolen-Verbrennungen zugezogen und niemand auf der Party wusste überhaupt, wer Waluigi ist, also mache ich das jetzt zu meinem Profilbild, bis endlich jemand 'WALUIGI! Haha, Klassiker" kommentiert und daneben ein lachweinendes Emoji, oder bis ich 16 Likes habe. Welches auch immer zuerst eintritt."

Dein Partner/deine Partnerin umarmt dich, aber du wirkst dabei weniger enthusiastisch als er/sie

"Das machen Paare so", sagt deine bessere Hälfte. "Wir sind schon seit acht Monaten zusammen. Ich will einfach, dass die Leute Bescheid wissen. Ich will nicht, dass diese Nervensäge aus dem Büro dich nochmal zum Essen einlädt." Du schaust eigentlich hinter ihm/ihr vorbei auf den Fernseher. Du siehst auf. "Hm?" Dein Schatz seufzt. "Hey, ich will ja auch keinen peinlichen Beziehungsstatus-Kram oder so, aber ein nettes Foto von uns beiden ist doch nicht so viel verlangt?" Nein, nein. Natürlich nicht. Du sagst, du wirst es ändern. "Jetzt?" Du änderst es jetzt. Welches Foto denn? "Das von uns bei der Sonnwendfeier. Wir sehen süß aus." Ja, OK. Sicher. Du änderst das Profilbild. Ein paar Likes. Keine große Sache.

Es ist ein nettes Foto. Ihr zwei, wie ihr in die Kamera lächelt; eigentlich strahlt ihr sogar. Lehnt euch gegeneinander. Doch wenn du reinzoomst und dich ganz weit vorlehnst, dann siehst du da was in deinen Augen, oder? Ein schwacher grauer Schleier, eine gewisse Leere, nicht wahr? Bist du überhaupt noch … glücklich? Du hast in letzter Zeit ein bisschen nachgedacht, ob Zusammenziehen wirklich die beste Idee ist, aber—Nein, es … passt schon alles. Es gibt … nein. Passt schon. Mach dir keine Gedanken. Ignoriere es. Alles ist gut. Dir geht es gut.

1. Man beachte, wie der Hundefilter es noch nicht ganz auf Facebook geschafft hat, sondern lediglich Teil der Twitter-Welt ist. Falls du verzweifelt nach einem Thema für eine Soziologie-Abschlussarbeit suchst, lege ich dir diese Frage ans Herz: Warum Hunde auf Twitter und Blumenkränze auf Facebook? Ernsthaft, ich will es wissen. 14.000 Wörter bis zum Ende des Semesters, bitte.