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Paradise Papers

Die "Paradise Papers" zeigen, wie scheinheilig die Eliten sind

Sogar selbsternannte Bekämpfer der Armut helfen dabei, dass Menschen weiter arm bleiben.
MW
London, GB

Es gibt viele Gründe dafür, sein Geld in einem Offshore-Fonds anzulegen. Der verlockendste ist bestimmt die Geheimhaltung. Wer hat schon Lust darauf, andere Menschen an seinen Geschäften und Gewinnen teilhaben zu lassen?

Der aktuellste Leak heißt "Paradise Papers" – eine Anspielung auf die idyllische Lage der Steueroasen. Die Süddeutsche Zeitung ist im Besitz von mehr als 13 Millionen Dokumenten von zwei Offshore-Dienstleistern und den Handelsregistern von 19 Steuerparadiesen. In Zusammenarbeit mit dem International Consortium of Investigative Journalists und anderen Medien hat sie dieses Datenpaket ausgewertet.

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Die Ergebnisse enthüllen die Geschäfte einiger der weltweit mächtigsten Geschäftsmänner und Politiker. Zwar kann man ganz legal in Offshore-Steueroasen investieren, aber die Leaks deuten darauf hin, dass einige superreiche Prominente auch in zwielichtige Deals verwickelt sind – selbst die, die sich sonst für Chancengleichheit und Transparenz einsetzen. Die "Panama-Papers" von 2015 kosteten die Premierminister von Island und Pakistan ihre Jobs. Die Auswirkungen der neuen Enthüllungen sind noch nicht abzusehen, aber wir haben für euch schonmal die wichtigsten bisherigen Erkenntnisse zusammengefasst.


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Bono hat Teile eines litauischen Einkaufszentrums gekauft

Der U2-Frontman und selbsternannte Menschenfreund soll über ein in Malta ansässiges Unternehmen – dort zahlen ausländische Investoren nur fünf Prozent Steuern auf den Firmenumsatz – einen Anteil eines litauischen Einkaufszentrums gekauft haben. Rock'n'Roll!

Die Queen hat in eine dubiose Haushaltsgeräte-Handelskette investiert

Während die Königin von England vom Steuerzahler dafür bezahlt wird, den Buckingham Palace instand zu halten, hat sie in einen Fonds investiert, der Anteile von BrightHouse besitzt. Dabei handelt es sich um eine Handelskette, die Haushaltsgeräte mit Abzocker-Ratenzahlung an den (armen) Mann bringt.

Das Herzogtum Lancaster verwaltet das Privatvermögen der Monarchin und hat laut den Paradise Papers um die zehn Millionen Pfund in Offshore-Fonds auf den Kaimaninseln und Bermuda investiert. Zu diesen Fonds gehören auch Anteile an Unternehmen wie eben BrightHouse oder Threshers (ein Luxus-Wein- und Spirituosengeschäft, das mit 17,5 Millionen Pfund Steuerschulden pleite ging).

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Auf Nachfrage des Guardian gab das Herzogtum an, nichts von dem BrightHouse-Investement zu wissen. Die Queen sei schlecht beraten worden. Bei solchen Behauptungen klingt die Vorstellung von einer 100-Prozent-Steuer auf überschüssigen Reichtum, bei dem die Besitzer den Überblick verlieren, doch gar nicht mal so schlecht.

Es gibt noch mehr Verbindungen zwischen Russland und der Trump-Regierung

Donald Trumps Handelsminister Wilbur Ross wurden Geschäftsverbindungen zu Wladimir Putins Schwiegersohn nachgewiesen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass Ross "über eine Kette von Briefkastenfirmen auf den Kaimaninseln an der Reederei Navigator beteiligt" ist. Navigator wiederum unterhält lukrative Geschäftsbeziehungen zum russischen Energiekonzern Sibur, an dem auch Kirill Shamalow beteiligt ist, der Mann von Putins Tochter Katerina Tichonowa, so die Süddeutsche Zeitung.

Die Paradise Pipers enthüllten außerdem, dass zwei vom russischen Staat finanzierte Institutionen Hunderte Millionen US-Dollar in Facebook und Twitter investiert haben. Abgewickelt hat diese Geschäfte Juri Milner, der "2015 in einen Immobilienfonds investiert [hat], der teilweise Jared Kushner gehört" – dem Schwiegersohn und Chefberater von Donald Trump.

Justin Trudeaus Chef-Spendensammler machte windige Geschäfte auf den Kaimaninseln

Der amtierende kanadische Premierminister Justin Trudeau wurde auch gewählt, weil er versprach, die Reichen zu besteuern und gegen Steueroasen vorzugehen. Da sieht es dann nicht besonders gut aus, dass Stephen Bronfman, der Chef-Spendensammler für Trudeaus Liberale Partei, an einen Offshore-Trust auf den Kaimaninseln beteiligt ist. Dieser hat Schätzungen der öffentlichen Rundfunkanstalt CBC dem nordamerikanischen Land mehrere Millionen Dollar an Steuereinnahmen gekostet.

Solche Offshore-Trusts sind in Kanada legal, solange die Management-Entscheidungen nur innerhalb von deren Hoheitsgebiet getan werden. Laut CBC gibt es aber diverse Beispiele für Entscheidungen, die in Kanada und nicht auf den Kaimaninseln gefällt wurden. All das ist ziemlich problematisch für einen engen Vertrauten und Förderer eines Politikers, der einmal verkündet hat: "Steuervermeidung und Steuerflucht sind etwas, das wir sehr ernst nehmen."

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