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Festmahl

Ein Bündner fuhr ein Reh tot und packte es zum Essen in seinen Kofferraum

Was passiert, wenn ein Reh auf einen Dorf-Boss trifft.
Bild und Piktogram: Pixabay | Collage von VICE Media

Schneebedeckte Fahrbahnen und tiefe Täler: Die Strassen in Graubünden haben ihren ganz besonderen Charme während der Vorweihnachtszeit. In der Nacht können die Bergstrassen aber auch mal ziemlich gefährlich werden. Stell dir vor, du fährst nichtsahnend an im Scheinwerferlicht glitzernden Bäumen vorbei und plötzlich springt aus dem Wald ein kleines Bambi vor dein Auto. Vielleicht siehst du noch das letzte Funkeln in den Augen des Tieres, bevor du merkst, dass das Horrorszenario eines jeden Autofahrers unausweichlich wird. Während du aussichtslos zu bremsen versuchst, hoffst du innerlich, dass wenigstens die Windschutzscheibe hält und das Reh ohne grosses Leid sofort tot ist. Erprobte Bergfahrer wissen, was nach so einem Unfall zu tun ist: Nach einem Check, ob der Kühlergrill nicht völlig hinüber ist, rufst du den Wildwächter oder die Polizei und wartest, bis das arme Tier abgeholt und der Vorfall notiert wird.

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Oder aber du bist eher der Pragmatiker typischer Alpen-Art, wie es ein Typ aus Graubünden in der Nacht von Montag auf Dienstag war. Als ihm um 2 Uhr genau dieses Szenario widerfuhr, entschied er sich gegen den üblichen Amtsweg. In Gedanken wahrscheinlich schon beim bald anstehenden Weihnachtsessen, lud er das tot gefahrene Reh geistesgegenwärtig in seinen Kofferraum und nahm es mit zu sich nach Hause, um das Tier später "für sich selbst zu verwerten". Wie die Polizei Graubünden in einer Meldung berichtet, fand die Polizei am nächsten Morgen die Blutspuren im Schnee und begab sich mit einem Wildhüter auf die Suche nach dem flüchtigen Unfallfahrer. Fargo im Schweizer Hinterland.

Die Freude über den Rehrücken als Festmahl für Weihnachten währte nicht lange. Noch am gleichen Tag konnte die Polizei den flüchtigen Fahrer finden. Weil er die Leiche fast schon sprichwörtlich im Keller hatte, gestand er die Tat und wird jetzt von der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Der Tatort am Morgen danach | Foto von der Kantonspolizei Graubünden

Da stellt sich versierten Hobby-Detektiven natürlich sofort die wichtigste aller Fragen: Sind die Sherlocks von der Polizei und der Wildhüter wirklich einer Blutspur im Schnee gefolgt, die sie direkt zum Haus des hungrigen Täters geführt hat? Wie die Graubündner Polizei den Täter so schnell ermitteln konnte, wollte sie uns am Telefon nicht verraten. Stattdessen hüllte sie sich in mysteriöses Schweigen zu ihren treffsicheren Ermittlungsmethoden. Nur so viel wollte sie uns auf unserem Weg mitgeben: Das verendete Tier wurde beim Täter Zuhause gefunden, bevor dieser den Prozess der Verwertung einleiten konnte. "Der Wildhüter nahm sich des Kadavers an und entsorgte ihn fachgerecht", erklärte die Polizei. Die fachgerechte Entsorgung bedeutet in diesem Fall: Das Reh wird in einer Verbrennungsanlage vernichtet und darf nicht weihnachtlichen Festen seine letzte Ehre erweisen.

Die Polizei verriet zum Schluss noch, dass wir einem grösseren Phänomen auf der Schliche sind: Immer wieder würde es in den Bündner Bergen passieren, dass sich Personen nach Wildunfällen unerlaubt aus dem Staub machen. Insgesamt sei es im Jahr 2016 zu 848 Wildunfällen gekommen. Wir bleiben dran.

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