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Popkultur

Amazon-Kunden kauften über eine Stunde lang kostenlos ein und legten die Seite lahm

Der Versand-Riese könnte trotzdem davon profitieren.
Collage: VICE || Laptop: Pixabay || Amazon Logo modifiziert: Wikimedia | Amazon.com Inc. | Public Domain || Scheine: imago | Udo Kröner

OK, für den über 100 Milliarden Dollar reichen Amazon-Boss Jeff Bezos dürfte das, was am Mittwoch passiert ist, in etwa so schlimm sein, als würde uns beim Döneressen ein Zwiebelstück auf den Boden fallen. Aber für Kunden seiner Versand-Klitsche war es dennoch wie Geburtstag und Cybermonday in einem. Durch einen Gutscheinfehler konnten theoretisch Millionen Menschen kostenlos einkaufen.

Das Ganze funktionierte so: Amazon hatte in unermesslicher Güte eine Zehn-Euro-Gutscheinaktion in der Kategorie "Games" verkündet. An der Kasse wurden die zehn Euro automatisch abgezogen. Ein Mydealz-User fand einen Fehler im Gutschein und postete ihn in der Community: Wenn man ein weiteres Produkt in den Warenkorb legte und den "Games"-Artikel im letzten Schritt wieder löschte, blieb der Rabatt. Wichtig war nur, dass es keine Produkte von Marketplace-Händler waren, sondern durch Amazon verkaufte und versandte Ware. Wenn die Sachen weniger als zehn Euro kosteten, bestellte man also kostenlos. Das ließ sich beliebig oft wiederholen. Laut einem Branchenblog berichteten einige User sogar, dass man nicht mal den Umweg über die "Games"-Kategorie nehmen musste und die zehn Euro auch in anderen Sparten abgezogen wurden.

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Diese Lücke nutzten offenbar so viele Kunden, dass Amazon vor dem Traffic kapitulierte und sein Bestellsystem kurzzeitig offline nahm. Viele der Bestellungen wurden bereits versandt, vereinzelt berichteten Mydealz-User aber auch von Stornierungen. Etwa eineinhalb Stunden nachdem der Artikel auf der Rabattplattform online ging, meldete ein User: "Abgelaufen."

Amazon gibt grundsätzlich keine Geschäftszahlen heraus, deshalb können wir nur schätzen, wie groß die Verluste waren. Das Statistikportal Statista hat in einer repräsentativen Stichprobe im April 2016 herausgefunden, dass etwa 44 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig bei Amazon bestellen. Angenommen nur 0,1 Prozent dieser Leute haben den Gutscheinfehler genutzt, läge der Verlust bei etwa 440.000 Euro. Dazu kämen Kosten für Verpackung und Versand.

Das gilt allerdings nur dann, wenn die Leute lediglich Produkte bestellt hätten, die maximal zehn Euro kosteten. Unternehmen verschenken Gutscheine aber nicht, um die lieben Kinderlein froh zu machen, sondern um Umsatz zu generieren. Mit anderen Worten: Gutscheine sollen dich dazu bringen, Dinge zu kaufen, die du nicht brauchst. Wenn also besonders viele Kunden ihren Zehn-Euro-Rabatt genutzt haben, um sich endlich den "Beurer MC 5000 Deluxe Massagesessel" für 1.700,67 Euro zu kaufen oder die "Pulsar Helion XP50 Wärmebildkamera" für 3.869,31 Euro, hat Amazon doch wieder gewonnen.

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