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Lügen

Leute erzählen von Lügen, die sie richtig in die Scheiße geritten haben

"Die Bombe explodierte mit voller Wucht. Meine Ex tickte komplett aus, spamte mein Handy zu und drohte, meine Wohnung zu verwüsten."
Lügen, die Wahrheit, Du
Foto: imago | Panthermedia || Bearbeitung: VICE

Manche Menschen lügen schon, wenn du sie fragst, wann sie heute morgen aufgestanden sind. Andere fangen spätestens damit an, nachdem sie Sex mit deiner Cousine aus Hannover hatten, während du vollgefressen und selig auf der Couch nebenan geschlafen hast und sie am nächsten Morgen mit einem benutzten Kondom in der Sofaritze konfrontierst. Aber egal, wie und warum Menschen lügen, fest steht: Sehr viele tun es – und Männer besonders oft.

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Forscher vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung haben herausgefunden, dass 42 Prozent der Männer und 38 Prozent der Frauen lügen. Falls du dich jetzt fragst, ob der 20-jährige Fuckboy aus der Bar letzte Woche auch dazu gehört: gut möglich. Junge Menschen lügen laut der Studie besonders oft.

Lügen können verlockend sein. Man kriegt die Wohnung nur mit regelmäßigem Einkommen? Kein Problem, ich bin Bankangestellte in Festanstellung. Der Hund hat Gummibärchen gekotzt? Komisch, ich hab ihm nur ein bisschen Trockenfutter gegeben.

Wenn man Glück hat, kommen solche Lügen einfach niemals raus. Falls doch, geht das oft böse aus. Wir haben Menschen gefragt, mit welchen Lügen sie sich mal richtig in die Scheiße geritten haben.

Maria, 24

Als ich in der 7. Klasse für eine Woche im Landschulheim war, sollte ich einer Mitschülerin sagen, dass der Mädchenschwarm aus unserer Klasse auf sie stehen würde und mit ihr zusammen sein wolle. Das war der Plan von mir und meiner Mädchen-Gang, die andere in der Klasse immer verarscht hat. Als die Mitschülerin gemerkt hat, dass ich gelogen habe, ist sie in Tränen ausgebrochen. Ein paar Tage später klingelte das Telefon. Meine Klassenlehrerin. Sie wollte meine Eltern sprechen. Nach dem Telefonat stellten mich meine Eltern zur Rede: "Stimmt es, dass du andere mobbst?" Ich versuchte mich zu erklären, aber die Lehrer hatten sich schon dazu entschieden, mich von der Schule zu werfen. Und das alles nur wegen einer – zugegeben, sehr blöden und unnötigen – Lüge. Am Ende konnte meine Mutter den Schulleiter zum Glück davon überzeugen, dass es nur eine einmalige Sache war und nie wieder vorkommen wird.

Marvin, 25

Als ich 13 war, habe ich meinem besten Freund Pokémon-Spiele für den Game Boy abgezogen. Als seine Mutter mich mit den fehlenden Spielen konfrontiert hat, habe ich behauptet, ich hätte damit nichts zu tun. Trotzdem hatte ich danach Schiss, dass die ganze Sache auffliegt. Ich musste die Spiele verschwinden lassen. Ich hab sie in den Fluss gepfeffert, im Blumenbeet vergraben und in einem Behälter voller Kaffeebohnen versteckt, der bei uns zu Hause stand. Niemand hat die Spiele je gefunden, aber mein bester Freund durfte nie wieder mit mir spielen.

Nico, 28

Winter 2015. Ich war auf eine Party eingeladen, auf die ich unbedingt gehen wollte. Aber ich kämpfte immer noch mit einer Magen-Darm-Grippe. Sollte ich zu Hause bleiben? Ach Quatsch, sagte ich zu mir vor dem Spiegel, meinem Bauch geht's fast wieder gut, das passt schon. Das war eine Lüge. Bloß realisierte ich ich das vor Ort zu spät. Viel zu spät.


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Rebecca, 26

Als ich mit zwölf aufs Gymnasium in der Stadt kam und mittags nicht mehr zu Hause essen konnte, fingen meine Eltern an, mir jeden Morgen fünf Euro für Essen zu geben. Besonders mein Vater war sehr streng. Er pochte darauf, dass ich das Geld für mein Mittagessen ausgebe – und nicht für Süßigkeiten und anderen Kram. Ich kam jedoch gerade in die Pubertät und wurde zu einem rebellischen Teenager – der eben auch mal log. Ich fing an, das Mittagspausengeld zu sammeln und mir davon knappe Oberteile, Billigschmuck und falsche Nägel zu kaufen. Manchmal verwendete ich es auch, um das Guthaben auf meiner SIM-Karte aufzuladen. Es dauerte allerdings nicht lange, bis mein Vater anfing, mir Fragen zu stellen. Ich log, meine zwei Jahre ältere beste Freundin hätte mir ihre alten Sachen überlassen. Bei den Fingernägeln kaufte er mir die Geschichte natürlich nicht ab. Er war so wütend, dass er mit mir in den Garten ging, mich zwang, die Plastiknägel einzeln abzuziehen. Dann zündete er die Dinger an. Mir machte das so viel Angst, dass ich das Geld ab dem Tag tatsächlich immer sinnvoll in Essen investiert – und mir für andere Lebensbereiche bessere Lügen ausgedacht habe.

Falk, 26

Die Beziehung mit meiner Ex verlief anfangs gut. In ihrem Freundeskreis, der auch zu meinem wurde, war allerdings auch eine Frau, die ich vorher schon "ganz nett" fand. Irgendwann ging meine damalige Freundin für ein Jahr nach Amerika. Ich hatte damals mit Panikattacken zu kämpfen. In unseren Skype-Gesprächen wurde deutlich, dass sie mich nicht verstand und der Meinung war, ich würde mir keine Mühe geben, die Angstzuständen loszuwerden. Eines Abends ging ich mit meinen Freunden aus. Irgendwann wollte die Frau, auf die ich vorher stand, mit mir über Beziehungsprobleme reden. Da wurde mir plötzlich klar, wie verliebt ich in sie war. Sie war eine der wenigen, die sich zu dieser Zeit wirklich mit mir auseinandersetze. Wir fuhren alle zu einem Freund, um dort zu übernachten. Sie ging irgendwann ins Bett.

Auf Facebook hatte ich eine geheime Gruppe für mich und meine Freundin erstellt, die in der Zeit eine Art Tagebuch für uns war. Sie war zu dem Zeitpunkt in Amerika auf einem Roadtrip und konnte nur das WLAN im Motel nutzen. Das sei auch der Grund, wieso sie nicht regelmäßig in unser Tagebuch schreiben und meine Einträge lesen könne, sagte sie damals. Als ich bei Facebook surfte, sah ich aber, dass sie ein Bild von ihrem Ex-Freund gelikt hatte. Getrieben von dieser Enttäuschung ging ich zu der einzigen Person, die mir zu diesem Zeitpunkt emotional und örtlich nah war. Was dann passierte, kann sich jeder denken.

Es war eine einmalige Sache, ich blieb mit meiner Freundin zusammen. Aber natürlich merkte sie, dass es eine gewisse Spannung zwischen mir und meiner "besten Freundin" gab. Eines Abends konfrontierte sie mich. Und jetzt kommen wir zur Lüge, die eigentlich zwei Lügen waren. Ich sagte meiner Freundin, dass ich nie etwas mit unserer gemeinsamen Freundin hatte – und auch nie mit ihr habe würde, weil sie scheiße aussehen würde und eine schreckliche Stimme hätte. Ein halbes Jahr später trennten wir uns freundschaftlich, weil wir beide fürs Studium in unterschiedliche Städte zogen. Leider kam meine Ex auf die Idee, sie anzuschreiben und zu fragen, ob da wirklich nie was zwischen uns war. Sie erzählte ihr von unserer Nacht. Die Bombe explodierte mit voller Wucht. Meine Ex tickte komplett aus, spamte mein Handy zu und drohte, meine Wohnung zu verwüsten. Außerdem sagte sie meiner Freundin, was ich damals über sie gesagt hatte. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass das damals eine Notlüge war und ich sie weder hässlich noch ihre Stimme scheiße fände. Ihr war das egal. Zurück in der Heimat wurde ich von meiner Ex mit ordentlichen Ohrfeigen in Empfang genommen. Von meiner ehemaligen besten Freundin habe ich nie wieder gehört.

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