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Porno-Industrie

Eine Pornofirma will dein Gesicht in ihre Filme schneiden

"Deep Fakes" sollen das ultimativ individuelle Pornoerlebnis ermöglichen. Für "optimale Ergebnisse" musst du den Produzenten dein bestes Orgasmus-Face schicken – und ein paar tausend Euro.
Foto: imago | Westend61 | bearbeitet

Es heißt ja, die Pornobranche sei immer vorne dabei, wenn es um die Verbreitung und Vermarktung neuer Technologien geht. Sie half schon, DVDs, Online-Bezahldienste und Streaming-Plattformen extrem schnell extrem beliebt zu machen. Jetzt entdecken die Pornoproduzenten den nächsten Hype für sich: künstliche Intelligenz. Die soll Pornos "individueller" machen: Bald schon soll es möglich sein, das Gesicht des Partners oder der Partnerin mitten in die Action reinschneiden zu lassen. Oder eben das eigene Gesicht, was dann auch ein prima Weihnachtsgeschenk für die ganze Familie wäre.

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Diese bislang ultimativ individuelle Porno-Erfahrung will die Produktionsfirma Naughty America liefern. Die Technik dahinter heißt "Deep Fakes", weil letztlich Gesichter mithilfe sogenannter Deep-Learning-Algorithmen ausgetauscht, die Original-Inhalte also gefälscht werden. Nur dass man eben nicht selbst selbst mühsam Hand anlegen und jede Einstellung ersetzen muss, sondern eine Software den Job übernimmt: Man füttert sie mit möglichst vielen Bildern und Videos. Die Algorithmen besorgen den Rest und ersetzen die Gesichter des Originalvideos mit den neuen.


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"Deep Fakes" sorgten erstmals Anfang des Jahres für Diskussionen: Auf Reddit hatten Nutzer kurze Clips gepostet, in denen sie mit selbstentwickelter Software Schauspielerinnen wie Gal Gadot in Pornoszenen schnitten – Rule 34 lässt grüßen. Und weil die ebenfalls angebotene Software viel einfacher zu bedienen war als professionelle Schnittprogramme, versuchten sich schnell zahlreiche, wohl vor allem männliche Redditors, an neuen, expliziten Schöpfungen. Die waren zwar meist mehr scary als sexy, aber in der Debatte um Revenge Porn und Fake News machten "Deep Fakes" schnell Schlagzeilen – bis das entsprechende Subreddit geschlossen wurde.

Die Pornobranche wittert trotzdem das große Geschäft (vor allem, weil Gummipuppen, die sich wie das pralle Leben anfühlen, immer noch auf sich warten lassen): Wie Naughty America auf seiner Website schreibt, sollen die Kunden für die "Deep Fakes" entweder das eigene Gesicht oder das eines "einwilligenden Partners" zu einer "besonderen Fantasie" hinzufügen können. Übersetzt: Gesicht aus Fotos und Videos sollen das Gesicht eines Darstellers oder einer Darstellerin ersetzen. Optional kann man die Handlung gleich ins heimische Schlafzimmer verlegen: Im Hintergrund ist dann nicht mehr die sterile Porno-Villa in Los Angeles zu sehen, sondern die Ikea-Kommode, auf der sich die leeren Wasserflaschen vom Discounter sammeln.

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Preise zwischen Hunderten und Tausenden Dollar

Wie Variety schreibt, gibt Naughty America den interessierten Pornofans entsprechende Anweisungen, damit das Ergebnis auch einigermaßen echt wirkt und kein verstörender Pixelmatsch herauskommt. Dazu gehören "spezifische Gesichtsausdrücke" für "optimale Ergebnisse". Wir können uns in etwa denken, was damit gemeint ist – und wie viel Spaß das alles erst in der Praxis machen muss: "Du Schatz, kannst du mich gerade noch einmal von halbunten rechts filmen, während ich komme?"

Nicht vorstellen können wir uns dagegen, wie sich die Leute in der Rechtsabteilung von Naughty America fühlen werden, die jede Einsendung sichten und dabei überprüfen müssen, ob die aufgenommen Personen tatsächlich der Verwendung zugestimmt haben. Wie das gehen soll und was die Mitarbeiter denken, wenn sie stundenlang Orgasmus-Faces und Dirty Talk unbekannter Typen und Frauen ertragen müssen, konnte die Firma bislang nicht beantworten. Auch die Preise stehen noch nicht fest, das IT-Portal The Verge schreibt von "wenigen hundert Dollar" für einen "einfachen Edit" bis hin zu Tausenden Dollar für "komplizierte Änderungen".

Andreas Hronopoulos, CEO der Produktionsfirma, glaubt jedenfalls an das Potenzial: "Anpassung und Individualisierung sind für uns die Zukunft", sagte er im Gespräch mit Variety. Das gelte nicht nur für Pornostreifen, sondern für die gesamte Unterhaltungsindustrie. Den nächsten Schritt hat er schon im Kopf: Darsteller und Darstellerinnen sollen auf Wunsch auch die Namen von Kunden oder bestimmte Sätze in die Kamera flüstern.

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