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Weinstein gab Angestellten einen 500-Dollar-Bonus, damit sie seinen Potenzmittel-Vorrat aufstocken

Neue Aussagen ehemaliger Mitarbeiterinnen zeigen, wie sehr das verstörende Verhalten des Chefs ihren Arbeitsalltag beeinflusste.
Drew Schwartz
Brooklyn, US
Foto: Yann Coatsaliou | AFP | Getty Image

Der neuste explosive New York Times-Artikel zur Causa Harvey Weinstein zeigt nicht nur, wie der Filmmogul Journalisten und Agenten dazu brachte, die Spuren seines übergriffigen Verhaltens zu vertuschen. Er machte seine Mitarbeiterinnen auch ungefragt zu Komplizinnen.

Während ihm einige seiner Angestellten, wie Emily Nestor, vorwerfen, selbst Opfer seiner sexuellen Übergriffe geworden zu sein, wurden andere mit unangenehmen Aufgaben während ihrer Arbeitszeit beauftragt. Sie mussten zum Beispiel den Potenzmittelvorrat ihres Chefs aufstocken. Die ehemaligen Mitarbeiterinnen Sandeep Rehal und Michelle Franklin sagten gegenüber der Times, dass sie losgeschickt wurden, um potenzsteigernde Injektionslösungen zu kaufen. Weinstein habe diese sogar mit der Firmenkarte bezahlt, berichten die Frauen. Rehal sagt auch, dass sie die Spritzen in ihrem persönlichen Schreibtisch lagern und gelegentlich zu Hotels bringen musste, in denen sich ihr Chef mit Frauen getroffen habe. Ein Job, der wohl mit einem Bonus von 500 US-Dollar belohnt wurde.

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Franklin wiederum sagte gegenüber der Times, dass sie oftmals Frauen zu Weinsteins Hotelzimmern eskortieren musste. Die Aufgabe sei ihr aber zunehmend unangenehm geworden, als sie bemerkte, wie verstört die Frauen diese Treffen wieder verließen. Sie habe Weinstein schließlich wegen der ungewöhnlichen Aufgabe konfrontiert und ihm gesagt: "Das ist nicht mein Job und ich will das nicht tun." Kurz darauf sei sie gefeuert worden.


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Rehal und eine weitere Ex-Mitarbeiterin, Lauren O'Conner, gaben an, dass sie ihren Chef 2015 zur Sexsucht-Therapie begleiten mussten. Rehal berichtete außerdem, dass sie Weinstein ein Apartment mieten und es mit Reizwäsche, Bademänteln und Blumen bestücken musste.

"Du wirst dir mit jedem Mal mehr bewusst, was da alles vor sich geht. Und dann realisierst du plötzlich, hinter was du da eigentlich herräumst. Du willst niemandem – Freunde, Familie, Eltern – erzählen, was für einen Job du eigentlich machst", sagte Rehal der Times.

Weiteren Ex-Angestellten der Weinstein Company zufolge tat die Personalabteilung des Unternehmens ihr Bestes, um Weinstein zu schützen und Beschwerden der Mitarbeiter abzutun. Anwälte wie Steve Hutensky – der den Spitznamen "Der Saubermacher" hatte – verfasste strenge Verschwiegenheitsverträge, die Angestellte davon abhielten, auch nur ein Wort über Weinstein, seine Familie, Freunde und Geschäftspartner zu sagen. Ansonsten hätten enorme Geldstrafen gedroht.

Selbst als hochrangigere Mitarbeiter versuchten, wegen Weinsteins Verhalten die Alarmglocken läuten zu lassen, kamen sie aufgrund massiver Einschüchterungen wohl nicht weit. Amy Israel, eine ehemalige Führungskraft von Miramax, sagte gegenüber der Times, dass Harvey Weinstein und sein Bruder Bob "Angst, Einschüchterung, psychischen und emotionalen Missbrauch" dazu verwendet hätten, ihre leitenden Angestellten davon abzuhalten, sein Verhalten innerhalb des Unternehmens zu thematisieren.

"Als Beobachterin des Missbrauchs ließ dich die Furcht verstummen, dass du das nächste Ziel werden könntest", sagte sie der Times. "Die einzige Alternative schien es zu sein, die Kündigung einzureichen – alles hinzuwerfen, wofür du so lange gearbeitet hattest, und einfach abzuhauen."

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