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Popkultur

Im russischen Netz traten Neonazi-Frauen beim "Miss Hitler 2018" Schönheitswettbewerb an

Unter den Kandidatinnen waren Miss "Edel Weiss" und "Miss Eva Braun".
Archivierter Screenshot von VK.com, bearbeitet

Ein weißes Krankenschwester-Kostüm, das gerade so den Hintern bedeckt, weiße Strapse, ein Mundschutz und eine Hakenkreuzbinde – alles mit roter Farbe bespritzt. Dazu ein erhobener rechter Arm, die Hand flach ausgestreckt, und ein Panzer-Poster im Hintergrund. Das ist das Bewerbungsfoto von "Miss Nurse Hatchet" für einen Online-Schönheitswettbewerb, den sich Joseph Goebbels nicht besser hätte ausdenken können, wenn es zu seiner Zeit schon Internet gegeben hätte. Bei dem "Miss Hitler 2018 Contest" konnten Internetnutzer bei VKontakte (VK), der russischen Variante von Facebook, darüber abstimmen, welche Dame die schönste im ganzen Neonazi-Reich ist. Blöd nur, dass noch bevor eine Siegerin feststand, die Seite gelöscht wurde, weil sich zu viele Menschen über den Wettbewerb beschwert hatten.

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Einige Profile der Teilnehmerinnen so wie das von "Nurse Hatchet" sind allerdings noch aktiv. Sie verwendet bei VK als Profilfoto die Zeichnung einer Frau mit Hakenkreuzbinde, die eine Hakenkreuz-Fahne trägt. Eine andere Teilnehmerin, die sich "Edel Weiss" nennt und deren Profil ebenfalls noch online ist, posiert auf einem Bild vor einem roten Wandteppich mit Hakenkreuz und Reichsadler. In ihrer "Bewerbung" für "Miss Hitler" schreibt sie, dass sie 20 Jahre alt sei und in Venedig lebe, aber ihr Blut "mehr als das" sei: Sie sei stolz sagen zu können, eine Cousine fünften Grades von David E. Lane sein, einem amerikanischen Rechtsextremisten. Ihr Post bekam 61 Likes, ein Nutzer kommentierte es mit: "Got my vote sister 88", die Zahl steht für "Heil Hitler".


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Auch eine "Miss Eva Braun" – mit Hakenkreuz und Reichsadler-Tattoo auf dem Rücken – war unter den Teilnehmerinnen und zwei Frauen, die angeben aus Deutschland zu sein: "Miss Skuld", die auf ihrem platinblonden Haar eine schwarze Mütze mit Reichsadler-Anstecker trägt, und "Miss Ursula Hitzenbichler", die angibt, aus Mainz zu stammen. Auf einer Collage, die aussieht, als hätte sie Photoshop-Philipp persönlich zusammengebastelt, ist die rund 60-jährige Frau neben einem Hakenkreuz, dem SS-Schriftzug, Panzern und der Deutschlandfahne zu sehen. Ihr Profilfoto zeigt einen Kreuzritter und den Schriftzug: "Proud Enemy of Islam".

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"Edel Weiss" wäre gerne "Miss Hitler 2018 geworden, doch der Contest wurde vorher gestoppt

Eine Adolf-Hitler-Seite, die inzwischen ebenfalls gelöscht ist, startete den Wettbewerb am ersten September auf VK.com – nach eigenen Angaben hat das Netzwerk etwa 100 Millionen Nutzer. Bis zum 10. September stimmten 509 Menschen für die Frauen ab – zumindest posteten das die Veranstalter des Wettbewerbs auf ihrer Seite.

Die Organisatoren des Schönheitswettbewerbs sollen laut der britischen Boulevard-Zeitung The Mirror geschrieben haben, ihr Ziel sei die Hilter-Kultur fördern, Interaktion in der Hitler-Community zu voranzutreiben, die Schönheit der Hitler-Kultur zu zeigen und dafür Frauen "zu beschützen und zu verteidigen". Mit einem Foto, auf dem elf Frauen den Hitlergruß zeigen, riefen sie dazu auf, sich zu bewerben.

Seit 1. September konnten Frauen ein Foto von sich, zu dem sie der NS inspiriert hatte, einreichen

Mehr als 500 Beschwerden sind bei VK laut dem Mirror über den Wettbewerb eingegangen, weshalb das Netzwerk die Seite schließlich löschte. Stellt sich die Frage, warum es die Profile von "Miss Ursula Hitzenbichler" und Co. nicht gleich mit auflöste. Tatsächlich gilt VK.com, seit Facebook stärker gegen Hass im Netz vorgeht, weltweit als Sammelbecken für Neonazis und Extremisten.

Schnell lassen sich dort Gruppen finden, in denen sich Rechtsextreme tummeln. Zum Beispiel "Wir Nazis hassen alle Juden", 133 Mitglieder stark, in der Info steht "Juden töten im Gasraum mit Zyklon B ist kein Mord, es ist eine Erlösung". Die Mitglieder stammen zum Teil Großteil aus Russland, aber auch Deutsche sind darunter zum Beispiel eine Frau, die sich Simone Krüger nennt und als Profilbild ein schwarz-weiß-rot gestreiftes Herz verwendet. Es gibt auch eine Gruppe, die sich "Hitler Nazi Kameradinnen" nennt und deren Banner-Foto Hitler zwischen streng gescheitelten Soldaten in brauner Uniform zeigt.

Zwar steht in den Nutzungsbedingungen des Netzwerks, dass Faschismus, Rassismus, Diskriminierung und Aufrufe zur Gewalt verboten seien. So wie bei Facebook gibt es auch die Möglichkeit, Beiträge und Kommentare zu melden. Nur setzt das Netzwerk seine eigenen Regeln offensichtlich nicht durch. Der Bundesverfassungsschutz weiß, dass sich bei VK Rechtsextreme aktiv sind. Eine Etablierung VKs "als das vorrangig genutzte soziale Netzwerk deutscher Rechtsextremisten" sei jedoch bis heute ausgeblieben, sagte eine Sprecherin des Verfassungsschutzes zu Meedia. Der Grund sei, dass eine Vielzahl an digitalen Kommunikationswegen gebe.

Mit dem Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, der möglicherweise nicht mehr allzu lange im Amt ist, solidarisiert sich die Hitler-Contest-Teilnehmerin Ursula Hitzenbichler übrigens mit dem Hashtag #wirsindmaaßen auf VK. Hitzenbichler schreibt dort auch, dass ihr Profil bei Facebook mal wieder für 30 Tage gesperrt sei: "Warum man zu N**** nicht N**** sagen darf, bleibt für immer das Geheimnis von FB".

Vielleicht hilft ihr dieser Artikel als Erklärung. Anders als VICE hat sie den Begriff natürlich ausgeschrieben.

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