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Fridays for Future

Martin Sonneborn schreibt demonstrierenden Schülern Entschuldigungen

"Dem/der Schüler/in war einfach nur so privat unwohl", mit Klimademos hat das aber natürlich nichts zu tun. Trotzdem: SORRY!
Martin Sonneborn und Entschuldigungsschreiben für Schülerdemonstranten
Entschuldigungsschreiben von Martin Sonneborn || grinsender Sonneborn: Pacific Press Agency | imago

Früher hing man freitags in der Schule auf dem Stuhl und wünschte sich die Zeiger der Uhr mit intensiven Blicken beschleunigen zu können. Heute hocken viele Schülerinnen und Schüler freitags gar nicht mehr in der Klasse, sondern demonstrieren gegen den Klimawandel. "Fridays for Future" nennen sie das und organisieren sich dafür zu Tausenden von Berlin bis Denver. Losgetreten wurden diese globalen Demos von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg, die eines Freitags lieber im schwedischen Parlament auf die Erderwärmung aufmerksam machen wollte, als zur Schule zu gehen.

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So richtig erlaubt ist das natürlich nicht, Schulpflicht und so, und diese Demos sind nunmal keine gemeinsame Exkursion des Politik- und Erdkundeunterrichts und zählen nicht als Schulveranstaltung. Aber dafür gibt es jetzt eine Lösung: Entschuldigungsschreiben von Martin Sonneborn, EU-Parlamentsabgeordneter, Satiriker und Die PARTEI-Politiker.

Das inoffiziell-offizielle Entschuldigungsschreiben kann jeder als PDF auf Sonneborns Website runterladen. Das Praktische: Man muss nur noch den eigenen Namen eintragen und wird sogar nachträglich entschuldigt. Und hey, eure Eltern bleiben aus dem Schneider.

Sonneborn bestätigt in seinem Schreiben mit seriösem Europaparlament-Logo, dass dem Schüler oder der Schülerin unwohl war. "Allerdings nicht etwa beim Gedanken an seine (und Ihre!) Zukunft in einer vollständig zerstörten, verseuchten, erschöpften und abgenutzten Welt, nein, nein!" Mit Klimademos habe das nichts zu tun. Das würde als Entschuldigung nämlich nicht gelten. Es sei aber nicht böse gemeint, und ein großes "SORRY!" falls es bei den Lehrkräften Gefühle verletzt haben sollte, wenn ihnen im Klassenzimmer nur gähnende Leere entgegen schlug. Den Schülerinnen und Schülern war "einfach nur so privat unwohl". Und das könne öfter vorkommen an einem Freitag. "Ist normal in dem Alter."

Eigentlich ist es eine gute Idee, dass Probieren über Studieren geht. Nur bleibt die Schulpflicht leider eine Pflicht. Und wer freitags (wenn auch für den guten Zweck) schwänzt, und minderjährig ist, entzieht sich dieser gesetzlichen Schulpflicht. Im schlimmsten Fall kann einen dann sogar die Polizei zurück auf die Schulbank chauffieren, wie es Beamte mit einem 10-Jährigen aus Bad Staffelstein am Mittwoch vorhatten. Der war nur leider weder zuhause noch auf der Demo, sondern mit seinen Eltern schon im Winterurlaub. Die Eltern dürfen sich nun über ein Bußgeld freuen.

Wer nicht Greta Thunberg heißt, sollte dann doch lieber seine Erziehungsberechtigten beknien, der Schule zu erklären, dass Streiken nicht Schwänzen ist. Und, dass doch alles für eine gute Sache ist.

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