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Kunst

Dieses Künstlerpaar behauptet, für das "Hollyweed"-Zeichen verantwortlich zu sein

Zach Fernandez und Sarah Fern sagen, sie hätten den berühmten Schriftzug lediglich mithilfe von etwas Stoff und Klammern umgestaltet.
Foto: Jamie Lee Curtis Taete

Keine Ahnung, ob du es schon mitbekommen hast, aber 2016 ist bei den meisten Menschen nicht ganz so gut weggekommen. Kein Wunder also, dass diese Menschen nach jedem noch so kleinen Hoffnungsschimmer Ausschau halten, der darauf hindeutet, dass dieses Jahr besser wird als das vorherige. Dieser Hoffnungsschimmer kam nun in Form einer Nachrichtenmeldung am Neujahrstag, das irgendwelche Schlingel L.A.s berühmten Hollywood-Schriftzug zu "Hollyweed" geändert hatten.

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Die Modifikation, eine Hommage an die Original-"Hollyweed"-Aktion von 1976, ließ nicht wenige darüber rätseln, wie jemand eine solche Aktion an dem berüchtigt-unzugänglichen Wahrzeichen durchführen konnte.

VICE hat mit zwei dort lebenden Künstlern gesprochen, die behaupten, für die Aktion verantwortlich zu sein: Zach Fernandez und seine Kreativpartnerin/Ex-Frau, Sarah Fern. Fernandez macht Kunst unter dem Namen Jesus Hands und dieser Name ist auch auf einer Nahaufnahme des Schriftzuges zu lesen.

Sarah Fern und Zach Fernandez | Foto mit freundlicher Genehmigung von Zach Fernandez

VICE: Warum habt ihr den Schriftzug verändert?
Fernandez: Ich habe das Original-"Hollyweed"-Zeichen beim Instagram eines Kumpels gesehen und mich gefragt, ob das einfach nur eine Bildbearbeitung ist. Dann fand ich aber heraus, dass Danny Finegood, ein Kunststudent an der Cal State Northridge, das Wahrzeichen für ein Uniprojekt geändert hatte. 1976 hatte Kalifornien gerade seine Cannabis-Gesetze gelockert und seine Aktion sollte das würdigen. Er bekam für sein Projekt eine 1. Das inspirierte mich. Ich recherchierte also weiter und fand heraus, dass er über die Jahre weitere Installationen mit Freunden gemacht hatte. Leider ist er vor zehn Jahren gestorben. Auf das linke "O" habe ich deswegen "a tribute to Mr. Finegood" geschrieben. Der eigentliche Anlass für die Aktion ist allerdings, eine Diskussion in Gang zu setzen.
Fern: Durch die Wahl war es für uns klar. Die Idee schlummerte bereits in uns, aber das Wahlergebnis gab dann den letzten Anstoß.

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Die Wahl ging zugunsten einer Reform des Marihuana-Gesetzes aus. Ihr nehmt das als Ausgangspunkt, um über die anderen Folgen davon zu sprechen?
Fernandez: Ja. Ein guter Freund hat mir gesagt, dass es wichtig ist, Situationen in neues Licht zu setzen, damit man auch das Positive sieht—egal, wie schlimm die Umstände auch sind. Ich bin immer dafür, etwas Positives in die Welt zu setzen oder Menschen von der Negativität oder den schlechten Seiten des Lebens wegzubringen. Dafür gehe ich auch gerne ein kleines Risiko ein. Mir ist nur wichtig, dass die Message klar ist. Es geht darum, jung zu sein und zu bleiben, und das Leben in seiner reinsten Form zu genießen. Ich würde sagen, dass mir das mit diesem Projekt auch gelungen ist.

Wie habt ihr euch auf die Aktion vorbereitet und wie habt ihr sie durchgeführt?
Fernandez: Ich habe den ganzen körperlichen Kram gemacht. In den Berichten zu den Aufnahmen der Überwachungskamera steht etwas von "Mann in Schwarz", aber ich hatte eine Tarnjacke an und war auf Regen vorbereitet. Ich hatte sogar auf Regen gehofft, weil eine Störung dann unwahrscheinlicher ist.
Fern: Ich hatte mehr mit der Konzeption des Ganzen zu tun. Ich habe die Vision umsetzbar gemacht. Wir mussten sicherstellen, dass wir alles genau durchgeplant hatten—dass die Maße stimmen und so weiter. Wir hatten kein großes Budget zur Verfügung und waren sehr sparsam. Wir hatten ein paar alte Fotohintergründe rumfliegen und ergänzten sie nach Bedarf um ein paar Tücher und nähten alles zusammen.

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Foto: Jamie Lee Curtis Taete

Gibt es die Maße des Schriftzugs im Internet oder so?
Fern: Zach fand Höhenmaße für die Buchstaben. Davon ausgehend haben wir uns einfach jedes Bild angeschaut, das wir finden konnten, und die Größenverhältnisse bestimmt. Wir haben dabei versucht, uns etwas Spielraum zu geben.

Wie war die eigentliche Anbringung?
Fernandez: Es gibt Leitern an beiden Seiten der Buchstaben, aber die fangen zu weit oben an. Ich musste also erst sechs Meter hochklettern, nur um an den Fuß der Leiter zu gelangen. Dann war der zweite Buchstabe noch höher und schaukelte, also musste ich mich selbst von dem Seil losmachen, das ich auf dem ersten Buchstaben benutzt hatte, und es rüberschwingen.

Du hast dich wie Tarzan zwischen den Buchstaben des Hollywood-Zeichens hin und her geschwungen?
Fern: Nein. Er war auf einem Buchstaben und musste das Seil über den anderen Buchstaben nach unten werfen.
Fernandez: Es war trotzdem viel Arbeit. Ich habe insgesamt zwei Stunden gebraucht. Es war anstrengend! Dein Adrenalin pumpt und wenn es aufhört, landest du richtig hart. Wir haben vorher zusammengearbeitet, alles zusammengepackt und versucht, es möglichst simpel und einfach zu halten. Es geht mir nicht darum, "Vandalismus" zu betreiben. Ich habe den Begriff heute oft in den Nachrichten gehört.
Fern: Ja, er hat nur Klammern verwendet und das Tuch festgesteckt, damit sie es leicht wieder entfernen können.

Glaubt ihr, dass ihr nach dem Interview Probleme bekommt?
Fern: Manchmal geben sie einem eine kleine Strafe—so nach dem Motto: "Wir müssen das tun, denn wenn ihr damit durchkommt, dann kann das jeder." Ich verstehe das und wir haben kein Problem damit.
Fernandez: Manchmal musst du die Konsequenzen akzeptieren, wenn du eine Konversation in Gang setzen möchtest. Ich setze mich sehr für Marihuana ein. Ich habe zum ersten Mal mit 12 gekifft. Meine Schwester und ihr Freund haben mir eine Bong hingestellt und mich super dicht gemacht. Dann hatten wir für zwei Jahre unseren eigenen Lieferservice für medizinisches Marihuana in San Luis Obispo, aber sind letztendlich aus dem Geschäft ausgestiegen. Die medizinischen Vorteile für Patienten mit MS oder Krebs liegen aber klar auf der Hand. Es ist einfach spannend mitanzusehen, an welchen Punkt sich die Diskussion mittlerweile bewegt hat.

Gibt es schon Pläne für weitere Aktionen in der Art? 
Fernandez: Auf jeden Fall. Wir haben wirklich unser Bestes gegeben. Wir haben zusammen vier Kinder. Ich will einfach ein gutes Vorbild für meine Kinder sein. Ich suche ständig nach ähnlich tickenden Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten kann. 
Fern: Wir sind immer auf der Suche nach dem nächsten Projekt.

Was möchtet ihr den Leuten sagen, die das hier alles gelesen haben und euch trotzdem nur für Kiffer-Vandalen halten?
Fernandez: Meine Message ist einfach, zwischendurch mal zu lächeln, ein bisschen zu lachen und nicht immer alles ernst zu nehmen. Schau dir Dinge aus der Perspektive eines anderen an.
Fern: Meine Message? Du kannst es nicht allen recht machen.

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