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Badegäste beschimpfen Burkini-Trägerin in einem deutschen Schwimmbad

Chlor tötet zwar Keime, aber leider keinen Fremdenhass.

Symbolfoto: Imago | Reichwein

"Herzlich Willkommen in der SaarowTherme—einen wunderbaren Ort der Entspannung und Erholung", lautet die heitere, wenn auch grammatikalisch holprige Begrüßung auf der Webseite des Schwimmbads im brandenburgischen Bad Saarow.

Für eine libanesische Familie war der erste Besuch der Therme am Samstag aber weder entspannend noch erholend—ganz zu schweigen von wunderbar. Denn weil Mutter und Tochter Burkinis trugen, schmorte anderen Gästen vor Empörung die Badekappe durch. Die Badeanzüge für muslimische Frauen, die den Körper bis auf Gesicht, Hände und Füße fast vollständig bedecken, störten die Leute dermaßen, dass sie sich bei Mitarbeitern der Therme beschwerten und die Frauen auch direkt beleidigten.

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"Wir wurden beschimpft, dass es heutzutage Leute gibt, die so rumlaufen", sagte die Mutter dem rbb. Die anderen Gäste sagten: "Wieso wagen die sich, hierher zu kommen?"

Der Bademeister soll daraufhin die Familie, die seit 23 Jahren in Berlin lebt, gebeten haben, das nächste Mal in anderer Kleidung zu kommen. Einige der Besucher aber pöbelten weiter. Schließlich verließ die Familie das Bad und erstattete Anzeige bei der Polizei wegen Beleidigung. Nun ermittelt der Staatsschutz.

Der Geschäftsführer der Therme verteidigte das Verhalten der Mitarbeiter. "Gerade weil die politische Gesamtlage, die wir gegenwärtig in Deutschland haben, so kompliziert ist", sagte er.

Die "Gesamtlage"?

Offensichtlich ist dem Thermen-Chef nicht bewusst, dass es gerade in einer "Gesamtlage", in der die AfD zweistellige Ergebnisse einfährt, wichtig ist, ein so offenes und tolerantes Klima herzustellen, dass auch muslimische Frauen Lust haben, mal schwimmen zu gehen.

Innerhalb der deutschen Bade-Branche, gibt es aber durchaus auch andere Stimmen. Ein Sprecher der Berliner Bäder sagte der Berliner Morgenpost: "Wenn es muslimischen Frauen und Mädchen nur im Burkini möglich ist, schwimmen zu gehen, ist uns das lieber, als wenn sie gar nicht kommen, möglicherweise nicht schwimmen lernen und sich somit selbst gefährden." Der Mann hat die "Gesamtlage" verstanden.

Hygienisch jedenfalls sind Burkinis unbedenklich. Sie sind aus demselben Material wie normale Badebekleidung. Aber, ob das Argument überhaupt Gehör findet, darf bezweifelt werden. Denn Chlor tötet zwar Keime, aber leider keinen Fremdenhass.

Das sieht man auch in Frankreich. In Cannes wurden Burkinis gerade erst verboten. Damit will der Bürgermeister die Bevölkerung schützen. Denn eins ist klar: Terroristen erkennt man immer am Burkini.