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Wir haben einen Luftfahrtexperten gefragt, ob das Flugzeug eines besoffenen Studenten wirklich fliegen kann

Ein 19-Jähriger hat im Vollsuff angeblich ein neues Flugzeug entworfen, die Fotos davon gingen auf Twitter viral. Wir haben einen Luftfahrtexperten gefragt, ob das Ding wirklich fliegen kann.

Foto: Tony Hisgett | Flickr| CC BY 2.0 Im Rausch glaubt man ja immer, die besten Ideen zu haben. Die sind in der Regel aber nur so lange gut, bis man am nächsten Tag in der Welt aus Kopfschmerzen und Realität angekommen ist. Im besten Fall sind einem die Gedanken des Vorabends dann einfach nur peinlich, im schlechteren hat man bereits versucht, sie auf fürchterliche Weise in die Tat umzusetzen.

Es gibt aber auch Ausnahmen. Ein 19-Jähriger Maschinenbaustudent der Michigan Tech University soll im Vollrausch nichts Geringeres als ein gesamtes Flugzeug entworfen haben. Bilder davon, die sein Mitbewohner auf Twitter gepostet hat, gingen im September 2015 in den sozialen Medien durch die Decke, wurden über 100.000 Mal geteilt.

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Dem Guardian erzählte Keith, von dem der Tweet stammt, dass sein Mitbewohner in der besagten Nacht nach unzähligen Rum- und Vodka-Drinks heimkam und sich dann manisch an den Entwurf setzte, während sich er und andere Anwesende darüber nur lustig machten. Am nächsten Tag erwachte der 19-jährige Maschinenbaustudent dann ohne jede Erinnerung und fragte sich, wie zur Hölle er die Motivation für so einen Haufen Arbeit gefunden hatte. Für den nächsten Vollrausch plane der Mitbewohner jedenfalls, ein neues Mittel gegen Krebs zu entwickeln.

Der Typ ist also entweder wirklich ein Genie, oder zumindest ein derart lerngeschädigter Zweitsemestriger, dass er sogar im Vollsuff von mathematischen Dämonen geplagt wird und von seinem Unterbewusstsein zum Wohle der Menschheit mit prüfungsrelevanten Leistungsabfragen gequält wird.

Wir als Laien haben uns gefragt, ob die Entwürfe des Koma-Studenten überhaupt irgendwas mit Luftfahrt zu tun haben und uns deshalb an Experten der FH Joanneum für Luftfahrt in Graz gewendet.

VICE: Was ist auf diese Plänen Ihrer Meinung nach überhaupt zu sehen?
Institut Luftfahrt: Von dem, was man auf der Skizze erkennen kann, handelt es sich um ein sogenanntes Bodeneffektfahrzeug. So etwas gibt und gab es bereits. Das spezifische Design ähnelt einem Ekranoplan, auch „Kaspischen Seemonster"genannt, oder einer A-90 Orlyonok. Hauptsächlich hat sich die Sowjetunion mit diesem Typ Flugzeug/Schiff/Fahrzeug auseinandergesetzt. Die A-90 kommt dem Entwurf des Studenten ziemlich nahe.

Also ist das ein flugfähiges Modell?
Ein Flugzeugentwurf ist eigentlich nichts, was kurz nebenher geht und auf zwei Seiten Platz findet. Möglicherweise entstand das Bild im Zuge einer Lehrveranstaltungs-Übung oder einer Prüfungsvorbereitung, bei der existierende Designs analysiert wurden. Vom Prinzip her kann dieses Modell her aber schon fliegen, wenn, wie gesagt, aber eher nur in Bodennähe.

Was sagen Sie dazu, dass der Student dabei völlig besoffen war? Ist das eine Leistung?
Ich wäre damals auf Studentenpartys eher nicht darauf gekommen, so etwas zu entwerfen. Insofern ja. Grundsätzlich wundert mich in den Ingenieurwissenschaften aber nichts. (lacht) Ich kann mir jedenfalls schon vorstellen, dass bei diversen bewusstseinserweiterten Dingen, wie gesteigertem Alkoholkonsum, auch die Entwürfe futuristischer und ausgefallener werden. Dinge werden einfach interessanter, wenn man nicht mehr ganz zurechnungsfähig ist.

Wie beurteilen Sie den Entwurf als Lehrender? Kann man damit eine Seminararbeit bestehen?
Ich rechne es dem Studenten zumindest an, dass er sich da einem ganz speziellen Modell gewidmet hat. Das machen sicher nicht viele. Für eine qualitative Beurteilung reichen die Skizze und die paar eher allgemeinen mathematischen Formeln wohl aber leider nicht aus.

Thomas auf Twitter: @T_Moonshine