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Ein Happy End erlebst du, wenn du nett zu den Flugbegleitern bist

Flugbegleiterinnen können dir deinen Aufenthalt an Bord besonders unangenehm gestalten.

Foto von Flickr; LASZLO ILYES; CC BY 2.0

Mit Happy End meine ich nicht nur die Landung, sondern auch deinen erleichternden Besuch auf der Bord-Toilette. Beim Fliegen lassen Passagiere ihr Hirn zuverlässig zuhause. Der amerikanische Flugbegleiter Steven Slater hat sich vernünftig verhalten, als er mit einem Bier in der Hand über die Notrutsche einen Abgang gemacht und seine Kündigung herausgeschrien hat.

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Sei nett zu mir, respektiere mich. Dann fahr ich dir nicht mit dem Trolley gegen deine Beine und verbrüh dich nicht mit Kaffee. Deine Entscheidung und dein Risiko, wenn du dich wie ein egomaner oder paarungsbereiter Orang-Utan auf dem Weg zu deiner Auswilderung im Dschungel benimmst.

Foto von Flickr; mossimoinc; CC BY-ND 2.0

Während meiner Ausbildung gab es keine Lektionen im Brötchenverteilen und Kotztütenhalten. Im Hallenbad habe ich aus der Rettungsrutsche ein Floss gebaut und Dummys auf die Raft gehievt. Das ist die Wahrheit: Der Passagier ist der Dummy. Du bist der Dummy.

Entscheide selber, wie deine Rettungschancen bei einer Wasserlandung wären, wenn du mir zuvor abschätzig die Windeln deines inkontinenten Onkels in die Hand gedrückt hättest.

Foto von Flickr; Kristina D.C. Hoeppner; CC BY-SA 2.0

Wenn du einsteigst, stehe ich hinten in der Galley und bewege mich auch nicht raus. Verstau dein Handgebäck selbst. Denn was du nicht weisst: Von hier aus rette ich dir das Leben am zuverlässigsten. Wenn der Flieger betankt wird, kann es Sekunden gehen und die ganze Maschine steht in Flammen.

Wenn ich mich aber um deinen adipösen und nach seinem Verlängerungsgurt krähenden Mann kümmere, schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig, die Türen zu öffnen und die Notrutsche zu aktivieren.

Bei Finsternis wurde ich in ein Schulungsflugzeug geschickt. Es war so voller Rauch, dass ich meine Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Im Kegel meiner Taschenlampe und mit Atemschutzmaske auf dem Kopf suchte ich nach einem schreienden Baby. Ich bekämpfte im Feuersimulator brennende Laptops mit meinem Mantel. Und du denkst, ich verstehe nur Ein-Wort-Befehle wie „Bier!"?

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Foto von Flickr; David Watts 1978; CC BY 2.0

Ein Business-Passagier sorgte sich darum, meine Intelligenz mit Befehlen zu überfordern und ist auf die Gebärdensprache ausgewichen. „Sir, some coffee or tea?" Er streckte mir einen Finger entgegen, ohne mich anzusehen. „Sir, omelet or scrambled eggs?" Er zeigte mir zwei Finger. So ging das Spiel den ganzen Flug weiter und ich dachte schon, der Passagier wäre stumm, bis er beim Touchdown sein Handy zückte. In dieses schrie er dann rein, dass er es leid sei, sich mit Menschen unter seinem Niveau zu unterhalten und man ihn während des ganzen Fluges dazu genötigt habe.

Foto von Flickr; Christian Trabold; CC BY 2.0

Die Toilette ist mein Rückzugsort. Es liegt also auch in deinem Interesse, dass sie nicht ständig besetzt ist, dass sie sauber bleibt und ich nicht erst Spermaflecken vom Spiegel wischen muss, bevor ich mir den Lippenstift nachziehen kann. Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis: Ich kann die Klotür aufmachen. Von aussen. Heimlich einen Plastikbecher über den Feuermelder stülpen und zur Zigarette zu greifen, ist also nicht drin. Auch wenn du den Alarm nicht auslöst: Es gibt einen zweiten Melder, der nicht laut angibt, mir aber sagt, dass du dich nicht an einfache Regeln halten kannst. Kurzum: Mach deinen Scheiss und komm dann wieder raus.

Foto von wikimedia; Dezidor; CC BY-SA 3.0

Ich arbeite zu Unzeiten, habe chronischen Schlafmangel und ernähre mich berufsbedingt vitaminlos. Daneben begegne ich jeden Tag hunderten Menschen, von denen jeder einzelne seine persönlichen Problemchen betreut haben möchte. Ich bin Flugbegleiterin, nicht Psychologin, nicht Prügelknabe, keine Krankenschwester und auch nicht Wikipedia.

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Während meiner Ruhepause weckte mich eine Frau. Aufgeregt deutete sie zum Mond und fragte: „Excuse me, is this the earth?" Die ersten paar Male hatte ich noch den Nerv für solche Dummheiten. Mittlerweile habe ich ihn verloren. Vor einem Flug in den Norden sprach mich ein junger Mann an: „Meinen Sie, man könnte schnell die Türe öffnen, falls man Polarlichter sieht? Ich würde gerne meine neue Canon ausprobieren…".

Foto von Flickr; tddt_rich; CC BY-SA 2.0

Meine persönlichen Verbote—dazu zähle ich nicht das Musikhör- und Handyverbot—machen Sinn. Ein Vater wollte z.B. seine brüllende Rotznase, die ein paar Reihen hinter ihm sass, kurz vor Touchdown zu sich holen. Er gab mir gestikulierend zu verstehen, dass er sich nun abschnallen würde, um das Kind zu holen. Ich signalisierte ihm, sich keinen Meter von seinem Sitz wegzubewegen.

Natürlich hangelte er sich trotz mittelschweren Turbulenzen von einer Reihe zur nächsten. Er schnallte das Kind ab, eine Böe erfasste unsere Maschine und das Kind wurde zur Decke befördert. Ich fragte Superdaddy, ob ihm ein totes Kind lieber als ein schreiendes sei.

Foto von Flickr; KurtClark; CC BY 2.0

Seit den Abschiedsminuten am Flughafen hast du dein Herzblatt nicht mehr gesehen und dein Aufmerksamkeitsdefizit meldet sich zu Wort? Ich verstehe, dass du dich in der Masse nervtötender Passagiere einsam fühlst, aber ich bin nicht deine Ersatz-Freundin! Die Uniform mag gewisse Assoziationen auslösen und das Klackern meiner hohen Schuhe verhilft deinem Hirn zu Tagträumen in Full-HD-Auflösung.

Wenn du aber deine Pfoten nicht unter Kontrolle bekommst und mir an den Po greifst, gibt es gewisse Faktoren, die dein Überleben an Bord nicht begünstigen. Es gibt verschreibungspflichtige Medikamente an Bord, die deine Darmfunktion auf Höchstleistungen bringen und sich deinem Essen hervorragend beimengen lassen. Es gibt Handschellen und eine Funkverbindung, mit der ich dir ein polizeiliches Abholkomitee bestellen kann. Es gibt eine Axt. Eine, die weder eingeschlossen, noch wirklich versteckt ist.