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Abschiebung

Einer der 69 kürzlich von Horst Seehofer abgeschobenen Afghanen hat Suizid begangen

Am Dienstag hatte sich der Innenminister noch darüber gefreut, dass an seinem Geburtstag so viele Geflüchtete abgeschoben worden sind.
In diesem Flugzeug wurden am 3. Juli mindestens 50 Asylsuchende vom Flughafen München nach Afghanistan abgeschoben || Foto: imago | Michael Trammer

Es war eine zynische, unmenschliche und unnötige Bemerkung, die Horst Seehofer (CSU) machte, als er am Dienstag verkündete, sein Ministerium habe an seinem 69. Geburtstag 69 Geflüchtete abgeschoben. Er habe das so zwar nicht bestellt, aber die Zahl liege auch weit über dem, was bisher üblich sei, sagte der Innenminister nicht ohne Stolz.

Wie jetzt bekannt wurde, ist eine Woche später einer dieser Menschen tot. Wie das Flüchtlingsministerium in Kabul gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, soll ein 23-Jähriger nach seiner Ankunft in Kabul Suizid begangen haben. Der Mann stamme aus der nordafghanischen Provinz Balkh und habe vor seiner Abschiebung acht Jahre lang in Deutschland gelebt.

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Der Mann soll im Spinzar-Hotel aufgefunden worden sein, in dem die Internationale Organisation für Migration (IOM) ihn für ein paar Tage untergebracht hatte.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin schrieb bei Twitter, es sei nicht zynisch, wenn Leute Seehofer nun mit der Todesmeldung zum Geburtstag gratulieren: "Zynisch ist ein Minister, der mit dem Schicksal von Menschen solche Witze macht wie Horst #Seehofer – der Heimatminister von #kaltland." Juso-Chef Kevin Kühnert kritisiert auf Twitter, Seehofer sei seinem Amt "charakterlich nicht gewachsen", und fordert seinen Rücktritt.

Notrufnummern für Suizidgefährdete bieten Hilfe für Personen, die an Suizid denken – oder sich Sorgen um einen nahestehenden Menschen machen. Die Nummer der Telefonseelsorge in Deutschland ist: 0800 111 0 111. Hier gibt es auch einen Chat. Trauernde Angehörige von Menschen, die Suizid begangen haben, finden bei Organisationen wie Agus Hilfe.

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