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Warum das Brandenburger Tor nicht in den Farben Russlands leuchtet

Eigentlich strahlt Berlin das Wahrzeichen nach Terrorangriffen mit der Flagge der betroffenen Nation an – nicht jedoch nach dem Anschlag in St. Petersburg.
imago | Jochen Tack

Es hat sich in den letzten anderthalb Jahren als trauriges Ritual festgesetzt: Wenn ein Terroranschlag geschieht, leuchtet das Brandenburger Tor aus Solidarität in den Farben der Staatsflagge der betroffenen Nation. Am Montagabend blieb das Wahrzeichen nach dem Anschlag in St. Petersburg jedoch ohne weiß-blau-rote Beleuchtung.

In der russischen Millionenmetropole St. Petersburg war am Montag eine Bombe in einer U-Bahn explodiert. Mindestens elf Menschen starben, fast 50 weitere Menschen wurden verletzt. Eine zweite Bombe wurde noch rechtzeitig entschärft. Das staatliche Ermittlungskomitee geht von einem Terroranschlag aus.

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"Der Regierende Bürgermeister hat die Entscheidung getroffen, dass nur infolge eines Terroraktes in einer Partnerstadt das Brandenburger Tor angestrahlt wird", erklärte die Berliner Staatskanzlei die Entscheidung gegenüber dem RBB. In Berlin wurde ein Leitfaden ausgearbeitet, der angibt, wann das Wahrzeichen angestrahlt wird und wann nicht. Da St. Petersburg keine Partnerstadt Berlins ist, bleibt das Brandenburger Tor farblos.

Seit der ersten Beleuchtung des Wahrzeichens nach dem Terroranschlag in Paris im November 2015 wurde es noch sechs weitere Male als Zeichen der Trauer angestrahlt – für Brüssel, Orlando, Istanbul, Jerusalem, zuletzt London und für den Anschlag vom Breitscheidplatz.

Jerusalem und Orlando sind zwar auch keine Partnerstädte Berlins, doch der Regierende Bürgermeister Michael Müller verwies in diesen Fällen auf "besondere Beziehungen". In Orlando verübte ein Attentäter einen Anschlag auf einen Schwulenclub – das Brandenburger Tor leuchtete danach in Regenbogenfarben.

In St. Petersburg fand der Bürgermeister hingegen keine "besondere Beziehung". Auch bei den Terroranschlägen in Nizza und Quebec wurde das Brandenburger Tor in der Vergangenheit nicht angestrahlt.

Dadurch, dass der Bürgermeister sich aber nicht so richtig an den Partnerstadt-Leitfaden hält, sondern von Fall zu Fall zu entscheiden scheint, wirkt es ziemlich willkürlich, ob das Brandenburger Tor nun angestrahlt wird oder nicht. In anderen Städten wie San Francisco, Sydney oder Jerusalem hat man übrigens entschieden, nach Terroranschlägen keine Wahrzeichen mehr anzuleuchten.

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