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Popkultur

Menschen beichten uns ihre größten Lügen

Isabelle entkam ihrem Lügennetz nicht mehr und ihr wurde der Blinddarm unnötigerweise entfernt. Sean hat sich eine Entführung durch Skinheads ausgedacht. Und ihr?
Titelfoto: Ed Westcott | Wikimedia Commons | gemeinfrei

Wir wollen Sex haben, cool aussehen und haben keine Lust auf Ärger. Deswegen lügen wir den lieben langen Tag. Wie dir jede Teenagerin mit einem Freund, "der auf eine andere Schule geht", bestätigen kann, ist Lügen manchmal sehr harte Arbeit. Je größer die Lüge, desto schneller droht sie zu eskalieren und komplett aus dem Ruder laufen. Wir haben Menschen nach den raffiniertesten Lügen gefragt, die sie jemals erzählt haben.

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Zeugnisverweigerung

Ich wusste, dass mein Zeugnis richtig mies sein würde, und war zu wirklich allem bereit, um nicht am Tag der Vergabe in die Schule zu müssen. Mein Vater war Krankenpfleger und überall flogen medizinische Fachbücher rum. Ich entschied mich also dazu, die Symptomen einer Blinddarmentzündung eingehend zu studieren. Am nächsten Morgen klagte ich direkt nach dem Aufwachen über Schmerzen auf der rechten, unteren Seite. Meine Mutter wusste natürlich, dass Zeugnisvergabe war, und hatte mein Schauspiel durchschaut – so leicht wollte ich aber nicht aufgeben. Nach der Schule jammerte ich weiter über Schmerzen und streute hier und da Symptome einer Blinddarmentzündung ein, über die ich in den Büchern gelesen hatte. Meine Mutter glaubte mir immer noch nicht. Ich lag schauspielernd auf der Couch, als mir meine kleine Cousine versehentlich ihren Arm in den Magen rammte und ich laut aufheulte. Meine Tante war sichtlich besorgt und überzeugte meine Mutter davon, mich sofort ins Krankenhaus zu bringen.

Als wir dort ankamen, ratterte ich eine detaillierte Liste meiner vermeintlichen Symptome runter und wurde sofort eingewiesen. Ich bekam einen Einlauf und wurde für die Blutuntersuchungen mit jeder erdenklichen Nadel gestochen. Obwohl sie nichts finden konnten, entschlossen sich die Ärzte trotzdem dazu, meinen Blinddarm in einer Notoperation zu entfernen – ich hatte ja "so starke Schmerzen". Für mich gab es kein Zurück mehr, schließlich hatte obendrein auch noch meine Mutter mittlerweile ein unfassbar schlechtes Gewissen, weil sie mir nicht früher geglaubt hatte. Anstatt etwas Hausarrest für ein schlechtes Zeugnis bekam ich eine unnötige invasive Operation und wochenlang Schmerzen. – Isabelle, 33

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Starker Schwächeanfall

Ich sollte mit meiner Mutter über das Wochenende zu meiner Oma fahren, aber ich hatte absolut keine Lust. Viel lieber wollte ich das Haus für mich alleine habe. Mein ständiges Gejammer brachte allerdings nichts, also inszenierte ich logischerweise am Tag unserer Abfahrt einen Ohnmachtsanfall im Französischunterricht.


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Nachdem ich den ganzen Abend mit meinen Freunden geübt hatte, wartete ich während des Unterrichts auf einen ruhigen Moment und ließ mich so dramatisch wie nur möglich auf den Boden fallen. Die ganze Klasse drehte durch. Ich blieb regungslos liegen, bis die Lehrerin angerannt kam und mich wieder "wach" schüttelte. Anstatt mich sofort zur Schulkrankenschwester zu schicken, zerrte sie mich auf den Flur und schimpfte mit mir wegen einer Essstörung, die sie bei mir vermutete. Sie sagte ernsthaft, ich würde wie eins dieser Mädchen aussehen, die aus Modegründen nicht mehr essen. Dann fragte sie mich geschlagene 15 Minuten darüber aus, was ich die letzten 24 Stunden alles gegessen hatte, bevor sie mich endlich zur Schulkrankenschwester entließ. Leider festigte meine schwindende Gesundheit meine Mutter noch mehr in ihrem Entschluss, mich das Wochenende nicht aus ihren Augen zu lassen. Immerhin, Oma hat sich gefreut. – Amanda, 27

Entführt von Skinheads

Ich war 20 und hatte einen beschissenen Job als Küchenhelfer in Austin, Texas, als ich von einem Festival erfuhr, das ich einfach besuchen musste. Mir war klar, dass mein Chef mir niemals erlauben würde, die ganze Woche frei zu nehmen, also erzählte ich ihm von einem Notfall in der Familie – wohlwissend, dass ich es nie rechtzeitig zurückschaffen würde. An dem Montag, an dem ich wieder hätte zur Arbeit erscheinen sollen, war ich immer noch am anderen Ende des Landes. Da sie spätestens Mittwoch meine Notfallkontakte anrufen würde, brauchte ich schnell irgendeine Erklärung – ich wollte schließlich nicht als Arbeitsloser nach Hause zurückkehren.

Ich rief meinen Mitbewohner an und sagte ihm, er solle meinem Chef folgende Geschichte erzählen: Während ich bei meiner Familie war, sei ich mit einer Gruppe Skinheads aneinandergeraten, die mich dann entführt haben. Sie würden mich an einem unbekannten Ort festhalten. Die Behörden seien zwar eingeschaltet, aber es ließe sich unmöglich sagen, wann ich wieder freikomme.

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Als ich endlich nach Hause zurückkehrte, warteten in dem Restaurant ein paar Gehaltschecks auf mich. Verständlicherweise traute ich mich kaum, sie abzuholen. Als ich schließlich dort aufkreuzte, um mein Geld einzusammeln, wurden meine Kollegen bei meinem Anblick plötzlich ganz ruhig und brachen schließlich in einen Jubel aus – als wäre ich ein heimgekehrter Kriegsheld. Sie alle hatten sich solche Sorgen um mich gemacht! Mein Chef fragte, ob ich am nächsten Tag wieder zur Arbeit kommen könne. Ich sagte Ja und arbeitete dort noch ein ganzes Jahr. Niemand fragte mich jemals nach Einzelheiten meiner Skinhead-Entführung. Warum weiß ich bis heute nicht. Hatten sie mich durchschaut? War es ihnen einfach egal? Oder hatten sie Angst, mich mein Trauma noch einmal durchleben zu lassen? – Sean, 42

Freund und Helfer

Ich hatte mich nicht auf eine wichtige Abschlussprüfung vorbereitet und brauchte schnell eine Ausrede. Auf dem Weg zur Uni fuhr ich am Highway einfach rechts ran, bis ein Polizist auftauchte. Die Zulassung meines Autos war abgelaufen und jetzt war der perfekte Augenblick gekommen, um sich darum zu kümmern. Als der Polizist ankam, sagte ich ihm, dass mein Auto liegengeblieben sei, und erwähnte ganz nebenbei die abgelaufene Zulassung. Er stellte mir einen Strafzettel aus und mein intaktes Auto wurde zur Inspektion in die Werkstatt geschleppt. Am nächsten Tag zeigte ich meinem Professor die Anzeige und bekam eine Verlängerung bewilligt. Da es der letzte Tag der Prüfungsphase war, hatte ich jetzt zwei Monate Zeit, mich auf die Prüfung vorzubereiten. Jim, 25

Birthday for One

Meine ätzende Freundin Jenny lud zwei andere Freundinnen und mich zu einer kleinen Geburtstagsparty in einem schicken Restaurant ein. Wir alle waren pünktlich da, aber Jenny kam eine Stunde zu spät (wie gesagt: Sie ist ätzend!). Nachdem wir eine halbe Stunde lang zusammen gegessen hatten, tauchte ihr Boss plötzlich zusammen mit Brody Jenner und seiner lächerlich großen Entourage im Schlepptau auf. (Jenny macht PR für einen grauenvollen Club, in dem Brody später an dem Abend ein DJ-Set spielen sollte.) Jennys Boss lud sie zu sich an den Tisch ein, was sie dann auch prompt annahm. Für uns war allerdings kein Platz mehr übrig und wir blieben allein zurück.

Wir waren angepisst. Jenny hatte für uns alle in ihrem beschissenen Club einen Tisch mit Bottle-Service reserviert. Nach dieser Abfuhr war jedoch klar, dass uns keine zehn Pferde dorthin bringen würden. Als wir mit dem Essen fertig waren, sagten wir Jenny, dass wir sie später im Club treffen würden. Dann gingen wir in eine andere Bar.

In dieser Nacht schickte Jenny jeder von uns bestimmt 50 Nachrichten und versuchte immer wieder, uns anzurufen. Ihren Geburtstag feierte sie allein an ihrem reservierten Tisch mit Bottle-Service. Am nächsten Tag verlangte sie natürlich eine Erklärung. In einer SMS schrieb ich ihr, dass wir in einer Gasse hinter dem Restaurant beim Kiffen erwischt und festgenommen worden waren. Deswegen hätten wir es nicht in ihren Club geschafft. Sie kaufte mir die Geschichte nicht ab. Seitdem haben wir kein Wort mehr miteinander gesprochen. – Jane, 26

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