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Popkultur

Mein Leben ist zur Qual geworden, weil mir Drake bei Instagram folgt

Wie kam ich, ein unwürdiger Tagelöhner mit nur knapp 500 Followern, überhaupt zu der Ehre, den Segen von Drizzy zu bekommen?

Ein Screenshot von Drakes Instagram-Account

Früher war ich mal wie ihr. Auch ich machte mit meinem Smartphone Fotos und teilte sie dann mit meinen Instagram-Followern. Aber diese Zeiten sind nun vorbei, denn vor zwei Wochen bekam ich eine Push-Notification, die meine Social-Media-Präsenz für immer verändern sollte: Der Instagram-User @champagnepapi hatte zwei meiner Bilder gelikt und dazu noch den „Folgen"-Button gedrückt. In den darauffolgenden zehn Minuten glich mein Handy-Bildschirm einem rasanten Strudel aus Kommentaren, Likes und neuen Followern, bevor dann schließlich alles zu viel wurde und mein Smartphone abschmierte. In diesem Moment der Ruhe realisierte ich, dass ich mich von meinem vorherigen Leben—eine Ära, die ich inzwischen wehmütig mit den Worten „Als Drake mir noch nicht auf Instagram folgte" beschreibe—verabschieden konnte.

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Zudem wurde ich mir noch einer anderen Sache bewusst: Ich bin kein wirklich entspannter Mensch. Wie ich das herausfand? Ich bombardierte alle meine Freunde ganz automatisch mit einer Reihe an meiner Meinung nach angebrachten „OMG OMG OMG"- und „FUUUUUUUCCCCKKKKKK"-Nachrichten sowie dazugehörigen Beweis-Screenshots. Außerdem verbrachte ich den Rest des Tages damit, immer und immer wieder meinen Instagram-Account zu aktualisieren, um sicherzugehen, dass ich das alles nicht nur träumte.

Wie kam ich, ein unwürdiger Tagelöhner mit nur knapp 500 Followern, überhaupt zu der Ehre, den Segen von Drizzy zu bekommen? Hielt er meine #throwbackthursdays etwa für ein nostalgisches Feuerwerk des südlichen Londons um das Jahr 1991 herum? Oder empfand er die Fotos meiner betrunkenen und Pale Ale in die Kamera haltenden Freunde als Symbol des stumpfsinnigen Selbsthasses, der mit dem Großstadt-Hedonismus einhergeht? Möglich. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass er auf mich aufmerksam geworden ist, weil ich regelmäßig eine auf Drake fixierte Party mit dem fantasievollen Namen „Drake Night" veranstalte und ihn dafür auch in einigen Fotos markierte. Wir werden es wohl nie mit Sicherheit herausfinden.

Ich weiß jetzt jedoch, dass es so etwas wie Social-Media-Lampenfieber tatsächlich gibt, denn genau dieses Gefühl ist schnell eingetreten, als mir klar wurde, dass ich meinen Lieblingsrapper jetzt an meinem spektakulär unspektakulären Leben teilhaben lassen kann. Die Vorstellung, dass Drake jetzt auch Fotos von meinem zweiten Platz beim lokalen Pubquiz zu sehen bekommt, macht mir Angst. Wie kann meine trostlose „Wenn es hochkommt, gehe ich zweimal die Woche abends fort"-Existenz bloß einen Mann interessieren, der es schon mit Rihanna getrieben hat?

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Als ich mich dann noch durch die anderen Accounts scrollte, denen Drizzy folgt, half mir das nicht gerade aus meiner misslichen Lage. Irgendwie habe ich es geschafft, in eine Art Elite-Club aufgenommen zu werden, in dem sich illustre Namen wie etwa Amy Schumer, Steph Curry oder die Section Boyz die digitale Klinke in die Hand geben. Drakes Instagram-Feed ist sicher ein endloser Fluss an Jachten, wunderschönen Frauen, feinem Essen und exotischen Reisezielen. Mein Instagram-Feed besteht hingegen nur aus ein paar Katzen, amüsanten Lokalzeitungs-Schlagzeilen und Menschen, die sich dafür feiern, einen Faceswap mit irgendeinem Gegenstand hinbekommen zu haben. Was kann ich, ein unbedeutender Volltrottel, dem liebsten Sohn Torontos denn überhaupt bieten?

Jedes Foto, das ich bei Instagram hochlade, wäre für den Rapper doch nur eine Erinnerung daran, wie das triste Leben ohne weltweite Berühmtheit aussieht. Und wenn Drake dann ein solches Foto erblickt, bereut er vielleicht seine großzügige Entscheidung und entfolgt mir sofort wieder. Und das würde mich zu einem Dasein als „der Typ, dem Drake mal gefolgt ist" verdammen. Nein, ich darf dieses Szenario nicht zulassen.

Um zu verdeutlichen, wie sehr Drake mein digitales Handeln zum Erliegen gebracht hat, gebe ich euch nun ein Beispiel: Vergangenes Wochenende feierte mein Kumpel Jonathan Geburtstag und wir sind zu diesem Anlass in einer kleinen Gruppe essen gegangen. Wir hatten viel Spaß und ich habe auch ein paar Fotos gemacht:

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Vor zwei Wochen hätte ich eines dieser beiden Bilder mit Sicherheit, ohne zu zögern, bei Instagram geteilt. Jetzt kann ich es mir dank meines neuen kanadischen Freunds jedoch nicht mehr leisten, so unüberlegt vorzugehen. Warum würde Drake sehen wollen, was Jonathan an seinem Geburtstag gemacht hat? Drake weiß doch gar nicht, wer Jonathan ist. Jonathans Geburtstagskuchen war zwar schon ganz cool, aber Drake hat mit Sicherheit schon coolere Kuchen als Aschenbecher benutzt. Und habt ihr die Ballons mit Jonathans Gesicht gesehen? Drake sind sowohl die Ballons als auch Jonathans Gesicht vollkommen egal. Ich habe jetzt eine Verantwortung gegenüber einer Person, die wichtiger ist als Jonathan, und ich gebe euch Brief und Siegel, dass Jonathan und sein köstlicher Kuchen diese Person komplett am Arsch vorbeigehen. Mit meinen neugewonnenen Pflichten als einer von Drizzys handverlesenen Kulturkuratoren kann ich das innerliche Stimmungsbarometer des Rappers doch nicht mit solchem Schrott zumüllen. Tut mir leid, Jonathans Geburtstagsparty, aber ich befürchte, dass du nicht mehr länger gut genug bist. Und trotzdem bedanke ich mich für die Einladung, ich hatte wirklich eine Menge Spaß.

Vielleicht reagiere ich hier allerdings auch ein bisschen über und Drake empfindet mein Leben als eine willkommene Erholung von den ganzen nackten Models, den ihn anbetenden Fans und den Schuhkartons voller Geldscheinen—dieses Risiko kann ich jedoch nicht eingehen. Womöglich ist es aber auch gar nicht mal die Angst davor, mich nicht mehr im Ruhm des Drake-Follows sonnen zu können, die mich davon abhält, wieder etwas bei Instagram zu posten. Unter Umständen ist es auch etwas viel Simpleres: Was, wenn Drizzy zwischen den Tausenden anderen Bildern tatsächlich eines meiner Fotos entdeckt und mich dann stillschweigend einfach nicht cool findet? Denn selbst wenn ich sein Urteil wohl nie wirklich erfahren würde—Drake mir also auch weiterhin folgt und sich mit meiner Mittelmäßigkeit abfindet—, bin ich überzeugt davon, dass ich es doch irgendwie spüren könnte.

Falls du auch so cool wie Drake sein willst, dann kannst du Joe hier ebenfalls bei Instagram folgen.