Der ultimative VICE Guide zu den Schweizer Wahlen

Schon morgen ist es wieder soweit: Die Wahlcouverts werden gestapelt, die Stimmzettel ausgezählt und die neuen National- und Ständeräte ins Bundeshaus gesetzt. Wie eine sich sorgende Mutter ihr Kind auf den ersten Schultag vorbereitet, haben auch wir alles gegeben, um euch bereit zu machen, all die Strapazen dieses ganz besonderen Tages zu überstehen.

Nun bleibt uns nur noch, euch eurem Schicksal zu überlassen—wir haben unser Bestes getan: Von absurden Wahlveranstaltungen über lächerliche SVP-Wahlsongs bis zu der Anleitung wie man den Wahlbrief abschickt, war alles mit dabei.

Alles, was ihr je über das Wahlsystem in der Schweiz wissen und auch nicht wissen wolltet steht auf dieser Plattform. Da wir uns aber sicher sind, dass die eine oder andere unserer überlebenswichtigen Wahl-Infos in einer langen Club-Nacht das Weite gesucht hat, habt ihr hier noch die letzte Möglichkeit, euch in der Zusammenfassung aller Zusammenfassungen ein all-around Verständnis anzueignen:

Du warst noch nie an der Urne oder hast beschlossen, deiner Karriere als Nichtwähler ein Ende zu setzen? Kein Problem. Der Schweizer Erstwähler-Guide liefert dir zu jedem wichtigen Thema die nötigen Informationen. Ob Asyl, Homo-Ehe, die Legalisierung von Cannabis oder was zum Teufel überhaupt eine Parteiliste ist: Lesen, verstehen, wählen. Denn Wissen ist Macht.

Abseits der Sternzerstörer unter den Parteien—SVP, SP und FDP—, die jeder mindestens einmal in seinem Leben gehört hat, gibt es natürlich auch Parteien, die in keiner Wahlempfehlung auftauchen: Zum Beispiel die Schweizer Piraten oder Ecopop. Sie gehören zu den 6.1 Prozent, die bei den Balkendiagrammen in die Kategorie „andere" fallen. Auch wenn die Chance auf einen Sitz im Nationalrat für diese Aussenseiterparteien verschwindend gering ist, sehen wir es als unsere journalistische Pflicht an, sie euch gegenüber wenigstens einmal erwähnt zu haben.

Stefan Thöni von den Piraten und Joel von Allmen von Ecopop haben uns in Interviews erzählt, was sie von Gott und Alkohol halten, ob sie kiffen und an welchen Orten sie feiern gehen (Spoiler: gar nicht.) Ob Computernerds oder Gegner des Bevölkerungswachstums, im Endeffekt müssen sie sich alle vor dem grossen Wahl-Gericht—euch!—verantworten können.

Nachdem der SVP-Freiheitssong „Wo e Willy isch, isch ou e Wäg" erschienen ist, waren wir uns eigentlich sicher, dass diese Partei in Sachen Peinlichkeit nicht mehr tiefer sinken kann. Doch wie unsere liebste Volkspartei so ist, setzte sie auch dieses Mal einen drauf: Mit dem Schweizer Chartstürmer „Welcome to SVP", dessen melodische Höchstleistung an DJ Antoine's Club-Hit „Welcome to St.Tropez" angelehnt ist, hat die SVP den Vogel ein für alle Mal abgeschossen. Ob Blocher, der seinen Rasen mit der Nagelschere trimmt, Köppel, der seinen Arsch auf eine Kloschüssel pressend die WOZ liest oder Rickli, die in Trainerhosen und mit Chips auf der TV-Couch rumhängt: Mit sehr viel Selbstironie, fetzigen Tanzeinlagen und einer Prise zu viel Provokation entschied die SVP den Propaganda-Wahlkampf für sich. Fair enough: Gut gemacht ist das Video allemal. Wären das nicht die vermeintlichen, zukünftigen Vertreter der Schweiz, hätten wir darüber auch lachen können.

Obwohl sich momentan alles um die bevorstehenden Wahlen dreht, sollten wir nicht die knappe Mehrheit der Schweizer Bevölkerung vergessen: Die Nicht-Wähler. Rund 51 Prozent haben sich nämlich bei den letzten Wahlen vor vier Jahren dazu entschieden, ihr Stimmrecht als Schweizer Bürger nicht wahrzunehmen. Wir haben alle von ihnen kategorisiert und die ultimativen Tipps, wie man jeden von ihnen zum Wählen zwingen kann, zusammengestellt. Falls auch du zu dieser erschreckenden Mehrheit gehörst, kannst du hier zumindest wählen, ob du zur Gruppe der Nihilisten, der Faulen, der Eskapisten oder der Resignativen gehörst.

Jährlich findet am Zürcher Hauptbahnhof die SVP-Wahlveranstaltung "SVP bide Lüt" statt. Auch dieses Jahr versammelten sich wieder geschätzte 200 eidgenössischen Ü60 Bratwurstfresser zwischen nach Stimmen lechzenden Politikern. Während Köppel, Brunner und Co. ihre altbekannte Leier (Uns geht's scheisse! Wir sind so arm! Schuld sind die EU, der linkslinke Bundesrat und die Ausländer! Wählt SVP!) ansetzten, entschieden sich rund 30 Demonstranten der Linken Fraktion die lieben Herrn Politiker mit lauten Pfiffen und Buh-Rufen zu übertönen. Zwischen den Schreien der Aufständigen hörte man ab und zu einige SVPler rufen: „Raus mit allen Eritreern—erschiessen!" und in der Ferne Willy Tell feucht fröhlich "Wo e Willy isch, isch ou e Wäg" schmettern. Um schliesslich SVP-Vertreter samt Anhängern vor dem euphorischen Übermut der Linken zu schützen, drängten ein Dutzend Polizisten die Demonstranten mit Pfefferspray zurück.

Lange haben wir uns den Kopf darüber zerbrochen, wie wir Jung und Alt dazu animieren können, wählen zu gehen. Im Vice-Guide für Dummies gehen wir deswegen auf jede einzelne Frage, die du niemals zu fragen wagen würdest, ein: Wer ist überhaupt wahlberechtigt? Wo kann man wählen gehen? Sogar eine 5-Step-Anleitung vom Öffnen des Wahlcouverts bis zu seinem Frankieren und Abschicken ist mit dabei. Jetzt sollte also wirklich nichts mehr schiefgehen!

Alles über die Wahlen findet ihr auch auf Twitter: @ViceSwitzerland