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Ist der Protest gegen die Flüchtlingspolitik jetzt vorbei?

Während im März noch über 10.000 Menschen gegen die EU-Flüchtlingspolitik demonstrierten, waren es gestern gerade einmal 200 Menschen.
Alle Fotos: Paul Donnerbauer / VICE Media

Am Montagabend rief die "Plattform für eine menschliche Asylpolitik" in Wien zu einer großen Demo für offene Grenzen und gegen die Verschärfung des Asylrechts auf. Die Plattform, die sich aus mehreren NGOs und linken Gruppen zusammensetzt, konnte bereits zwei Mal erfolgreich zu Großdemonstrationen gegen die Flüchtlingspolitik Europas, aber vor allem gegen jene der österreichischen Regierung mobilisieren.

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Sowohl bei der ersten, als auch bei der zweiten dieser Demonstrationen, nahmen jeweils mehr als 10.000 Menschen teil. Angesichts dieses guten Mobilisierungspotentials und dem Ergebnis der ersten Runde der Bundespräsidentschaftswahlen wäre eine hohe Teilnehmerzahl zu erwarten gewesen. Tatsächlich haben sich schon im Vorfeld deutlich weniger Menschen angekündigt.

Auf Facebook gab es immerhin noch knapp 2000 Zusagen, weitere 4000 interessierten sich für die Veranstaltung. Gekommen sind dann gerade ein mal 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die eine symbolische Mauer vor dem Parlament aufbauten.

Natürlich sind Zusagen zu Veranstaltungen auf Facebook immer mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten. Allerdings lag die Teilnehmerzahl an den beiden Großdemonstrationen, zu der die Plattform in der Vergangenheit aufgerufen hatte, sogar über jener, die sich auf Facebook angekündigt hatten. Ein gewisser Umkehrtrend ist damit nicht ganz von der Hand zu weisen.

Was war gestern also los? Gerade nach dem Erdrutschsieg von Norbert Hofer bei der Bundespräsidentschaftswahl vergangenen Sonntag habe zumindest ich damit gerechnet, dass die Kundgebung der Plattform für eine menschliche Asylpolitik auch Menschen anziehen würde, die ihren Ärger über das Wahlergebnis zur schaustellen wollen.

Vermutlich hat aber gerade diese Menschen (neben dem schlechten Wetter) vor allem die momentan in sozialen Medien tobende Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Demonstrationen gegen Norbert Hofer abgeschreckt.

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Das ist problematisch. Denn auch, wenn es Gründe gegen die angekündigten Donnerstagsdemos gegen Norbert Hofer geben mag, sollten sich diese nicht zwingender Maßen auf andere Themen ausweiten. Wer eigentlich für einen menschlichen Umgang mit Schutzsuchenden und gegen die Aushebelung des Asylrechts durch die Regierungsparteien demonstrieren will, sollte nicht aus Angst vor mehr Zuspruch für Norbert Hofer davor zurückschrecken.

Paul auf Twitter: @gewitterland