Wenn uns Weihnachtswerbung eine Botschaft vermitteln will, dann wohl folgende: Zu dieser Zeit des Jahres sollte niemand alleine sein. Denkt an die ganzen armen und bedürftigen Menschen, heißt es, an die Obdachlosen draußen in der Kälte, an die alten Leute ohne Freunde und Familie oder an die Flüchtlinge auf der ganzen Welt.Niemand, der jung, erfolgreich und gesund ist, soll Weihnachten alleine verbringen. Einkaufszentren und Supermärkte sind zugepflastert mit Bildern von zusammensitzenden Familien und Freunden. Der Dezember ist ein Monat des militanten Konventionalismus: Zwar werden in der festlichen Reklame religiöse Vielfalt, gleichgeschlechtliche Beziehungen und Veganismus zum Thema gemacht, aber es gibt trotzdem nur einen richtigen Weg, Weihnachten zu feiern—und dieser Weg sieht aus wie direkt aus einem Disney-Film.
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Aber was, wenn man bewusst die Entscheidung trifft, Weihnachten einfach nur wie jeden anderen Tag zu behandeln? Im Folgenden erzählen uns vier Menschen, wie es für sie war, die Festtage aus verschiedenen Gründen alleine (oder mit so wenigen Menschen wie nur möglich) zu verbringen.Ich bin früher gerne in meine Heimat zurückgekehrt, um alle meine Freunde und meine Familie wiederzusehen. Dann kam allerdings meine Scheidung sowie ein weiteres unschönes Beziehungsende—und das zu einer Zeit, in der alle Menschen aus meinem sozialen Umfeld sesshaft wurden. Deswegen war auch niemand mehr da, als ich das letzte Mal nach Hause fuhr.Eigentlich vermittelt einem nichts anderes stärker das Gefühl, im Leben zu versagen, als als geschiedene und kinderlose Frau an Weihnachten nach Hause zu fahren, wenn sonst keiner da ist.Deswegen entschied ich mich im darauffolgenden Jahr dazu, alleine in London zu bleiben. Zwar bekam ich auch viele Einladungen, so als ob es mir bei dieser Entscheidung richtig dreckig gehen würde, aber ich freute mich tatsächlich richtig auf die Zeit für mich selbst. Ich deckte mich vorher mit meinem Lieblingsessen ein und am Weihnachtsmorgen ging ich dann spazieren. Ich rief meine Familie an und kochte mir anschließend mein Mittagessen. Dabei hörte ich Frank Sinatra. Alles war total friedlich und genau so, wie ich es mir gewünscht hatte.Meiner Meinung nach ist es wichtig zu wissen, dass man wichtige Ereignisse wie etwa Weihnachten oder Geburtstage auch anders gestalten kann. Weihnachten ist für mich zu einer Erinnerung daran geworden, wie ehrlich ich mein Leben jetzt lebe, anstatt mich nach dem Willen anderer Leute oder nach alten Traditionen zu richten.
– Laura
Single und Spaß dabei
– Laura
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Der junge Arzt
– Chris
Von der Familie verstoßen
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Ich weiß, dass das keine Absicht ist, aber viele Leute sehen ihre großen Familien und die Geschenke als selbstverständlich an. Sie gehen einfach automatisch davon aus, dass da Mutter und Vater sind und es keine finanziellen Probleme gibt. Für viele Menschen sieht die Realität jedoch ganz anders aus.
– CharlieEinmal sind sowohl meine Mutter als auch mein Vater über Weihnachten mit ihren jeweiligen neuen Beziehungspartnern in den Urlaub gefahren. Und mein Bruder ging zu einem Kumpel. Immer wenn mich dann jemand fragte, was ich über die Feiertage mache, sagte ich, dass ich bei meiner Mutter sei. Ich hatte nämlich keine Lust auf Mitleid oder unangenehme, erzwungene Einladungen.Heiligabend zog ich dann mit Freunden durch die Kneipen meiner Heimatstadt und hatte dabei richtig viel Spaß. Gegen vier Uhr war ich dann wieder zu Hause und entschied mich dazu, meine Geschenke aufzumachen und danach schlafen zu gehen. Am ersten Weihnachtsfeiertag hatte ich ohne meine Familie dann irgendwie nichts zu tun. Deshalb saß ich stundenlang einfach nur da, rauchte eine Zigarette nach der anderen und trank Whiskey.Am darauffolgenden Tag fühlte ich mich hundeelend—also jetzt nicht direkt verkatert, sondern eher total deprimiert. Ich blieb im Bett liegen und dachte darüber nach, was bei mir falsch lief und wieso ich mit 30 Jahren Weihachten alleine verbrachte.Seitdem bin ich jedes Jahr bei meinem Vater gewesen. Wir betrinken uns und ich diskutiere dann mit meinen älteren Verwandten über Politik. Das ist schön, aber irgendwie auch unnötig. Erzwungene Heiterkeit halt. Ich freue mich allerdings immer darauf, meine Freunde wiederzusehen, die über die Feiertage in die Heimat kommen.
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– Charlie
Der einsame Kater
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