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Lifegoals

8 Dinge, die du vom 31-jährigen Bald-Kanzler Sebastian Kurz lernen kannst

Selbst wenn du kein Österreicher bist.
Kurz: imago | Rudolf Gigler || Flagge:slon_dot_pics | Pixabay | CC0

Sebastian Kurz' Aufstieg scheint unaufhaltsam. Staatssekretär mit 23, Außenminister mit 27, und jetzt aller Voraussicht nach österreichischer Kanzler mit nur 31 Jahren. Er wäre damit der jüngste Staatschef im modernen Europa. Einige Österreicher nennen ihn "Wunderwuzzi". Der stets wohlgestriegelte Obmann der konservativen ÖVP ist der Traum aller Haargelproduzenten – sowie fast einem Drittel aller österreichischen Wähler. In Zukunft dürfte er noch mehr verhandeln als die Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge.

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Aber selbst wenn du gerade im zwölften Semester studierst und in der Seminargruppe immer mit den komischsten Ideen auffällst: Es besteht Hoffnung! Auch du kannst dich von "Wunderwuzzi" auf den türkisen Pfad der Erleuchtung führen lassen.

1. Scheiß' auf dein Studium

Jahrzehntelang haben dir deine Eltern erzählt, dass du ohne Schulabschluss gar nicht erst aus deinem Kinderzimmer hinausmarschieren musst – da kommt so ein österreichischer Jungpolitiker daher und beweist: Du brauchst kein Studium, um im Slim-Fit-Anzug über das Schicksal Tausender Geflüchteter zu entscheiden. 2005 hatte er in Wien ein Jurastudium begonnen, 2009 – nach immerhin vier Jahren – gab er sich in einem Interview noch optimistisch und wollte sein "Jusstudium" (so nennen es die Nachbarn) auf jeden Fall beenden. Heute, zwölf Jahre und insgesamt 24 Semester später (abzüglich der Urlaubssemester, von denen wir nichts wissen), hat Kurz sein Diplom zwar immer noch nicht, kriegt dafür aber Studenten-Rabatt im Bio-Markt, ein ordentliches Gehalt und demnächst wohl auch das Kanzleramt. Das kannst du auch, also: Gräme dich nicht, wenn du auch lange nach der Regelstudienzeit noch immer in der Bib sitzt und Katzenvideos auf deinem Laptop guckst. Das Leben hält womöglich Großes für dich bereit.

2. Verschwende keine Zeit mit aussichtslosen Tinder-Dates

Wäre Sebastian Kurz auf Tinder unterwegs, stünde in seinem Profil: moderater Partylöwe, konsequenter Nichtraucher, lebensnaher Frauenversteher, 186 Zentimeter. Mit Sicherheit würden sein windiger Haarschnitt und seine tinder-konforme Größe das ein oder andere Super-Like abgreifen. Aber Kurz hat andere Prioritäten: Während du deine Samstagabende noch mit emotionslosem Rumgeswipe und anschließendem okayen Sex verbringst, hat der ÖVP-Mann leidenschaftliche Debatten mit seiner Jugendliebe "Susi" Thier. Susi heißt eigentlich Susanne, ist studierte Wirtschaftspädagogin und begleitet Sebastian, seit er 18 ist. Bisher sind die beiden nicht verheiratet. Er ist zwar konservativ, aber eine Hochzeit will er – genau wie Kinder – erstmal nicht, wie er kürzlich in einem Interview erzählte. Und auch in der Verteilung der Geschlechterrollen gab sich Kurz – zumindest, was seine Beziehung betrifft – früher überraschend progressiv: "Ich würde auch in Väterkarenz [österreichischer erweiterter Vaterschaftsurlaub, Anm. d. Red.] gehen, [und] bin generell sehr für halbe-halbe", sagte er 2009 dem Magazin Woman. Kleiner Dämpfer für die potenzielle Tinder-Erfolgsquote: Im selben Interview rechtfertigte er sexistische Kampagnen-Poster seiner Partei als "Politik nah am Leben".

Sebastian Kurz und seine langjährige Partnerin Susanne Thier | Foto: imago | photonews.at

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3. Keine Experimente: Bleib deinem Style treu

Wenn ein System erstmal läuft, solltest du es nicht durch Veränderungen verhauen, die nur du selbst für innovativ hältst. Sebastian Kurz ist so ein System: Schon mit 22 setzte er – damals noch als Obmann der Jungen Volkspartei (JVP) – auf seinen Key-Look aus weißem Hemd, eng sitzendem Anzug und lässig zurückgekämmtem Haar. Auch wenn die Frisur vor neun Jahren noch etwas blonder war: Kurz beweist, was seine Looks betrifft, eine ähnliche Konsequenz wie der kürzlich gestorbene Hugh Hefner. Und manchmal adaptiert er diese Monotonie nicht nur in seiner optischen, sondern auch in seiner sprachlichen Darbietung: Was für Donald Trump "amazing" ist, ist für Sebastian Kurz "positiv". So ein einheitlicher Auftritt brennt sich in die Gedächtnisse der Leute: Jeder kennt den oder die Eine, die immer dieselbe Hose trägt. Also such' dir ein Lieblingsteil und ein gutes Waschmittel und trage es, bis deine Mitmenschen dich schon von Weitem an deinem Outfit erkennen.

Kurz mit 23 Jahren | Foto: imago | Rudolf Gigler

4. Na gut, ein paar Experimente musst du doch wagen

Hin und wieder musst du dich auch aus dem Fenster lehnen und deine Nase in den Wind halten. Wer nach oben kommen will, der muss auch Sachen austesten. Öffentliche Aufregung macht einen schließlich bekannter. Zu den politischen Forderungen des ganz jungen Sebastian Kurz zählen deshalb auch Anlaufstellen für Drogenabhängige und eine Magnetschwebebahn in Wien. Da war er allerdings noch Lokalpolitiker in der Hauptstadt. Zum Gesprächsthema an den Stammtischen in Tirol oder der Steiermark wird man allerdings nur durch das Fernsehen. Und dem muss man schon etwas bieten: Auftritt Sebastian Kurz, 24, Hummer-Fahrer, Freund knapp bekleideter Hostessen. Bei der Wien-Wahl 2010 versuchte das Politiktalent, die konservative ÖVP jugendlicher wirken zu lassen, also zog er mit Partygefolge und dem "Geil-o-Mobil" durch die Stadt, der Claim: "Schwarz macht geil!"


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5. Finde deine Farbe

Bevor wir Menschen uns über die richtigen Hashtags auf Instagram voneinander abgrenzt oder wahlweise mit Gleichgesinnten vernetzt haben, haben wir dafür Farben verwendet. Nelkenrot den Kommunisten, Braunhemden der SA, Schwarz-Gelb für die Borussia, Blau-Weiß für S04, "Mädchensachen" in Rosa und Pink, "Jungssachen" in Blau – zumindest, wenn es nach der Werbeindustrie geht. Auch heute spielen Farben in der Politik noch eine große Rolle: Schwarz, Rot, Grün gab es lange Zeit nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich. Bis Sebastian Kurz kam und die Schwarzen von der ÖVP einfach mal in ein Türkis tauchte, das auch Pharmakonzernen oder Marktforschungsinstituten gut zu Gesicht stehen würde. Da muss man dann inhaltlich gar nicht mehr so viel machen, wenn die Verpackung bereits im neuen Glanze strahlt, das hat auch die FDP bewiesen. Das Gute daran: Der Regenbogen hat kein Ende. Leih dir also im Baumarkt die Pantone-Skala aus und finde eine Farbe, die erstens noch nicht von jemand anderem besetzt wurde und die zweitens sowohl zu deinem Twitter-Account, als Sockenfarbe zu deinen Schuhen und als Shirtfarbe zu deiner Freizeitkickermannschaft passt.

6. Erkenne die Trends – und nutze sie

Auch wenn du auf Instagram vielleicht schon 20.000 Follower mit Fotos aus dem Fitnessstudio eingesammelt hast: Die erste Person warst du damit sicherlich nicht. Im Gegenteil, Tausende andere haben es dir vorgemacht. Andererseits wurden früher Menschen in engen Hosen auch auf jedem Schulhof verlacht, bis irgendwann jeder in der U-Bahn hauteng anliegende Jeggings trug. Bei Trends kommt es auf das Timing an. Nicht Sebastian Kurz, sondern Justin Trudeau und Emmanuel Macron haben bewiesen, dass Menschen, deren Gesichter uns eher an Unipartys als an Prostatakrebsvorsorgeuntersuchungen denken lassen, auch als Staats- oder Regierungschefs taugen.

7. Sei auch mal ein bisschen flexibel

Wenn es nottut, dann muss man auch mal seine alte Forderungen und Ideen wegwerfen wie einen halb verspeisten Döner vom Sonntagmorgen. Solange du dann wie Sebastian Kurz in jede Kamera wiederholst, dass du "wertebewusst" seist, merkt es vielleicht sogar niemand. Erst sagte Kurz, er wolle nie Berufspolitiker werden, dann wurde er genau das. Als solcher befand er dann 2013, dass Österreich ein Einwanderungsland sei – seit mindestens einem Jahr aber will er vehement die Zuwanderung einschränken. Einst grenzte er sich scharf von der FPÖ und deren Chef Heinz-Christian Strache ab, wollte deren Forderungen niemals kopieren, dann machte er schon als Außenminister genau das. Strache blieb nichts anderes übrig, als die gekränkte Mimose von rechts zu spielen. Sogar in die FPÖ wollte Strache ihn kurzzeitig aufnehmen.

8. Ergreife deine dornige Chance

Schon der 18-jährige Christian Lindner wusste: Probleme sind nur "dornige Chancen". Im Mai 2017 war die einst stolze ÖVP nur noch ein Strauß welker Rosen. Kurz' Vorgänger Reinhold Mitterlehner war bereits das fünfte ÖVP-Oberhaupt, das sich erfolglos an der sozialdemokratischen, rechten Konkurrenz und vor allem der eigenen Partei abgearbeitet hatte. Sebastian Kurz galt als Außenminister zwar als Favorit auf die Nachfolge an der Spitze, aber das Ganze glich einem Alles-oder-nichts-Unterfangen: Sollte Kurz mit der ÖVP verlieren, wäre auch sein Aufstieg jäh zu Ende. Anstatt sachte vorzuschnuppern, packte der Jungpolitiker das schwarz-dornige Bouquet feste – und warf es zurück. Kurz stellte sieben Bedingungen, damit er für die ÖVP ins Rennen um das Kanzleramt gehen würde. Statt der ÖVP sollte eine "Liste Sebastian Kurz", unterstützt von der Partei, antreten. Statt der ÖVP sollte eine "Liste Sebastian Kurz" antreten. Die Partei knickte ein und machte Kurz zum Alleinherrscher. Die vormals lauten ÖVP-Politiker (man kann hier ruhig das generische Maskulinum verwenden) schwiegen mit der Hoffnung vor Augen, endlich wieder an die Spitze zu kommen. Wenn dein Weg nach ganzen oben dich also an einen Abgrund führt: Spring ohne Fallschirm!

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