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Datenschutz

Experiment: Studenten ist Pizza wichtiger als Privatsphäre

Auch sonst sind die Ergebnisse der aktuellen Studie ziemlich bedrückend.

Theoretisch wissen wir alle, dass Regierungen und große Technologie-Unternehmen es auf unsere Daten abgesehen haben. Theoretisch sind wir total dagegen, denn unsere Privatsphäre ist uns auch online wichtig – aber eben nur theoretisch. In der Praxis, haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, sieht das ziemlich anders aus: Praktisch sind die allermeisten bereit, private Daten für ein bisschen Bequemlichkeit zu opfern – oder für Pizza.

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Für ein Experiment boten Forscher der Uni Stanford und des MIT in Cambridge einer Gruppe von Studenten einen einfachen Deal an: eine Gratis-Pizza gegen drei E-Mail-Adressen von Freunden. Eine "überwältigende Mehrheit" der Studenten entschied sich für die Pizza. Dass viele von ihnen vorher angegeben hatten, Privatsphäre sei ihnen wichtig, machte am Ende überhaupt keinen Unterschied. "Menschen sind durchaus bereit, private Daten preiszugeben, wenn man ihnen einen Anreiz dazu gibt", folgert die Studie.

Klar, im Fall der Pizza handelte es sich um die Daten von Freunden der Studenten, nicht ihre eigenen. Allerdings war der Pizza-Test auch nur ein kleiner Teil eines größer angelegten Experiments, das ziemlich beunruhigende Ergebnisse ans Licht gebracht hat. Fazit der Studie: Viele Menschen behaupten, dass Privatsphäre und Kontrolle über ihre Daten ihnen wichtig sei. Aber fast niemand ist bereit, dafür auch nur geringe Opfer zu bringen.

Getestet haben die Forscher das Verhalten junger Leute im Netz, in dem Tausende MIT-Studenten ein Bitcoin-Wallet, ein digitales Portemonnaie zum Handel mit der Krypto-Währung, zur Verfügung gestellt bekamen. Die Forscher beobachteten genau, welche "Privacy Settings" die Studenten bei der Einrichtung ihres Wallets auswählten. Und fanden ziemlich schnell heraus, dass die Mehrheit der Studenten sich nicht für die sicherste der vier Optionen entschieden – sondern für die, die ganz oben stand.

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Als die Forscher noch eine Extra-Verschlüsselung für die Konten anbot, nahm das zwar ein Teil der Probanden an – die Hälfte brach den Prozess aber wieder ab, nachdem sie merkten, dass die Einrichtung ein paar Minuten dauern würde, selbst jene, die vorher angaben, Privatsphäre sei ihnen wichtig. "Im Allgemeinen scheinen Leute nicht bereit, sich auch nur ein bisschen anzustrengen, um ihre Daten zu schützen", folgerte Susan Athey, eine der Autorin der Studie. "Sie sagen zwar, dass der Verlust ihrer Privatsphäre sie frustriere, sie unglücklich oder sauer macht. Aber sie handeln aber nicht, um das zu ändern."


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Vielleicht ist das Ergebnis keine riesige Überraschung: Wir wissen selbst, wie faul wir sind. Allerdings hat diese Studie zum ersten Mal empirische Beweise für das sogenannte "Privatsphären-Paradox": die Tatsache, dass wir es alle scheiße finden, unsere Daten einfach so preiszugeben – aber, dass wir es aus Bequemlichkeit trotzdem weiter tun. Oder, weil wir eben auch in dem sozialen Netzwerk rumhängen wollen, in dem alle unsere Freunde rumhängen – auch wenn wir wissen, dass es mit unseren Daten Geld verdient.

"Das große Problem ist, dass Kunden sagen, sie wollen mehr Datenschutz", sagt Athey. "Aber wenn eine Firma besseren Datenschutz bietet, kriegt sie dann wirklich mehr Kunden? Meine Erfahrung sagt: nein." Athey glaubt, dass Regierungen hier mehr tun müssen, um die Privatsphäre-Einstellungen transparenter und einfacher für Konsumenten zu machen. Denn offenbar sind wir nicht in der Lage dazu, uns selbst zu schützen. Zumindest nicht, wenn es Pizza gibt.

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