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Crime

Ein Schweizer Polizist soll im Darknet im grossen Stil mit Waffen gehandelt haben

Noch immer fehlt Munition im Wert von mehreren zehntausend Euro.
Bei der Hausdurchsuchung des Polizisten fanden die Beamten mehr Waffen, als sie mit ihrem Auto hätten abtransportieren können. (Symbolbild) | Foto: pxhere | CC0

Ein Mitarbeiter der Kantonspolizei Schwyz soll im Darknet Waffen verkauft haben. Der Beamte soll sich im "Spackentreff", einem Forum der Darknet-Plattform "Deutschland Deep Web", unter dem Pseudonym Clultimate bewegt haben, wie der

Tagesanzeiger

schreibt.

Der Zivilpolizist war im Kanton Schwyz bis zu seiner Entlassung im März 2018 als Logistikchef der Kantonspolizei auch für die Beschaffung von Munition und Waffen zuständig. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt jetzt wegen "Widerhandlung gegen das Kriegsmaterialgesetz und/oder das Waffengesetz, Begünstigung, Amtsgeheimnisverletzung und ungetreue Amtsführung" gegen den ehemaligen Staatsangestellten.

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Dienstwaffen seien keine verschwunden, aber bei den Bestellungen fielen der Finanzkontrolle des Kantons Schwyz im Zuge der Untersuchungen wohl Unregelmässigkeiten auf. Laut Recherchen des Tagesanzeigers fehlt bei der Kantonspolizei Schwyz, wo der Mann angestellt war, Munition im Wert von mehreren zehntausend Franken.


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Das "Spackentreff" im Darknet existierte seit April 2013. Dort kaufte auch der Amokläufer von München die Waffe, mit der er im Juli 2016 neun Personen erschoss, wie es im Urteil des Münchner Landesgerichts im Prozess gegen den Lieferanten des Amokläufers hiess. Die Deutsche Polizei nahm den Handelsplatz Mitte 2017 hoch. Das Haus des Schweizer Polizisten durchsuchten Beamte aber erst am 22. Februar 2018. Im Einfamilienhaus des Beamten fanden die Ermittler mehr Waffen, als sie mit ihrem Auto abtransportieren konnten. Die Polizisten aus Bern verhafteten den zivilen Polizisten. Weil keine Fluchtgefahr bestand, kam der Beamte nach eineinhalb Monaten wieder frei. Gegenüber dem Tagesanzeiger sagte er, es sei alles bei weitem nicht so schlimm, wie es möglicherweise aussehe.

Wie die deutschen Ermittler, die das "Spackentreff" geschlossen haben, herausfanden, habe der Schweizer Polizist den Account nicht alleine betrieben. Die Theorie der Beamten: Hinter dem Account sollen der Polizist und ein junger Deutscher stecken. Wie die deutsche Polizei in den Ermittlungen gegen den jungen Mann herausfand, hätten sich die beiden Männer bei einer Militaria-Messe, einer Sammlerbörse für Waffen, kennengelernt.

Der junge Deutsche habe sich um die Übergabe der Waffen an die Kunden und das Geld gekümmert, der Schweizer Polizist soll für den Nachschub verantwortlich gewesen sein. In seiner Aussage belastet der Deutsche seinen angeblichen Partner aus der Schweiz und stellt ihn laut Tagesanzeiger als Drahtzieher dar.

Seit der Schliessung des "Spackentreffs" Mitte 2017 wusste auch die Strafverfolgungsbehörde der Schweiz vom angeblichen Mitwirken des Beamten. Aber die Ergebnisse der deutschen Ermittler hätten nicht für einen gesicherten Tatverdacht ausgereicht, darum habe die Schweizer Staatsanwaltschaft nicht sofort gehandelt, sagte die oberste Strafverfolgerin Carla Contratto zum Tagesanzeiger. Zwischen dem ersten Kontakt der deutschen Polizei und der Hausdurchsuchung des Schweizer Beamten verging daher fast ein Jahr.

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