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Popkultur

Warum es eine bescheuerte Idee ist, dir wegen Netflix die Augen zu verbinden

Bei der Bird-Box-Challenge haben sich offenbar schon so viele Menschen verletzt, dass die Macher eine offizielle Warnung herausgeben mussten.
Die Bird Box Challenge greift um sich
Collage bestehend aus: Screenshot: DopeSpill Comics | Twitter || imago | Prod.DB

Als sich im Sommer 2014 Menschen filmten, wie sie sich einen Eimer Eiswasser über den Kopf schütteten, hatte das zumindest einen guten Zweck: Die "Ice-Bucket-Challenge" sollte auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam machen. Aber blind in der Gegend herumlaufen und sich dabei verletzen, wie bei der "Bird-Box Challenge" – das ist einfach nur sinnlos. Und gefährlich. Trotzdem wurden unter dem Hashtag schon mehrere Hundert Videos hochgeladen, in denen sich Leute dabei filmen lassen, wie sie mit verbundenen Augen herumlaufen.

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Die einen rennen gegen Zäune, die anderen schlagen sich übel die Köpfe an, und wieder andere tun so, als würden sie blind Auto fahren. Auch Kinder bleiben von dem Challenge-Wahn nicht verschont. Sie werden von ihren amüsierten Eltern mit Augenbinden ausgestattet und los geht das Gestolper. Mittlerweile haben sich offenbar so viele Menschen verletzt, dass Netflix seit Mittwoch offiziell vor der Challenge warnt.

Muss das wirklich sein? Dass wir aus allem, was wir popkulturell einsaugen, eine Challenge machen? Warum können wir mit dieser Scheiße nicht endlich aufhören?


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Man sollte doch meinen, wir hätten aus Phänomenen wie der "Tide Pod Challenge" gelernt. Bei dieser Mutprobe musste man in Waschmittelkapseln beißen, die wie Süßigkeiten aussehen. Dass das keine gute Idee ist, war eigentlich schon klar, bevor 39 Teenager in einem Jahr mit Vergiftungen in der Notaufnahme landeten. Trotzdem scheinen immer noch genug Leute Spaß daran zu haben, ihren Mut – oder ihre Dummheit – unter Beweis zu stellen.

Die Bird-Box-Challenge entstand aus dem Netflixfilm Bird Box - Schließe deine Augen. In dem Thriller geht es um eine dunkle Macht, die die Menschen dazu bringt, sich selbst zu töten. Malorie, gespielt von Sandra Bullock, kämpft gemeinsam mit ihren beiden Kindern ums Überleben und findet einen Weg, dem Bösen zu entkommen: Sieht man das Monster nicht, kann es einen nicht töten. Um sich zu schützen, müssen sie Augenbinden tragen.

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Den Film kann man seit Ende Dezember auf Netflix streamen. Seitdem haben ihn schon über 45 Millionen Menschen gesehen. Er scheint sogar so gut anzukommen, dass sich einige Leute darin bestärkt fühlen, den blinden Kampf ums Überleben zu Hause nachzuspielen. Sie laufen dabei aber nicht vor irgendeiner bösen Macht weg, sondern gegen Türen, Wände und Tische und stoßen sich dabei die Knie auf.

Wahrscheinlich sind solche Challenges eine Ausgeburt des Spätkapitalismus. Es geht weniger um den Nervenkitzel als um Konkurrenz. Wer kann sich selbst noch härter herausfordern und seine Fähigkeiten noch mehr optimieren?

Mal ehrlich, dann spielt doch Fußball oder Golf oder von mir aus Fortnite, wenn ihr Konkurrenz wollt. Netflix, das heißt Jogginghose an, Chipstüte auf, die Welt da draußen, die Welt da draußen sein lassen. Dafür muss niemand Waschmittel essen oder sich sein Hirn stoßen.

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