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Art Basel

Besucher der Art Basel analysieren für uns aktuelle Hypes

Fidget Spinner, Gelateria di Berna, Ketamin: Was hält die kulturelle Speerspitze von aktuellen Hypes?
Alle Fotos von VICE Media

Entsteht ein Riesenrummel um ein Produkt oder eine Person, spricht man von einem Hype. Dabei geht es viel mehr um den menschlichen Herdentrieb und weniger um die Funktionalität eines Produkts oder um den gesellschaftlichen Einfluss einer Person. In der Schweiz wurden in der Vergangenheit die unterschiedlichsten Hypes gefeiert: Von Crocs-Schuhen, über SUVs bis hin zu Martina Hingis wurden schon die verrücktesten Konzepte Teil einer inflationären Massenhysterie.

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Doch was macht einen Hype im Innersten schlussendlich zum Hype? Ist es reiner Zufall oder gibt es dafür eine Formel? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir getan, was man in Phasen kultureller Orientierungslosigkeit schon mal tun kann, und die kulturelle Speerspitze an der Art Basel mit aktuellen Hypes aus der Food-, Game-, Fashion- und Drogenszene konfrontiert. Das mehr unterhaltende als aufschlussreiche Ergebnis lest ihr unten – übrigens: Dass Drogen, werden sie noch so sehr gehypt, nicht nur Spass machen, wisst ihr inzwischen hoffentlich selbst.

Eis von der Gelateria di Berna – Anna, 25, Kostümdesignerin

VICE: Kennst du die Gelateria di Berna?
Anna: Nein, ich bin aus Zürich ausgewandert, ich finde Berlin irgendwie viel langweiliger.

OK … Also das ist eine neue Eisdiele beim Lochergut in Zürich, bei der Glacé-Enthusiasten schon mal 40 Minuten in der prallen Sonne anstehen, um Eis zu kaufen. Hier, probier mal das Kokoseis.
Kokosnuss ist ja das Trendgemüse schlechthin, alle Girls schmieren sich momentan damit ein, von dem her haben die von der Gelateria alles richtig gemacht.

Wie schmeckt dir das Eis?
Sehr erfrischend, wie ein Bounty ohne Schokolade.

Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, dass Leute dafür so lange anstehen?
Das ist ein Wohlstandsproblem. Es ist zwar schon ein gutes Eis, aber wie gut kann ein Glacé sein, dass man solange dafür ansteht? Anscheinend tun die Leute alles, um beim Trend dabei zu sein.

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Was hältst du vom Design des Bechers?
Mintgrün ist jetzt ja schon seit Längerem eine Trendfarbe. Die Kombination mit dem Braun ist gut gewählt. Dieser Retro-Look erinnert an Grossmutters Hausrezept. Die probieren, auf gute alte Schule zu machen. Aber mit modernem Flavour. Schön auch, dass das Material Karton ist. Aber der erhöhte Boden nervt. Er erweckt den Eindruck, dass mehr Eis im Becher ist. Das ist eine Lüge: Kapitalismus und Wohlstandsgesellschaft, Willkommen in der Schweiz. Ich bleibe beim Raketen-Glacé aus der Migros. Das ist immer noch King!

Fidget Spinner – Peter, 59, Kunstsammler

VICE: Sie haben den Spinner zum ersten Mal ausprobiert. Wie war das Erlebnis?
Peter: Gut. Aber ich dachte, da passiert mehr. Sollte man damit nicht irgendwelche Tricks machen können? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das gehen soll. Aber wahrscheinlich gibt es morgen eine Fidget-Spinner-Weltmeisterschaft.

Wie erklären Sie sich den Hype um dieses Ding?
Spass und Langeweile. Ich denke nicht, dass der Trend von langer Hand geplant wurde. Das ist Zufall. Es gibt so viele Teile, die man für seine Kids kaufen kann, da ist es schwierig vorherzusehen, welches zum nächsten grossen Renner wird.

Man sagt, der Spinner solle beruhigend wirken. Fühlen Sie sich jetzt entspannt?
Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil, das ist eher eine hektische Angelegenheit.

Welchen Hype haben Sie in Ihrer Jugend mitgemacht?
Oh, da gab es einige: Hula Hoop und Boomerang. Es gab früher eine Serie aus Australien, danach sind alle Kids mit Boomerangs rumgerannt.

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Wie erklären Sie sich die Entstehung und den Tod eines Hypes?
Das ist reiner Zufall, das sollte man nicht überbewerten.

Stabilo-Schuhe von Vetements – Lara, 25, Kunststudentin

VICE: Wieso braucht die Welt Absatz-Schuhe mit Leuchtstiften?
Lara: Was braucht die Welt denn schon?

Zum Beispiel Leuchtstifte. Oder Schuhe. Dann kann man das ja auch kombinieren?
Keine Ahnung ich verstehe es nicht. Ich würde die Schuhe nicht tragen.

Welche Assoziationen lösen die Schuhe denn in dir aus?
Das ist eine eher skurrile Mischung aus Stiefel und Leuchtstift. Hmm.. vielleicht eine kluge Tussi, die wichtige Sachen markiert? Was für Schuhe trägst denn du?
Ich habe immer nur ein paar Schuhe – schwarze oder weisse – und trage die solange, bis sie durch sind. Momentan rocke ich diese Pumas:

Laras Freundin: Hey, Stabilo-Absatz, das ist doch ein Begriff, den es gibt. Wahrscheinlich ist der Schuh daran angelehnt.

Laras andere Freundin: Nein, das heisst Bleistift-Absatz.

Laras Freundin: Ich habe aber auch schon Stabilo-Absatz gehört. Moment mal, was willst du eigentlich mit all dem Koks?

Das ist kein Koks, das ist Keta!

Ketamin – Tanja, 34, Lebenskünstlerin

VICE: Welche Erfahrungen hast du mit Ketamin gemacht?
Ich finde Keta eine coole Droge. Ich nehme schon fast mein ganzes Leben lang Drogen und habe bereits sehr vieles ausprobiert. Am weitesten hat mich Ayahuasca gebracht. Ketamin ist die synthetische Droge, die am nächsten an den Ayahuasca-Trip herankommt. Von den Energiewellen her, verstehst du?

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Ja, klar. Aber allein dadurch lässt sich der Hype um Keta als Partydroge ja auch nicht erklären,
Stimmt, das war eine individuelle Erfahrung. Ich denke, dass Keta momentan so abgeht, weil die ganze Partyszene einfach schon voll überstimuliert ist. Da braucht es etwas Neues. Die Leute wollen weiter, schneller und höher abflashen.

Zermatscht dich Keta nicht zu sehr auf einer Party?
Es geht, mich nervt es manchmal, wenn mich Leute auf Partys anrempeln. Auf Keta bin ich dann immer voll entspannt, und nehme die Energie der Leute um mich herum auf. Was aber schwierig ist bei Keta – vor allem auf Partys – ist die Dosierung. Das Problem ist, dass die ganzen jungen Leute keine Ahnung mehr von der Dosierung haben und sich das einfach reinpfeifen.

Wann hast du das letzte Mal Keta genommen?
Das ist schon eine Weile her. Momentan konsumiere ich vor allem Pilze. Pilze sind der Shit! Ich werde dann aber immer so ehrlich und direkt, was oft ein Problem ist.

20er Note – Clara, 44, Galeristin

VICE: Was hältst du von der neuen 20er Note?
Clara: Ich finde, sie ist komplett überladen. Sie sieht aus wie Monopoly-Geld.

Wie interpretierst du das Design?
Als erstes stechen mir die Schmetterlinge ins Auge. Ein Flügelschlag kann die ganze Welt verändern. Dann sehe ich auf der Vorderseite dieses Prisma. Es erinnert mich an die Illuminaten-Pyramide. Aber nicht, wie auf dem Dollar von vorne, sondern sie geht in die Tiefe. Wahrscheinlich stecken die Illuminaten hier in der Schweiz schon sehr tief drin (lacht). Der Lichtstrahl, der durch das Prisma scheint, erinnert mich an ein Cover von Pink Floyd. Und das Landessymbol ist gar kein Kreuz, sondern ein Plus. Wahrscheinlich, weil man hier das Geld akkumuliert. Aber die Note scheint sehr robust, wahrscheinlich kann man damit sogar schwimmen gehen.

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