Die glamourösen Schönheiten des Miss Gay Lady Venezuela

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Die glamourösen Schönheiten des Miss Gay Lady Venezuela

In der nordwestlichen Hafenstadt Macaraibo gibt es einen schwulen Schönheitswettbewerb.

Teilnehmer des Miss Gay Lady Venezuela und die Städte, die sie „vertreten"

Schönheitswettbewerbe sind in Venezuela sehr beliebt. In der Schule wird die bestaussehende Person gekrönt, erwachsene Frauen kämpfen um die Position als Sportmoderatorin … gutes Aussehen ist in Venezuela sehr hoch bewertet. In den letzten Jahren hat sich die LGBT-Community dieser Tradition der kosmetischen Konkurrenz angeschlossen und angefangen, ihre eigenen Wettbewerbe abzuhalten. Einer davon ist Miss Gay Lady Venezuela.

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Als ich anfing, den Wettbewerb, der in der nordwestlichen Hafenstadt Maracaibo stattfindet, zu recherchieren, lud mich die Organisatorin Carolina—die sich aber lieber „Conejita Ramírez" (Häschen Ramírez) nennt—ein, als Gastjuror dabei zu sein. Ich war so aufgeregt, dass ich es sogar schaffte, ein paar Stunden vor Beginn der Veranstaltung vor Ort zu sein.

„Du bist früh dran, Süßer. Ich bin so froh, dass du hier bist", sagte sie, als ich ankam. Es vergingen nur ein paar Augenblicke, da sprachen wir schon darüber, dass sie transgender ist. „Ich habe an Stellen oberhalb der Taille Operationen gehabt. Ich sollte nicht all meine Geheimnisse verraten, aber ja, ich sehe mich als Frau."

Schon bald hatte sich der Club mit Männern gefüllt, die in wenigen Stunden glamouröse Frauen sein würden.

Ein Mann sagte: „Du wirst schon sehen. Du wirst mich nicht wiedererkennen. Ich werde beweisen, wie feminin ich sein kann." Er fing an zu lachen, als ich ihn fragte, ob er im Alltag lieber als Frau leben würde. „Nein, papi. Ich bin eine echte Schwuchtel. Ich will keine Frau sein."

An Miss Gay Lady Venezuela teilzunehmen, ist ziemlich einfach: Die Männer müssen lediglich die Teilnahmegebühr bezahlen. Alle Teilnehmer kamen aus dem Bundesstaat Zulia—die verschiedenen Regionen, die sie angeblich repräsentierten, waren nichts weiter als Wörter auf Schärpen. Das gehört wohl einfach dazu, schätze ich.

Kurz vor der Show durfte ich in die Umkleide, um mit den Teilnehmern zu sprechen—von denen keiner ein Problem damit zu haben schien, sich mir nackt zu zeigen. In einer Ecke half eine Frau ein paar Männern, ihre Körper mit durchsichtigem Isolierband einzuschnüren. Dieses Band wird nicht nur verwendet, um ihre Bäuche zu straffen, bis sie aussehen wie der eines 15-jährigen Mädchens, sondern auch, um ihre Genitalien zwischen ihren Pobacken zu befestigen. Tatsächlich war es schwer, sich vorzustellen, dass sich zwischen ihren Beinen jemals ein Penis befunden hatte, als alles an seinem Platz war.

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Meine Neugierde war zu stark, ich musste die Frau mit dem Isolierband einfach fragen, ob sie tatsächlich weiblich sei.

„Nein. Ich wurde als Mann geboren, aber jetzt bin ich eine Frau", lächelte sie. „Ich hatte keine OP. Ich habe noch einen Schwanz, aber den benutze ich nicht viel."

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Etwa um Mitternacht kamen die Teilnehmer, so glamourös wie irgend möglich und auf hohen Stilettos balancierend, auf die Bühne und führten eine Art Tanzchoreographie vor. Das Titellied für Miss Gay Lady Venezuela ertönte aus den Lautsprechern und das ganze Publikum machte mit.

„In einer Nacht so schön wie dieser / Könnte jeder von uns gewinnen / Gekrönt als Miss Venezuela / In einer Nacht so schön wie dieser …"

Die Laufstegshow ging über mehrere Stunden. Erst kam die Bademode (die wohl das Interessanteste war, ganz einfach aufgrund des immensen Könnens, das es brauchte, um die Genitalien aller Teilnehmer zu verstecken), dann die Abendmode und schließlich noch der Teil, wo alle dem Publikum von ihren Hoffnungen und Träumen erzählen.

Genesis war der erste, der auf die Bühne sprang und sich das Mikrofon griff. Er trug ein schrilles blaues Cocktailkleid und stolperte darin, sodass er fast zu Boden ging. Zum Glück fand er sein Gleichgewicht und konnte sich ans Publikum wenden.

„Ich will keine Frau sein. Aber Frauen sind das Wichtigste in unserem Leben. Vor allem unsere Mütter. Ich bin hier und bin so angezogen, um sie zu ehren, sie zu lieben und ihnen zu sagen, dass sie die Besten sind. Frauen sind der Hammer!", schrie er und erntete dafür tosende Zustimmung.

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Am Ende wurde ein Gewinner gekrönt, die Ladys wurden wieder zu Männern und die ganze Veranstaltung verwandelte sich schon bald in eine Party—und als ich um 3 Uhr morgens aufbrach, war immer noch kein Ende in Sicht.