So wohnen Zürcher Single-Frauen
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So wohnen Zürcher Single-Frauen

Wir haben uns durch die Wohnungen von vier Zürcher Junggesellinnen gewühlt und sie zu ihrem Lebensstil gefragt.

Nachdem wir nun schon in englischen, österreichischen und schwedischen Junggesellinnen-Wohnungen waren, haben wir uns nun auch in den Wohnungen von Zürcher Single-Frauen umgesehen. Entgegen dem Klischee, dass es in WGs und Single-Wohnungen ziemlich mies und chaotisch aussieht, liessen wir uns von gepflegten Gärten, abgewaschenem Geschirr und geschrubbten Böden überraschen. Meistens jedenfalls.

Julia, 22 & Chloé, 22

VICE: Wie oft seid ihr zuhause?
Chloé: Julia fast nie, ich ziemlich oft. Ich chille einfach so gern in meinem Zimmer, weil es so schön ist.
Julia: Ich bin viel an der ZHdK und arbeite im Service, bin also oft unterwegs. Momentan stecke ich ausserdem in der Lernphase und da ich zuhause nicht gut lernen kann, bin ich oft irgendwo draussen.

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Was ist das grösste No-Go im WG-Leben?
Julia: Wenn die Schwelle zum eigenen Zimmer übertreten wird und man sich einfach an den Gegenständen der Mitbewohner bedient. Wenn Chloé das macht, finde ich es nur halb so schlimm, weil sie mir sehr nahe steht. Es nervt auch, wenn man nachhause kommt und sich schon den ganzen Tag auf etwas zu Essen freut und genau das dann schon weg ist. Vor allem sonntags, wenn nichts offen hat.
Chloé: Am schlimmsten fände ich es, wenn meine Mitbewohner Sachen kaputtmachten, die mir am Herzen liegen oder Dinge verschwinden würden.

Wie findet ihr es in einer Zweier-WG?
Chloé: Streng genommen sind wir zu dritt, wir haben nämlich einen WG-Geist, Feliz. Wenn man ein komisches Geräusch hört, etwas dreckig ist oder Sachen verschwinden, dann war das Feliz. Sie veranstaltet manchmal auch Hauspartys, nach denen sieht's immer schlimm aus bei uns. Wir mögen sie aber gern, sie ist cool drauf. Sie ist so etwas wie unser Streitschlichter, weil wir ihr immer die Schuld zuschieben können.

Sophie, 21

VICE: Wie ist es, mit deinem Mitbewohner zusammenzuwohnen?
Sophie: Es ist ziemlich speziell, er lebt voll das Junggesellenleben. Wir sehen uns nicht so viel, ausser wir verabreden uns zum Essen. Wir führen eigentlich eine Zwecks-WG.

Was ist das Legendärste, das bis jetzt bei euch zuhause passiert ist?
Als ich mal von der Arbeit nachhause gekommen bin, stank die ganze Wohnung nach Scheisse. Als ich das Licht anschaltete, sah ich, dass er auf dem Klo pennte. Er ist ohne Scheiss während dem Kacken eingepennt und hat die Tür offen gelassen! Und ein anderes Mal war die Haustür offen und ich fand ihn schlafend auf dem Boden. Ich weckte ihn und er so: „Wie spät ist es?" Es war fünf Uhr morgens. Er meinte: „Fuck, ich muss an eine Party!"

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Wer macht mehr Party, du oder dein Mitbewohner?
Definitiv mein Mitbewohner. Er arbeitet auf dem Bau und wenn er viel zu tun hat, geht er abends weg. Er bleibt dann, bis es hell wird, kommt nachhause, um sich umzuziehen und geht arbeiten. Ziemlich crazy. Er meint, er sei ja erst 45 und habe noch genug Energie.

Hattet ihr schon Stress?
Vor ein paar Jahren habe ich mit ein paar Freunden seinen ganzen Sack mit Weed weggeraucht. Da war er ziemlich wütend.

Anna, 24

VICE: Was ist die lustigste Story eurer Vierer-WG?
Anna: Eine unserer Mitbewohnerinnen ist ein wenig chaotisch. Immer wenn wir etwas nicht finden, ist es in ihrem Zimmer. Einmal habe ich bei ihr was gesucht und es war eine Pfanne in ihrem Waschkorb. Ich habe auch mal den Salzstreuer gesucht und sie zum Spass gefragt, ob der in ihrem Zimmer ist und sie so: „Fuck, der ist ja immer noch unter meinem Kleiderschrank! Ich war bis jetzt zu faul, um ihn zurückzubringen."

Habt ihr einen Putzplan?
Jede Woche putzt jemand von uns alles, das heisst man muss nur einmal im Monat putzen. Es funktioniert super. Ich habe übrigens dieses Mal geputzt, deshalb ist es so schön.

Habt ihr oft Besuch?
Wenn wir Semesterferien haben schon, ansonsten gehen hier nicht so viele Leute ein und aus. Wahrscheinlich, weil wir kein Wohnzimmer haben. Ahja und im Sommer, dann können wir's auf die Dachterrasse verlegen. Ab sieben bis acht Personen wird es in der Küche ungemütlich. Wir sind auch nicht so die Menschen, die Homepartys schmeissen.

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Seht ihr euch oft?
Es kommt drauf an. Ich arbeite meistens abends und eine meiner Mitbewohnerinnen ist gerade in der Lernphase und deshalb fast jeden Tag an der Uni. Wir verpassen uns manchmal eine ganze Woche. Die anderen sehe ich oft, weil wir meistens gleichzeitig aufstehen und öfter zuhause sind. Ich mag es, wenn jemand zuhause ist. Ab und zu bin ich gerne allein, aber das bildet die Ausnahme. Wir schlafen manchmal sogar zusammen in einem Bett.

Was ist das Schlimmste, das du dir in einer WG vorstellen kannst?
Jemand, der extrem geizig ist und alles abzählt. Dem zum Beispiel auffällt, dass ich ein Reiheli von der Schokolade genommen habe. Oder die Quittungen ganz genau aufteilt. Pingeligkeit und Geiz. Es nervt auch, wenn jemand nicht ehrlich seine Meinung sagt, sondern indirekt mit passiver Aggression. Wir sind untereinander sehr direkt, sagen, wenn uns etwas stört.

Was ist das hässlichste, das in der WG passiert ist?
Wir hatten mal Maden in der Küche, die haben wir fast nicht mehr weggebracht. Sie kamen von einem Reissack aus einem Inderladen und haben sich dann in alle Löcher verkrochen. Wir mussten alles wegschmeissen und einen Kammerjäger kommen lassen. Das hat satte 300 Franken gekostet. Ahja und in unserem Freundeskreis sind Läuse rumgegangen. Da mussten wir alles waschen. Gelegentlich gibt es auch mal ein bisschen Schimmel bei uns, aber das ist ja normal.

Selina, 25

VICE: Habt ihr einen Putzplan?
Selina: Wir putzen dann, wenn wir meinen, es sei nötig.

Das kann ich fast nicht glauben, es ist doch verdammt ordentlich hier!
Wir sind ja auch nur zu zweit.

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Wie macht ihr es mit dem Einkauf?
Wir kaufen beide ein, aber jeder kann alles nehmen, das klappt so super. Ich habe früher in einer grösseren WG gewohnt. In der gab es getrennte Kühlschrankfächer. Das war ziemlich kompliziert. Eine Mitbewohnerin ist immer total ausgerastet, wenn jemand von ihrer Milch genommen hatte. Das fand ich scheisse.

Was geht in einer WG gar nicht?
Verschimmelnde Essensreste, die rumstehen.

Wann sah's hier bis jetzt am allerschlimmsten aus?
Im ersten Halbjahr. Es sind überall verschimmelte Essensreste rumgestanden und die Dusche war schwarz vor lauter Dreck.

Was ist das Beste, das dir hier passiert ist?
Meine jetzige Mitbewohnerin, weil es total harmonisch ist und wir die gleichen Vorstellungen vom Zusammenleben haben.

Was sind deine liebsten Gegenstände in der WG?
Die habe ich nicht, ich bastle einfach gerne. In der anderen WG habe ich nicht viel dekoriert, weil wir alle einen anderen Stil hatten. Es war nie richtig eingerichtet und sah ziemlich neutral aus. Das ist hier nicht so. Meine Wohnung ist für mich ein bisschen wie ein Spielplatz.

Nora auf Twitter: @nora_nova_

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