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Schweizer Airbnb-Vermieter verraten ihre abgefucktesten Geschichten

Wo fremde Menschen ihre Privatsphäre teilen, sind schräge Erfahrungen vorprogrammiert.
Foto von Daria Minina zur Verfügung gestellt

Sharing-Economy-Dienste wie Airbnb versprechen uns vor allem eines: schnelles und unkompliziertes Geld durch brachliegende Ressourcen. Hochglanzfotos von glücklichen Gästen und zuvorkommenden Gastgebern lassen uns glauben, jeder könne mit wenigen Klicks komplett stressfrei sein Gästesofa für etwas Taschengeld vermieten und seinen Gästen zudem die Local-Experience bieten, die ein Hotel niemals bieten kann. Wenn wir unser lottriges Zimmer zu überrissen Preisen vermieten, können wir uns wenigstens einreden, dass wir damit einen einmaligen Mehrwert verkaufen.

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Wenn wir aber mit uns völlig unbekannte Leuten aus unterschiedlichen Kulturen, die noch dazu oft in Ferienstimmung sind, unsere privaten Räume teilen, sind Konflikte und schräge Erfahrungen vorprogrammiert. Wir haben Airbnb-Gastgeber aus der Schweiz gebeten, uns ihre absurdesten Geschichten zu erzählen.

Der betrügerische Blowjob

ˮUm für unsere WG-Kasse etwas dazuzuverdienen, vermieten wir die Zimmer von unseren Mitbewohnern auf Airbnb, wenn diese auf Reisen sind. Da wir in einer belebten Ausgehmeile wohnen, besuchen uns auch öfters Gruppen von jungen Leuten in Feierlaune. Mit einer Gruppe von vier Freunden, die wir diesen Sommer bei uns beherbergten, verstanden wir uns auf Anhieb gut und tranken gemeinsam ein paar Flaschen Wein bei uns Zuhause. Plötzlich brach eine von ihnen in Tränen aus, als sie von ihrem Freund eine SMS erhielt, in der er mit ihr Schluss machte. Somit war der Abend gelaufen und wir verbrachten die nächsten Stunden damit sie zu trösten.

Am Abend darauf luden meine WG die Gäste ein, mit uns auszugehen. Sie nahmen dankend an und wir tranken in der Wohnung ordentlich vor, bevor wir uns auf den Weg in den Club machten. Normalerweise überschreiten die Begegnungen mit unseren Airbnb-Gästen selten Smalltalk-Level, doch mit dieser Gruppe verstanden wir uns ausgezeichnet und machten gemeinsam die Tanzfläche unsicher. Einer ihrer Jungs machte schnell neue Bekanntschaften an der Bar und widmete sich im Verlauf des Abends mehr dem Flirten als uns. Wir verloren ihn aus den Augen.

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Irgendwann fand ich das Mädchen, das am Abend zuvor von ihrem Freund verlassen wurde, heulend vor dem Club sitzend. Sie erzählte mir, sie habe gerade bei uns zu Hause nach dem verschwundenen Typen sehen wollen und fand ihn mit dem Mädchen, mit dem er zuvor geflirtet hatte im Lift zu unserer Wohnung. Als sie versuchte, die Lifttüre zu öffnen, hielt er diese zu. Durch ein schmales Fenster sah sie, dass er sich gerade von seinem Clubflirt einen blasen liess. Währenddessen machte er ihr mit einer Handbewegung klar, dass sie wieder verschwinden solle. Das schlimmste für sie war, dass dieser Typ mit ihrer besten Freundin zusammen war und sie gerade dabei zusehen musste, wie ihre beste Freundin betrogen wird.

Nachdem ich sie so gut es geht getröstet hatte, gingen wir weiterfeiern und sie beruhigte sich wieder etwas. Zurück in der Wohnung fanden wir die Turteltäubchen gemeinsam auf dem Klo. Nachdem seine Freunde ihn mit seinem Fremdgehen konfrontierten, schien er überhaupt keine Reue zu empfinden und seine Bekanntschaft verliess erst auf unsere Aufforderung unsere Wohnung. Zudem hat der Typ auf der Suche nach einem Löffel—bis heute habe ich keine Ahnung, wofür er den brauchte—einen Teil von unserer Küchenverkleidung rausgerissen. Am nächsten Morgen taten dann alle so, als wäre nichts geschehen und reisten gut gelaunt wieder ab.ˮ

— Fino, 22

Auch in anderen Zürcher Clubs wurde wohl geflirtet und betrogen | Foto von Facebook

Die Feuerwehr im Haus

ˮIch führe mitten in der Altstadt von Zürich die traditionelle 'Älpli-Bar' und da öfters mal Musiker von weiter weg bei uns auftreten, bringen wir diese in kleinen Zimmern bei uns oberhalb der Bar unter. Seit zwei Jahren vermieten wir diese auch über Airbnb, um sie besser auszulasten. Bedingt durch unsere zentrale Lage kommen viele asiatische Touristen bei uns unter. Einmal kam eine aufgelöste junge Asiatin zu mir in die Bar runter und meinte, ihre Freundin hätte sich versehentlich im Bad eingeschlossen. Manche Gäste scheinen nicht mit unseren Schlüsseln zurechtzukommen und so kam es mehrmals vor, dass sie sich selbst im Bad eingesperrt hatten. Ich musste ihnen jeweils durch die geschlossene Türe erklären, wie sie den Schlüssel zu drehen haben, um die Türe aufzubekommen.

In diesem Fall war die junge Frau so panisch, dass sie nicht mehr genug Kraft aufbringen konnte, um das Schloss selbst zu öffnen. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Feuerwehr zu rufen, um sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien.

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Schliesslich fuhr ein riesiges Feuerwehrauto vor und sechs Feuerwehrmänner in Vollmontur konnten die Tür zügig aufbrechen. Meine völlig verängstigten Gäste bedankten sich artig bei den Männern und verschwanden völlig beschämt in ihrem Zimmer, aus dem sie den ganzen Tag nicht mehr wieder rauskamen. Zum Glück schenkte mir die Feuerwehr aus Sympathie zu unserer Bar den Einsatz, der mich ansonsten 600 Franken gekostet hätte.ˮ

— Katie, 58

Befreite Airbnb-Gäste machen Feuerwehrleute rund um die Welt zu Helden des Alltags | Foto von Pixabay

Aus der eigenen Wohnung geflüchtet

ˮDa ich alleine wohne und ein freies Schlafzimmer habe, beschloss ich, dieses auf Airbnb zu vermieten. Ich lerne gerne neue Leute kennen und mir gefällt die Idee, dass Leute auch mit ihrer Unterkunft eine Stadt aus der Sicht von Locals kennenlernen. Als alleinwohnende Frau schaue ich normalerweise immer darauf, dass meine Gäste schon gute Bewertungen haben. Einmal bekam ich eine Anfrage von einem Typen, der noch keine Bewertungen hatte und auf seinem Profilbild einen etwas ungepflegten Eindruck machte. Ich wollte aber nicht voreingenommen sein und nahm seine Anfrage für drei Nächte an.

Bei der Schlüsselübergabe erzählte er mir, er wohne selbst in der Stadt, sogar ganz in der Nähe, und bräuchte das Zimmer, weil seine Wohnung gerade renoviert wird. Seine Hautfarbe war sehr blass und er machte einen verwirrten und zombiemässigen Eindruck auf mich. Für die Wohnung und das Zimmer interessierte er sich nicht wirklich und verschwand nach der Schlüsselübergabe gleich wieder. Mir war das Ganze suspekt. Ich rief ihn an und sagte ihm mit dem Vorwand, ich hätte ihm was Wichtiges vergessen zu zeigen, er soll rasch zurückkommen.

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Eigentlich wollte ich den Schlüssel zurückfordern und seine Buchung stornieren. Er sagte mir aber, dass er erst in zwei Stunden wiederkäme. Der Typ tauchte aber nicht mehr auf und ich rief einen Freund an, der über Nacht bei mir in der Wohnung blieb. Als ich den Gast am nächsten Tag anzurufen versuchte, war sein Anschluss nicht mehr erreichbar. Da ich tagsüber arbeite, wusste ich nicht, ob er überhaupt einen Fuss in die Wohnung gesetzt hatte—sein Zimmer schien jedenfalls unbenutzt.

Ich vermutete, mein Gast könnte ein Drogendealer sein, der meine Wohnung als Umschlagplatz missbraucht, oder dass er einen Unfall oder Stress mit seiner Freundin hatte, der sich zwischenzeitlich gelegt hat. Als ich in dem Restaurant anrief, in dem mein Gast laut eigener Aussage arbeitete, kannte dort niemand seinen Namen. Ich beschloss, den Vorfall der Polizei zu melden. Ein Beamter prüfte die Personalien meines Gastes, konnte aber nichts Auffälliges finden. Nachdem auch die Polizei mir nicht weiterhelfen konnte, verbrachte ich die nächste Nacht bei einem Freund und betrat meine Wohnung nicht mehr ohne Begleitung.

Am nächsten Morgen war sein Schlüssel dann wieder in meinem Briefkasten—eine Nacht vor seiner eigentlichen Abreise—und sein Bett schien immer noch unbenutzt. Nachdem ich ihm eine negative Bewertung hinterliess, meldete sich ein anderer Gastgeber bei mir, der diesen Typen auch mit ähnlichen Problemen beherbergt hatte und der seinen Schlüssel danach nicht zurückbekommen hatte. Ich stornierte die Buchung des nächsten Gastes und nehme seit dem Vorfall keine Gäste mehr auf. Bis heute lasse ich den Schlüssel stecken, damit niemand von aussen aufschliessen kann. ˮ

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— Claudia, 31

Die Chaos-Küche

Nicht die Küche von Philippe, aber ihr gefühlter Zustand | Foto von flat.luxury | Flickr | CC BY 2.0

"Als ich vor kurzem in eine neue Wohnung zog, suchte ich einen Untermieter, der mir diese Wohnung für die zwei Monate bis zum Vertragsende abnahm, damit ich nicht auf der Miete sitzen bleibe. Auf Airbnb wurde ich dann fündig und zwei Kanadier waren auch bereit, mir für die Wohnung etwas mehr als die monatliche Miete zu zahlen. Als aber mein Vermieter davon Wind bekam, verbot er mir die gewinnbringende Untervermietung und meine Gäste bekamen vom Migrationsamt Stress, dass sie von den Behörden deportiert werden könnten, wenn sie nicht bald einen Wohnsitz hätten.

Ich schlichtete die Situation mit allen Beteiligten und konnte meine verunsicherten Gäste beruhigen. Doch schon bald bekam ich einen Anruf von ihnen, es gäbe ein Problem. Als sie erstmals versuchten, mit meinem altmodischen Gasherd zu kochen, haben sie—typisch Nordamerikaner—nicht verstanden, dass sie zuvor die Glasabdeckung vom Herd entfernen müssen. Stattdessen stellten sie den Kochtopf auf die Glasabdeckung und heizten mit dem Herd auf voller Stufe ein. Als logische Konsequenz explodierte das Glas samt Kochtopf in hunderte Teile und versaute meine ganze Küche. ˮ

— Philippe, 28

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