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Drogen

Ein Drogendealer erzählt über sein Weihnachtsgeschäft

Gibt es Rabatte? Gibt es Advent-Specials? Kaufen die Leute mehr zur Weihnachtszeit?
Ein Typ zu Weihnachten
Screenshot via: https://www.youtube.com/watch?v=Jv4fr8A2b-k

Symbolbild: Nicht der Drogendealer. Alle Screenshots via: YouTube Nacherzählt von Fredi Ferkova

Ich liebe die Weihnachtszeit. Die Weihnachtszeit ist die einzige Zeit, in der ich mehr verdienen kann, als in der übrigen Jahreszeit. Fast alle meine Kunden haben das doppelte Weihnachtsgehalt in der Tasche, während ich als "Selbstständiger" von ihren Käufen abhängig bin. Deshalb gibt es bei mir eigentlich keine Rabatte.

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Was die Kunden anbelangt, habe ich Glück, weil ich AMS-Bezieher meide und eigentlich halbwegs normale Leute in meinem Kundenstamm habe. Die meisten gehören zum Typ "Was? Der nimmt Drogen?". Sie haben Jobs, Partner und sonst auch ein geregeltes Leben. Und geht es den Kunden gut, geht es dem Verkäufer gut.

Letztes Jahr konnte man bei mir um diese Zeit Cannabis-Schnaps kaufen. Aber eben kaufen. Dieses Jahr habe ich keinen Schnaps, obwohl er sich eigentlich gut verkauft hat. Es war auch schön verpackt. Man trank ein Stamperl in der Früh und war dann ewig waach. Und man konnte es ganz normal in ein Glas umleeren und mit der Familie mitsaufen.

Der Kunde spürt den Weihnachtszauber, wenn der Dealer auch gerne Weihnachten feiert.

Der Vorteil, wenn man nicht ganz legal Geschäfte macht, ist dass man sich gar nicht an sonstigen Weihnachtsaktionen der legalen Läden orientieren muss. Es ist eher so: Der Kunde spürt den Weihnachtszauber, wenn der Dealer auch gerne Weihnachten feiert.

Ein Kollege bekommt immer Plätzchen von seiner Mama und die bietet er auch seinen Besuchern an. Ein anderer wohnt mit seiner Freundin zusammen, da schaut die Bude im Dezember immer sehr weihnachtlich aus. In der Regel sind Dealer aber nicht besonders christlich oder traditionell gesinnt.

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Die Kunden kommen alle Anfang Dezember—mit ihrem doppelten Gehalt—und kaufen mehr als sonst. Ich denke nicht, dass das Geschenke sind. Drogen sind als Geschenke noch immer eher verpönt und gelten wohl als unkreativ. Sie kaufen hauptsächlich Weed, was aber auch daran liegt, dass mein Schwerpunkt hauptsächlich beim Weed liegt.

Von Kollegen mit einem ständigen, breiteren Sortiment weiß ich, dass zur Weihnachtszeit auch bei ihnen besonders Weed gefragt ist. Ich denke, es gibt zwei große Gründe für diesen Weed-Hamsterkauf. Erstens: Die meisten fahren zu ihrer Familie. Ich wiederhole: Zur Familie. Wenn man als Kiffer beim Weihnachtsessen nicht kifft, passieren seltsame Dinge. Mit dem Appetit und mit der Familie. Das will sich niemand antun, deshalb kauft man für die Feiertage eigentlich vor. Das gesamte Partydrogen-Sortiment eignet sich eher weniger für ein Familienweihnachtsessen.

Zweitens: Die meisten Dealer sind selbst auch bei ihrer Familie. Die Zeit von 24.12. bis 31.12. ist mehr oder minder Flaute in Wien. Die Kunden sind weg, die meisten Dealer ebenso. Kluge Verkäufer kehren schon kurz vor Silvester zurück, da in der Zeit mit dem Geld, das man von der Familie bekommen hat, wieder eingekauft wird.

Silvester nehmen auch viele als Anlass, um sich Kokain und solche teureren Späße zu leisten. Ich werde auf jeden Fall auch nicht in Wien sein, sondern bei meiner Familie. Ich werde breit sein und hoffen, dass meine Eltern es nicht wirklich checken und wenn sie es checken, dass sie es zumindest nicht meinen Großeltern verraten.

Vielleicht komme ich vor Silvester wieder, aber das weiß ich noch nicht genau. Meine Kunden wissen Bescheid. Wenn dein Stammdealer für zirka eine Woche nicht erreichbar ist, dann löst es in einigen starken Kiffern eben Panikkäufe aus. Was ich ja ziemlich begrüße. So gesehen habe ich also auch mein doppeltes Weihnachtsgehalt.

Folgt Fredi auf Twitter: @schla_wienerin