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Die 16-jährige Amandla Stenberg, das kleine Mädchen aus dem ersten Hunger Games-Film, bringt das ziemlich gut auf den Punkt. In einem Video redet sie darüber, wie Katy Perry plötzlich Cornrows hatte oder Miley Cyrus twerkt und das alles irgendwie rassistisch ist. Und während es eigentlich nichts Neues ist, dass schwarze Kultur mittlerweile zu Popkultur geworden ist, stellt sie am Ende doch eine ziemlich starke Frage: Was wäre, wenn Amerika schwarze Menschen so sehr lieben würde wie schwarze Kultur?Rachel Dolezal wuchs mit afroamerikanischen Adoptivgeschwistern auf, war schwarzer Kultur also immer irgendwie ausgesetzt und hat somit auch eine starke Affinität dazu entwickelt. So stark, dass sie sich selbst irgendwann als schwarze Frau sah. Diese Identität ist eine, die sich sich selbst ausgesucht hat. Wahrscheinlich aufgrund der Faszination gegenüber schwarzer Kultur, die sie ja offensichtlich hat. Transidentität hingegen ist keine Wahl, die man treffen kann.Dolezal ist Lehrbeauftragte für Afrika-Studien an der Eastern Washington University, Mitglied des Polizei-Ombudsrates in Spokane und offenbar wirklich engagiert in der schwarzen Community. Das alles hätte sie jedoch auch als weiße Frau machen können und legitimiert die ganze Sache somit noch immer nicht.
In den vergangenen Tagen wurden Vorfälle bekannt, in denen Dolezal sich als Opfer von rassistisch motivierten Hassverbrechen darstellte. Haltbar waren diese Vorwürfe nie, sie stellen Dolezal allenfalls ein bisschen überempfindlich dar—einen Nachbarn, der laut Polizeibericht einfach nur auf der Suche nach einem Hundesitter war, hatte Rachel auf Facebook als Einbrecher beschrieben, der ihren Sohn zu Tode erschreckt hatte: „This is scary." Der Sohn selbst sagt, niemand hätte ihn erschreckt, auch die Polizei hätte er nicht gerufen.Caitlyn Jenner hat sich—wie alle Transsexuellen—nicht dazu entschieden, eine Frau zu sein. Sie hat sich dazu entschieden, ihre Wahrheit zu leben. Rachel Dolezal hat sich für eine Lüge entschieden. Wollen wir jetzt ernsthaft darüber nachdenken, ob sie vielleicht tatsächlich eine Afroamerikanerin im Körper einer privilegierten weißen Frau ist? Reißt euch zusammen.Dolezals Motivation werde ich wohl bis zu ihrem ersten großen, emotionalen TV-Interview nach dem in der (Oprah?) nicht nachvollziehen können, aber immerhin hat sie stets zu Gunsten der schwarzen Community gehandelt und sich für deren Rechte eingesetzt. Das ist für mich vielleicht die einzige Möglichkeit, so etwas wie Empathie für sie aufzubauen. Ein kurzes Gespräch in der Today Show lieferte nicht gerade Erklärungen. Womöglich urteile ich hier auch zu schnell, ohne ihre wahren Beweggründe zu kennen. Sie jedoch mit Caitlyn Jenner zu vergleichen ist im Prinzip nichts anderes, als zu behaupten, Transsexuelle würden sich auch nur verkleiden und die Leute um sie herum zu täuschen. Und das ist der eigentliche Fehler an dieser ganzen Geschichte.Folgt Franz auf Twitter: @FranzLichtCaitlyn Jenner hat sich dazu entschieden, ihre Wahrheit zu leben. Rachel Dolezal hat sich für eine Lüge entschieden.