"Wir sind das Radio für Papa und Mama" – ein Besuch bei Ö3

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Popkultur

"Wir sind das Radio für Papa und Mama" – ein Besuch bei Ö3

Einerseits gilt Ö3 als uncool und altbacken, andererseits ist der Sender bei jungen Menschen extrem erfolgreich. Wir haben nachgefragt.

Vor einiger Zeit stand ich abends in einem Lebensmittelgeschäft in Wien, als plötzlich ein kleiner Junge, der ungeduldig darauf wartete, dass seine Eltern endlich fertig sind, laut zu schreien begann: "GUTEN MORGEN ÖSTERREEEICH!" Ich wusste sofort, woher dieser Ausruf stammte – aus dem Ö3 Wecker. Ich wage zu behaupten, dass es nur wenige Österreicher gibt, die noch nie den Ö3 Wecker mit Gallionsfigur Robert Kratky und den vielen gut gemeinten Scherzen gehört haben – die einen freiwillig, die anderen wohl unfreiwillig.

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Gleichzeitig würde in meinem Umfeld wohl niemand – abgesehen von ein paar hart gesottenen Autofahrern – zugeben, dass sie hin und wieder Ö3 hören. Der Sender gilt schlicht als zu uncool und zu wenig Lifestyle. Ö3 ist das Establishment, Ö3 ist unsere Eltern und Ö3 ist Geisterfahrerwarnung mitten in dem einen Taylor Swift-Song, den man insgeheim liebt, aber alleine deshalb nicht offen mag, weil er auf Ö3 läuft.

Ö3 war schon immer da, ist nicht spannend und tut außerdem nichts für die heimische Musikindustrie. Soweit zumindest das gängige Bild. Das ist wahrscheinlich einer der Nachteile, wenn man so lang am Markt und so groß wie Ö3 ist: Man muss ständig gegen Images ankämpfen, die in den vielen Jahren entstanden sind – und wirklich jeder hat eine Vorstellung, Zuschreibung oder Meinung dazu, was Ö3 ist oder zu sein hat. Außerhalb der eigenen Filterblase (und generell der Gen Y) sieht es allerdings schon anders aus.

"Jeder glaubt ja, ein Bild davon zu haben, was Ö3 ist."

Als ich Senderchef Georg Spatt in seinem Büro im Ö3-Tower an der Heiligenstädter Lände zum Interview besuche und sage, dass ich mir die Rolle von Ö3 im Segment der jungen Hörerschaft eher schwierig vorstelle – besonders in Zeiten, in denen eigentlich niemand mehr das Radio braucht, weil jeder über verschiedenste andere Plattformen dasselbe Programm konsumieren kann –, antwortet er mit Statistiken, die das Gegenteil andeuten.

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In der Breite hat Ö3 demnach kein Problem; auch nicht bei Teenagern und jüngeren Usern. Ö3 ist nicht nur der reichweitenstärkste Radiosender Österreichs; er kommt laut Radiotest aus dem Jahr 2016 auch bei den 14- bis 49-Jährigen auf 38 Prozent Marktanteil. Täglich hören über zweieinhalb Millionen Österreicher den Sender. Am schwächsten ist Ö3 dabei in Wien. Bei den 10- bis 13-Jährigen hat Ö3 laut Spatt 50 Prozent Marktanteil, bei den 14- bis 19-Jährigen immerhin noch 42 Prozent.

"Du wirst in Österreich keine Medienmarke finden, die so einen Marktanteil bei den Jungen hat", sagt Spatt gegenüber VICE. Trotz allem Erfolg gebe es da dennoch eine "Krisengruppe" der 20- bis 29-Jährigen – also quasi mich und ziemlich wahrscheinlich auch dich. "Da haben wir mit 34 Prozent den geringsten Marktanteil, und das ist immer noch ein Wahnsinn. FM4 steht bei der Gruppe zum Beispiel bei fünf Prozent. Und das ist noch dazu deren beste Altersgruppe." Im April 2016 wurde übrigens bekannt, dass das Marktforschungsinstitut GfK die Marktanteile von Ö3 und anderen Regionalsendern des ORF jahrelang hochgeschrieben hatte.

Dass Ö3 zwar gehört, aber oftmals als uncool, veraltet und nicht besonders aufregend wahrgenommen wird, ist Spatt dabei klar: "Die Wahrnehmung, dass Ö3 einfach immer irgendwie da war und von den Eltern im Auto gehört wird, wundert mich nicht. Jeder glaubt ja, ein Bild davon zu haben, was Ö3 ist. Fragst du die 40- bis 45-Jährigen, sagen sie: 'Ö3 spielt die Hits von morgen.' Und dann fragst du zum Beispiel die 45-jährigen Männer, was diese Hits sind, und sie sagen: 'Das Beste von Bryan Adams.' Die 17-jährigen Söhne sagen dann: 'Die spielen jeden Tag Bryan Adams, das gefällt mir nicht.' Die Musik, die man nicht hört, ist die, die einem auffällt." Meine Mutter ist selbst treue Ö3-Hörerin und als ich sie frage, was den Sender für sie ausmacht, sagt sie: "Dort wird eingängige Musik gespielt und man kann den Sender einfach so nebenbei laufen lassen." Höre ich mich in meinem Freundeskreis um, will niemand so recht was mit dem Sender zu tun haben, man empfindet ihn als peinlich, altmodisch, langweilig.

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ORF-Generaldirektor Wrabetz sagte im August 2016 gegenüber dem Standard, er sehe Ö3 beim ganz jungen Publikum einer maximalen Bedrohung ausgesetzt. Sehr junge Hörer würden zum Beispiel von Kronehit abgeworben oder überhaupt auf Streaming-Dienste wie Spotify oder Apple Music umsteigen. Spatt stimmt dieser Einschätzung nicht ganz zu: "So wie alle Medien müssen wir uns natürlich ständig darum kümmern, was mit den Jungen passiert, die mit einer unglaublichen Medienvielfalt und ohne Bindung aufwachsen. Der Wrabetz kommt ja auch aus einer Generation, in der man sich beim ORF fast bedanken musste, dass er die Zeit im Bild liefert. Aber heute kommen die jungen, 'undankbaren' Menschen daher und sagen: Zeit im Bild, was ist das? Das verändert sich einfach alles."

"Manchmal wäre es sicher auch schön, nicht nur gebraucht und geduldet, sondern auch ein bisschen geliebt zu werden."

Trotz der Wahrnehmung, Ö3 sei zu langweilig, mainstreamig und funktioniere bei Early-Adoptern, die nur ironisch Miley Cyrus hören, bestenfalls als Guilty Pleasure, scheint der Sender bei jungen Menschen also ziemlich erfolgreich zu sein. Für Spatt ist der ausschlaggebende Faktor für den Erfolg von Ö3 neben der Verfügbarkeit vor allem die Tatsache, dass Ö3 einerseits als glaubhafte Marke etabliert und andererseits ganz einfach sehr praktisch ist. Auch wenn Ö3 nicht immer jedem gebe, was er wolle, wisse man den Sender in seiner Gesamtheit als Aushängeschild für Orientierung und Verlässlichkeit zu schätzen.

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Manchmal leide das Team auch darunter, wie Spatt gegenüber VICE erzählt: "Manchmal wäre es sicher auch schön, nicht nur gebraucht und geduldet, sondern auch ein bisschen geliebt zu werden." Für eine tiefgreifende Markenliebe ist das Senderprofil aber zu allgemein und der Inhalt zu sehr auf die Masse abgestimmt – das weiß jeder, der Ö3 schon einmal länger als einen Song lang gehört hat. Mit Mainstream-Musik, glatten Sounds und einfachen Gags bietet Ö3 keine Überraschungen, agiert berechnend und nach dem Motto "Never change a winning team".

Auch den Vorwurf, Ö3 fördere keine jungen, unbekannten Künstler und würde sich nicht stark genug für die österreichische Szene einsetzen, muss sich der Sender immer wieder gefallen lassen – nicht zuletzt, weil er zum Teil stimmt. Dabei scheint Ö3 nicht wirklich aus seiner Haut zu können oder zu wollen. Zu gefallen und vorhersehbar zu sein, gehöre zu den wichtigsten Grundpfeilern des Senders. "Manchmal denk ich mir: Eine spitze Marke, eine Angreifermarke im Markt zu positionieren, für die man von einer kleinen Gruppe wirklich geliebt wird, das muss schon schön sein. Da sind wir schon manchmal eifersüchtig", sagt Senderchef Spatt in Bezug auf VICE.

Gerade die Größe und Marktdominanz des Senders sind es aber, die auch die Ansprüche beim musikaffinen Publikum, seien es Journalisten oder Musikschaffende, steigen lassen. Wer Macht hat, sollte sie eben auch gut einsetzen. Trotzdem sei es gerade aus der Position von Ö3 nicht einfach, als Förderer von neuen Acts aufzutreten: "Das Zusammensetzen einer so großen Zielgruppe zwingt uns in eine große Verlässlichkeit. Das klingt nicht sexy, ist aber pragmatisch. Neue Musik vorstellen und fördern ist etwas, was Journalisten und Musikinteressierten wichtig ist. Ich will unsere Hörer nicht dissen, aber schaut man sie sich genauer an, merkt man, dass diese für sich noch nicht die Entscheidung getroffen haben, sich aktiv für Musik zu interessieren. Viele gehen nicht wegen ihres Interesses an neuer Musik auf eine Veranstaltung, sondern zu großen Konzerten, wo sie wissen, dass Robbie Williams wieder 'Angels' singen wird, und davor spielt er halt leider ein paar neue Songs", so Spatt weiter.

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"Ich würde auch gerne das ganze Bilderbuch-Album vorstellen, aber wir tun uns schon mit dem einen Titel schwer."

In dieser Hinsicht hat es Ö3 zugegebenermaßen eher schwer. Nach dem zumindest für österreichische Verhältnisse ansehnlichen Skandal um Moderatorin Elke Lichtenegger, die sich abfällig über österreichische Bands äußerte und dafür einen Shitstorm abbekam, sieht sich Ö3 immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dass neue und vor allem österreichische Musik nicht genügend gefördert werde.

Das weiß auch Spatt: "Der Elke-Lichtenegger-Sager ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Wir haben versucht, uns von der Kritik zu befreien, aber ich verstehe nach wie vor alle, die uns kritisieren und sagen, wir sollten noch mehr machen. Ich verstehe, warum wir in den Augen von Musikinteressierten zu verlässlich, zu gewohnt und zu sicher agieren. Recht haben sie. Ich verstehe aber auch uns, warum wir diesbezüglich zurückhaltend sind. Ich brauche viel Ware, die mir den Traffic erzeugt, und das macht eben die sichere Ware. Dann kann ich vorsichtig und gut verpackt was Neues dazwischen schieben. Ich würde auch gerne das ganze Bilderbuch-Album vorstellen, aber wir tun uns schon mit dem einen Titel schwer. Wir drücken den Titel gerade durch, was geht – weil ein Sender, der so groß ist wie Ö3, es auch schaffen kann, Sachen warm zu spielen."

Die Marke Ö3 steht aber generell nicht nur für Radio: Es gibt unzählige Ö3-Veranstaltungen, die Ö3-Bühne auf dem Donauinselfest und zahlreiche Charity-Projekte wie die Ö3-Wundertüte oder das Ö3-Weihnachtswunder. Ö3 weiß also nicht nur, wie man eine Marke richtig unter die Leute bringt, sondern nimmt seine gesellschaftliche Verantwortung als großer Sender in öffentlichkeitswirksamer Form ernst. Ö3 legt Wert darauf, Positives zu vermitteln – egal, in welcher Form. "Wir strahlen eine gewisse Fröhlichkeit, Leichtigkeit und manchmal auch Blödheit aus und bekennen uns zum Positiven. Manchmal geht mir Ö3 auch wirklich auf die Nerven – es ist immer gut gelaunt und fröhlich."

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Aber nicht nur in Hinblick auf einzelne Charity-Projekte will Ö3 Wert auf gesellschaftliche Verantwortung legen, auch in der Nachrichtenberichterstattung soll sich diese widerspiegeln: Ö3 will neben all der Comedy und Unterhaltung auch möglichst objektiv informieren und den Hörern gute News vermitteln – und das, obwohl manche Sendungen und Inhalte gegen diesen Anspruch sprechen.

"Wie unmodern ist denn das bitte?"

Jeden Sonntagabend beispielsweise können die Hörer sich von Star-Astrologin Gerda Rogers die Sterne deuten lassen. Nicht selten kommt es in den Ö3 Sternstunden vor, dass Menschen sie zu lebensverändernden Entscheidungen befragen – wenn sie zum Beispiel nicht wissen, ob sie sich vom Ehepartner trennen, den Job kündigen oder an einen anderen Ort ziehen sollen. Und immer  ermutigt Rogers die Anrufer spontan, genau diesen Impulsen nachzugehen und die einschneidenden Entscheidungen zu treffen. Das mag für Hörer, die an Astrologie glauben und sich nur Bestätigung erhoffen, vollkommen schlüssig sein. In Hinblick auf den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag ist es das jedoch nicht.

Georg Spatt sieht das – vielleicht überraschenderweise – ganz ähnlich. Auf Gerda Rogers angesprochen, lacht er und sagt: "Das ist ein Thema, das ich diskutiere, seit ich hier bin. Aber ich kann schon auch aus Überzeugung sagen, dass Gerda Rogers wirklich eine großartige Radio-Entertainerin ist. Ich denke mir aber manchmal: 'Ist uns klar, was da gerade gesagt wurde?' Das ist meiner Meinung nach wirklich ein Grenzfall. Spaßeshalber sag ich immer, dass das meine Vorgänger gemacht haben, aber das ist natürlich keine Ausrede. Und ich bekenne mich auch zu der Sendung, weil sie sehr gut unterhält."

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Da ist er wieder, der Spagat zwischen dem eigenen Anspruch und der Rechtfertigung des (zumindest unterstellten) Massenverlangens. Spatt weiß jedenfalls genau, dass die Sendung nicht hundertprozentig zum Bildungsauftrag passt. Über den Bildungsauftrag sei man bei Ö3 übrigens sehr froh, auch wenn ihnen das oft nicht geglaubt würde: "Der schützt einen nämlich oft vor Blödsinn, den man im Wettkampfmodus vielleicht machen würde." Wie Gerda Rogers, die er selbst gleichzeitig kritisiert und in Schutz nimmt, zu diesem Auftrag passt, bleibt offen.

Auch die Feststellung, dass es neben den "Ö3 Sternstunden" noch andere fragwürdige Inhalte gibt, überrascht Spatt nicht. Der Ö3 Wecker besteht zum Teil aus kurzen Comedy-Teilen, die oftmals nicht mehr tun, als altbackene Klischees auszuschlachten und längst überholte Rollenbilder zu reproduzieren. Als ich Spatt darauf anspreche, gibt er zwar zu, dass Witze und Pointen natürlich mit vielen Klischees arbeiten, sagt aber auch, dass es ihm jedoch leid tue, wenn manche Gags bei den Hörern so ankommen würden. Gerade als Massenmedium könne es Ö3 ja gelingen, solche Rollenbilder aufzubrechen. Um besser zu verstehen, was ich meine, spielt er mir einen Sketch vor, der am Tag des Interviews im Wecker zu hören war und fragt, ob dieser für mich ebenfalls unter althergebrachte Rollenbilder fällt.

Zu hören ist ein Mann, der sagt: "Schatz, wieso liegt unsere Waage im Mistkübel?", worauf die Frau beleidigt antwortet: "Die war böse, böse böse!" – schallendes Gelächter folgt. Erst nachdem wir uns den Sketch gemeinsam angehört haben, scheint Spatt klar zu werden, welche gesellschaftlichen Normen hier eigentlich als Mainstream verkauft werden.

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Bei genauerem Hinsehen scheint er sich bewusst zu sein, dass diese Herangehensweise auch als unmodern gesehen wird und in dieser Hinsicht Nachholbedarf besteht: "Wir haben uns ja auch viele Jahre immer über die Deutschen lustig gemacht. Aber bei uns arbeiten auch viele Deutsche, lauter nette Menschen. Bedient haben wir trotzdem immer noch das Piefke-Klischee. Da hab ich mir auch irgendwann gedacht: Wie unmodern ist denn das bitte?"

Aber nicht nur was die Inhalte von Comedy und einzelnen Sendungen betrifft, ist den Machern von Ö3 bewusst, dass sich noch einiges verändern muss, auch der Online-Auftritt des Senders ist so eine Sache. Sieht man sich die Facebook-Page des Senders an, fällt schnell auf, dass hier zum Großteil lustige Sprüche und Memes gepostet werden; dazwischen finden sich Breaking News, Sport- und Wettermeldungen. Auf der Website sind neben Society-News, Film-Reviews und Verkehrsmeldungen auch zahlreiche tagesaktuelle Nachrichten zu finden. Warum nutzt der Sender jedoch seine Reichweite nicht, um objektive Nachrichten unter die zahlreichen Facebook-Fans zu bringen – vor allem jetzt, wo der Kampf gegen Fake News und unseriöse Quellen immer schwieriger und wichtiger wird?

"Wir sind das Radio für Papa und Mama, aber man ist schneller Mama und Papa, als man denkt."

Bei Spatt läuft man mit dieser Analyse wieder offene Türen ein. "Ich persönlich mag die Spruchpostings nicht. Die pragmatische Antwort, die auch Teil des Erfolgs von Ö3 ist: Diese Postings erzeugen Traffic. Und ohne die kommen wir mit anderem Content nicht in den Stream unserer Fans", sagt Spatt und macht es sich zugegeben leicht.

Genau dieses Mindset macht Ö3 aus und hat den Sender wahrscheinlich dorthin gebracht, wo er heute ist – das weiß man dort auch und vor allem macht man kein Geheimnis daraus. Hier redet man sich nicht ein, innovativ zu sein, neue Musik zu fördern oder alte Muster aufzubrechen.

Ö3 für seine Versäumnisse zu kritisieren, ist einerseits notwendig, um dem großen Radiodampfer ein bisschen die eigene Rolle und Macht zu verdeutlichen – andererseits ist es aber auch ziemlich einfach. Während man dem Sender natürlich seine abgedroschenen Sketches und die mainstreamige Musikauswahl vorwerfen kann und auch sollte, muss man auch das aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbare Vorgehen ein wenig zu verstehen versuchen.

Trotz aller Bemühungen und Kritikoffenheit des Senders darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass sich Ö3 auf seiner privilegierten Position als etablierte österreichische Institution ausruht. Senderchef Spatt zeigt für die meisten Kritikpunkte im Gespräch großes Verständnis, die Antwort ist im Prinzip jedoch immer die selbe: Wir würden, wenn wir könnten, aber die Hörer wollen es so, weil es schon immer so war. Dafür kann und darf man Ö3 ein bisschen hassen, denn Ö3 könnte es durchaus schaffen, die Bedürfnisse der Hörer, auf die es sich beruft, zu beeinflussen, sie für neue Musik zu sensibilisieren oder progressive Statements in Gags zu verpacken. Solange sich der Sender jedoch nicht ändert, werden sich auch die Erwartungen der Hörer nicht ändern.

Wahrscheinlich wird Ö3 immer der Sender bleiben, den unsere Eltern hören und den viele junge Menschen offen uncool finden, aber insgeheim hören. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm. "Wir sind das Radio für Papa und Mama – aber man ist schneller Mama und Papa, als man denkt", sagt Spatt.

Verena auf Twitter: @verenabgnr

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