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Alkoholabhängigkeit

Bei einem Zwickauer wurden 6,52 Promille Alkohol festgestellt – Wie zur Hölle geht das?

Er behauptet, nur "eine Maß" getrunken zu haben.
Foto: imago | Seeliger

Es gibt viele Möglichkeiten, auf einer Bestenliste zu landen – unabhängig davon, ob man es auch tun sollte: Manche Menschen lassen sich 28 Zentimeter lange Haare an den Ohren wachsen, andere essen 77 Hotdogs in zehn Minuten. Wieder andere trinken unmenschlich viel Alkohol.

Dienstagnachmittag, München Hauptbahnhof. Erst torkelt er nur rum, dann bricht der ältere Mann zusammen und bleibt orientierungslos am Boden liegen. Polizisten lesen den Zwickauer auf und stellen einen rekordverdächtigen Atemalkoholwert von 3,26 mg/l fest – umgerechnet 6,52 Promille. Ältere Promille-Messgeräte hörten bei einem Wert von 5 auf. Die Beamten befinden, dass der 61-Jährige nicht mehr alleine reisefähig ist und nehmen ihn mit aufs Revier. Der Mann behauptet, "lediglich eine Maß" getrunken zu haben, wahrscheinlicher ist, dass er sein zuletzt getrunkenes Bier meint. Nach einer ärztlichen Untersuchung wird er in eine Münchner Klinik transportiert. Mit dieser Geschichte hat es der Mann zwar immerhin in den Polizeibericht geschafft, aber nicht auf den ersten Platz der Promillegiganten.

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Diesen zweifelhaften Rekord hält womöglich ein anderer: Ein Pole trank 2002 in Berlin eine Flasche Wodka in einem Zug aus und fiel daraufhin ins Koma. Die Notaufnahme stellte einen Wert von 8,2 Promille fest. Im Februar letzten Jahres griffen Polizisten einen Mann aus Haldensleben in Sachsen-Anhalt mit 6,71 Promille auf. Sieben Monate später urinierte ein Betrunkener gegen eine Polizeistation – fünf Promille. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind für einen Gelegenheitstrinker drei Promille schon lebensgefährlich. Wie überlebt man das Doppelte?


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Wir rufen bei der bundesweiten Sucht- und Drogenhotline an. Eine Beraterin erklärt, dass ein regelmäßiger und intensiver Alkoholkonsum zu einer Toleranz führe. Der Körper vertrage mehr. Reicht das aus, um auf knapp sieben Promille zu kommen? "Grundsätzlich gibt es so etwas", sagt Dr. Peter Strate der Berliner Zeitung. Er ist Chefarzt der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen der Asklepios Klinik in Hamburg und sagt, dass ein solcher Promillewert die "traurige Höchstleistung eines Alkoholikers im Endstadium" sei. Bei so einem Wert ginge es nicht mehr um Genuss. "Wenn ein Mensch über viele Jahre massiv trinkt, dann braucht der Körper den Alkohol irgendwann, um normal zu funktionieren, am Leben zu bleiben", so der Suchtexperte gegenüber der Berliner Zeitung. Bei einem Promillewert von fast sieben vermutet Strate, dass ein 80 Kilo schwerer Mann drei Flaschen Schnaps getrunken haben muss.

In Deutschland sterben laut kenn-dein-limit.info von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung täglich etwa 202 Menschen an den Folgen von Alkohol, der Zwickauer war nicht darunter. Sollte er sich in Zukunft noch mal versehentlich für einen unsinnigen Rekord bewerben, hoffen wir, dass der eher was mit 77 Hot Dogs zu tun hat.

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