Menschen erzählen von ihren schlimmsten Mushroom-Trips
Bild: Noel Ransome

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Drogen

Menschen erzählen von ihren schlimmsten Mushroom-Trips

"Nach den üblichen Kotzgeräuschen folgte der unverwechselbare Sound von einem Kopf, der auf Beton knallt."

Ich hasse Magic Mushrooms. Ich bin einfach nicht geschaffen für diese Drogenerfahrung, das Psilocybin in den Pilzen sorgt vor allem für Halluzinationen. Das kann schnell nach hinten losgehen, manche Leute sind deswegen schon in den Tod gesprungen. Was den Konsum außerdem so gefährlich macht: Jeder Mensch reagiert anders, die äußeren Umstände wirken sich auf den Rausch aus und wer schon psychische Probleme hat, bekommt obendrein schneller einen Horrortrip. "Unterm Strich ist der Konsum solcher Substanzen immer mit Risiken verbunden", sagte Dr. Roland Griffiths, ein Psychopharmakologe und Professor an der Johns Hopkins University School of Medicine.

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Ich habe Pilze schon auf verschiedene Arten und Weisen genommen und jedes Mal auf einen guten Trip gehofft: draußen in der Natur, mit vertrauten Menschen oder in niedrigen Dosen. Aber ich drifte jedes Mal gedanklich in dunkle Welten ab und will, dass es endlich vorbei ist. Einmal befand ich mich beispielsweise in einem winzigen Badezimmer irgendwo in Laos und dachte bei jedem Blick in den Spiegel, dass meine Haut aus Birkenrinde sei. Das war nicht erleuchtend, sondern schrecklich.

Ich weiß, dass auch andere Menschen nicht wirklich mit Magic Mushrooms klarkommen. Deshalb habe ich in meinem Bekanntenkreis nach Geschichten von Leidensgenossen gefragt und die Reaktion war überwältigend. Es folgen die schlimmsten Pilz-Trips, von denen mir erzählt wurde.


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"Ich war gefangen in der Hölle"

Vor ein paar Jahren reiste ich mit Freunden nach Laos. Dort gingen wir in ein Restaurant, in dem auch eine "Speisekarte" mit diversen illegalen Substanzen verfügbar war. Koks, Marihuana und Heroin ignorierten wir und bestellten stattdessen die Magic-Mushroom-Pizza. Nach einem Stück passierte nichts, also langte ich wieder zu.

Als die Pizza fast weg war, stellte sich die Wirkung ein und wir gingen eilig nach draußen. Ich verlor schnell jeglichen Bezug zur Realität: Ich bildete mir ein, zu Hause in Vancouver zu sein, und konnte mir nicht erklären, warum da eine Kreuzung aus Huhn und Mensch auf der Straße stand (die Statue existierte tatsächlich). Zurück in unserer Unterkunft schrie ich dann sechs Stunden am Stück. Ich steckte in einer Art psychologischer Dauerschleife und dachte, ich sei tot – eine Leiche, die in einer Waldlichtung liegt und von Grillen umgeben ist. Ich war gefangen in der Hölle und musste mich wie in Dauerschleife immer wieder damit abfinden, tot zu sein.

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Irgendwann wusste ich gar nicht mehr, dass ich Pilze genommen hatte und schlief ein. Wegen des unglaublich intensiven Trips gab es für mich allerdings keinen Unterschied mehr zwischen Schlaf- und Wachzustand. Die Wände zerflossen und ich war gleichzeitig lebendig und tot. Erst als ich wirklich aufwachte, mich hinkniete und weiter schrie, wurde mir klar, dass ich geschlafen hatte. Meine Begleitung rollte nur mit den Augen, so nach dem Motto: "Ich dachte, damit wären wir durch?" Schließlich ließ die Wirkung der Magic Mushrooms nach und ich kam wieder zu Sinnen. Letztendlich war ich fast 13 Stunden lang drauf und hatte in diesem Zeitraum das Gefühl, für immer in diesem Drogen-Fegefeuer festzustecken. Selbst sechs Monate nach der Reise hatte ich noch mit den Folgen zu kämpfen: Ich bekam Panikattacken, wachte mitten in der Nacht auf und konnte mich nicht in größeren Menschenmengen aufhalten. Meine Begeisterung für Magic Mushrooms ist natürlich dahin.
– Ted*, 38

"Für mich gab es keinen Unterschied mehr zwischen Leben und Tod"

2011 ging ich auf ein Musikfestival in Detroit, wo ich über irgendwelche alten Bekannten meines Ex-Freunds an Magic Mushrooms kam – leider nur in Kapselform, weswegen ich auch nicht wusste, wie hoch die jeweilige Dosis war. Im Laufe das Tages schluckten meine Freunde und ich jeweils eine dieser Kapseln und ich muss wohl eine besonders starke erwischt haben. Obwohl ich schon Erfahrungen mit Pilzen gemacht hatte, schob ich nämlich plötzlich einen heftigen Film. Ich drehte mich zu meinen Freunden um und meinte: "Geht das bei euch genauso ab? Waren das wirklich Magic Mushrooms?"

Im weiteren Verlauf des Abends hatte ich wirklich das Gefühl, mich auf einem anderen Planeten zu befinden. Ich konnte nicht mehr reden. Meine Freunde schüttelten mich durch und fragten eindringlich, ob alles OK sei. Ich konnte sie zwar hören, war jedoch mehr mit den Schatten beschäftigt, die mich verfolgten. Ich sprang ständige zwischen Realität und Trip hin und her. Für mich gab es keinen Unterschied mehr zwischen Leben und Tod. Und das machte mir richtig Angst. Ich weiß noch, wie ich mir dachte: "Mir ist egal, wenn ich jetzt sterbe, denn dann wäre ich glücklich." Dabei litt ich damals nicht an Depressionen oder so. Irgendwann fing ich an zu weinen und meine Freunde beschlossen, mich besser nach Hause zu bringen.
– Allison, 26

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Foto: Erik Fenderson | Wikimedia Commons | gemeinfrei

"Wir malten mit unseren Stiefeln zwei Stunden lang Sachen in den Schnee"

Während meines Studiums nahm ich viele Pilze, aber die Trips waren immer beschissen. Ich dachte im Rausch nämlich ständig, die Welt würde untergehen. Nur einmal lief es etwas besser: Mein Freund und ich malten mit unseren Stiefeln zwei Stunden lang Sachen in den Schnee. In meinem Kopf war das tiefgründige Kunst, aber als ich wieder runterkam, wurde mir klar, dass wir lediglich das Wort "POO" in riesigen Buchstaben in den Schnee gelaufen hatten. Das war mir richtig unangenehm. Und DAS war meine beste Erfahrung mit Pilzen.
– Emma, 28

"Es folgte der unverwechselbare Sound von einem Kopf, der auf Beton knallt"

Eine Zeit lang waren Magic Mushrooms in meinem Freundeskreis total angesagt. Eines Abends entschieden wir uns, ein paar Pilze zu schmeißen und auf meiner Dachterrasse den Sonnenuntergang anzuschauen. Also packte ich mein Sandwich mit ungefähr zwei Handvoll Magic Mushrooms voll und hatte erstmal eine Zeit lang richtig viel Spaß mit meinen Bekannten. Dann wurde mir jedoch total heiß und ich eilte in mein Zimmer, wo ich mich komplett auszog und die Wände beim Zerfließen beobachtete. In meinem Kopf schmolzen die Wände, weil ich kein guter Sohn war. Also schrieb ich meiner Mutter direkt 30 mal, dass ich sie liebte. Obwohl keine Antwort kam, dachte ich mir: "Sehr gut, die Sache ist damit abgehakt."

Anschließend entschieden wir uns dazu, in eine Bar zu gehen. Wir alle waren gut dabei, aber mein Kumpel John* hatte es mit seiner Magic-Mushroom-Whisky-Kombination richtig übertrieben. Auf dem Weg sagte er nämlich, dass er sich übergeben müsse, und wankte hinter ein paar Büsche. Nach den üblichen Kotzgeräuschen folgte jedoch der unverwechselbare Sound von einem Kopf, der auf Beton knallt. Ich rannte sofort rüber zu John, der bewusstlos dalag. Ich verpasste ihm ein paar Backpfeifen, wodurch er tatsächlich wieder zu sich kam. Mit schielenden Augen meinte er nur: "Auf zur Bar!"

Stattdessen brachten wir John aber zurück in meine Wohnung, legten ihn auf die Couch, hörten seinem verwirrten Gebrabbel zu und hielten ihn sechs Stunden lang wach, bis endlich seine damalige Freundin kam und ihn abholte. Am darauffolgenden Morgen kotzte er sich erneut die Seele aus dem Leib und man diagnostizierte ihm eine schwere Gehirnerschütterung. Die ganze Situation gab mir wirklich zu denken und ich habe seitdem auch nie wieder so viele Magic Mushrooms konsumiert.
– Andrew*, 34

*Name geändert

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