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armut

Bedürftige zeigen, was sie bei der Berliner Tafel für Weihnachten mitnehmen

"Meinen Kindern ist es unangenehm, dass ich hierher gehen muss." – Marianne, 76
Eine Mitarbeiterin sortiert Essen bei der Tafel
Alle Fotos: Eva L. Hoppe

Im Stadtteil Zehlendorf wohnen die meisten Millionäre Berlins – und 120 bedürftige Menschen, die regelmäßig zu "Laib und Seele" gehen müssen, einem Hilfsangebot der Berliner Tafel, der Kirchen und dem RBB, weil sie am Existenzminimum leben. Insgesamt gehen in Deutschland 1,5 Millionen Menschen zur Tafel. Viele von ihnen haben ihr Leben lang gearbeitet und können es sich heute nicht einmal mehr leisten, auswärts einen Kaffee trinken zu gehen.

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In der evangelischen Stephanus-Kirchengemeinde engagieren sich deshalb jeden Dienstag ehrenamtliche Mitarbeiter, holen gespendete Nahrungsmittel bei Supermärkten ab, verteilen Essen an die Menschen, denen es nicht so gut geht und hören zu, wenn es Probleme gibt. Obwohl "Laib und Seele" keine Vollversorgung, sondern ein Zusatz ist, würden viele ihrer Kunden ohne nicht über den Monat kommen. Anderen hilft die Ausgabestelle dabei, sich wenigstens ab und an Dinge wie Fahrkarten, ein Stückchen Kuchen mit Freunden oder einen Kinobesuch leisten zu können.

Ein vollgepacktes Fahrrad und eine Villa in Zehlendorf

In Berlin-Zehlendorf leben die meisten Millionäre Berlins.

In Deutschland wird jährlich fast die Hälfte der Nahrungsmittel weggeworfen. Jede Privatperson schmeißt im Jahr durchschnittlich 82 Kilo Essen weg – meistens weil sie zu viel gekauft hat. Die einen haben zu viel, die anderen zu wenig. Grund für die immense Lebensmittelverschwendung ist häufig das Mindesthaltbarkeitsdatum, was nicht selten als Ablaufdatum wahrgenommen wird. Essen mit abgelaufenem Verbrauchsdatum darf nicht verteilt und auch nicht gespendet werden. Das gilt allerdings nicht für Essen mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum. Trotzdem schmeißen viele Supermärkte ihre Produkte lieber in die Tonne, statt sie an gemeinnützige Einrichtungen zu geben.

Gespendete Lebensmittel

Insgesamt arbeiten 50 ehrenamtliche Mitarbeiter bei “Laib und Seele” in Zehlendorf.

Für mehr Lebensmittelspenden haben Mitarbeiter von "Laib und Seele" die Eins-mehr!-Kampagne gestartet. Dabei bitten sie Menschen in der Vorweihnachtszeit und zu Ostern darum, bei ihrem Einkauf ein Teil mehr zu kaufen, das sie anschließend spenden. So kamen dieses Jahr 7 Tonnen Essen zusammen.

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Während sich viele Leute bereits jetzt Gedanken darüber machen, wie sie den angefutterten Weihnachsspeck im neuen Jahr wieder loswerden, stehen andere Menschen in einer Schlange, um eine Nummer zugeteilt zu bekommen, damit sie sich etwas zum Essen für die Weihnachtstage mitnehmen können.

Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.

Marianne, 76

Marianne und ihre Einkaufstüte

Durch die Tafel spart Marianne etwas Geld, um am sozialen Leben teilnehmen zu können.

VICE: Wieso gehen Sie zur Tafel?
Marianne: Ich bekomme Grundsicherung. Ich hätte niemals damit gerechnet, irgendwann mal herkommen zu müssen, obwohl ich 40 Jahre berufstätig war. Das war für mich schon ein Schock. Ich habe in der Buchhaltung gearbeitet. Dort habe ich halbtags so viel verdient, wie andere ganztags. Ich gehöre zu der Generation, die den Staat eigentlich nicht in Anspruch nimmt, deswegen wäre ich niemals auf die Idee gekommen, zur Tafel zu gehen. Eine Bekannte aus der Seniorenfreizeitstätte hat mich irgendwann mal mit her genommen. Jetzt versuche ich selbst, anderen alten Leuten Mut zu machen, zur Tafel zu gehen. Falsche Scham muss man sich leisten können.

Wie feiern Sie dieses Jahr Weihnachten?
Am ersten Weihnachtstag bin ich bei meiner Freundin eingeladen. Da bringe ich die Knödel mit, die ich heute bekommen habe. Am ersten Weihnachtstag fahre ich zu meinen Enkelchen und ihrer Mutter nach Potsdam. Dann bringe ich meiner Schwiegertochter die Petersilie von heute mit, für ihren Kräutergarten. Und am zweiten Weihnachtstag bin ich wieder bei meiner Freundin. Da haben wir uns aber einen Tisch reserviert – da wollen wir nicht kochen.

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Ist es Ihnen in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis unangenehm, dass Sie zur Tafel gehen?
Ich stehe dazu. Meinen Kindern und meinen Enkeln ist es schon unangenehm, dass ich hier her gehen muss. Aber sie akzeptieren es. Sie können mich finanziell nicht unterstützen und das würde ich auch nicht wollen.

Was gab es denn heute für Weihnachten?
Jeder musste einen Weihnachtsstern mitnehmen. Das war Pflicht, weil es so viele gab. Ich habe noch einen kleinen Weihnachtsbaum bekommen. Den behalte ich selber – für zuhause.

Sind Sie froh, dass es Einrichtungen wie die Tafel gibt?
Ja. Aber ich finde es schlimm, dass es überhaupt eine Tafel geben muss, weil Menschen wie ich, die 40 Jahre gearbeitet haben, so eine kleine Rente bekomme. Weder die Flüchtlinge noch die Ausländer sind schuld daran, dass ich hierher kommen muss. Die Politik hat uns Frauen schon vor 40 Jahren beschissen.

Trotzdem: Armut sieht anders aus. Ich kann zwar nicht mehr nach Amerika fliegen, aber ich muss auch nicht hungern. Wir bekommen hier zwei Tüten mit Essen vom Feinsten. Diesen Futterneid hier kann ich nicht ertragen. Was wir hier bekommen ist keine Komplettversorgung, sondern zusätzlich. Dafür leiste ich mir dann mal eine Fahrt zu meinen Enkeln nach Potsdam oder gehe ins Konzert. Ich vermisse hier manchmal die Dankbarkeit der Leute.

Jörg, 45

Jörg und seine Einkaufstüte

Früher war Jörg Maler. Heute muss er zur Tafel gehen.

VICE: Haben Sie heute was besonderes für Weihnachten mitgenommen?
Jörg: Nein, für Weihnachten kaufe ich extra Sachen. Ich feiere dieses Jahr aber bei meinen Eltern. Und an dem anderen Tag kommt mein Sohn. Ich hab heute Champignons, viel Obst, ein bisschen Salat, Milch und Brot mitgenommen. Das ist fast zu viel. Nächste Woche fällt Laib und Seele aus, deswegen muss ich das Essen irgendwie haltbar machen.

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Gab es heute besondere Sachen, weil bald Weihnachten ist?
Nein, eigentlich nicht. Außer, dass wir heute Kaffee dazu bekommen haben. Den gibt es immer vor Weihnachten. Eigentlich habe ich Dienstags immer MAE. [ Anmerkung d. Red.: Maßnahme zur Aktivierung und Eingliederung beim Jobcenter]. Heute wollte ich aber hierher kommen und allen Frohe Weihnachten wünschen.

Wie lange gehen Sie denn schon zur Tafel?
Seit zwei Jahren. Vorher habe ich als Maler gearbeitet.

Was würden Sie machen, wenn es die Tafel nicht geben würde?
Dann müsste ich auf die Angebote der Supermärkte gucken. Die Supermärkte sortieren manchmal Produkte aus, die bald ablaufen, und dann gibt es 30 Prozent Rabatt.

Peter, 74

Peter möchte anonym bleiben. Hier steht er neben seinem Einkaufswagen.

Peter möchte nicht, dass sein Umfeld weiß, dass er zur Tafel geht, sagt er.

VICE: Was haben Sie heute mitgenommen?
Peter: Joghurt, Obst, Gemüse, Buttermilch, querbeet. Richtiges Weihnachtsessen von hier mitzunehmen klappt nicht. Ich muss mit dem auskommen, was ich hier bekomme. Ich feiere dieses Jahr alleine zuhause und werde mir hieraus etwas kochen. Es ist nur schade, dass es hier keine Wurst- und Käsewaren mehr gibt, weil ein Kühlwagen fehlt. Aber ich will mich nicht beklagen, ich bin froh, dass ich diese Einrichtung hier habe. Is allet schick, allet schön.

Haben Sie denn schon eine Idee, was Sie kochen werden?
Das muss ich mir zuhause mal in Ruhe überlegen. Ich breite dann alles vor mir aus und dann stelle ich das Gericht zusammen.

Wie lange kommen Sie schon hierher?
Drei Jahre. Meine Rente reicht nicht, deswegen muss ich aufstocken. Ich habe mein Leben lang gearbeitet und war nie groß krank – aber die Rente reicht trotzdem nicht zum Leben.

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Was haben Sie früher beruflich gemacht?
Ich war selbständiger Friseurmeister. Ich hab immer Rente bezahlt, mir fehlt kein Monat. Ich war freiwillig pflichtversichert. Trotzdem reicht sie nicht. Ich bekomme 700 Euro und davon muss ich alles zahlen. Würde es die Tafel nicht geben, müsste ich einen Nebenjob annehmen.


Auch bei VICE: Obdachlose erzählen, wie sie den Winter überstehen.


Was es eine große Überwindung zur Tafel zu gehen?
Ohja, sehr. Ich brauchte drei Anläufe, bis ich reingegangen bin. Das ist schambehaftet bis zum Gehtnichtmehr. Jetzt habe ich mich dran gewöhnt und ein paar nette Leute kennengelernt.

Haben Sie das Gefühl, dass Einrichtungen wie die Tafel dabei helfen, Altersarmut zu verdecken?
Nein, verdecken kann man sie nicht. Man kann sie in der Nachbarschaft nicht kaschieren. Ich versuche trotzdem immer, dass man es mir nicht so anmerkt. Es gab ja auch mal bessere Zeiten. Deswegen möchte ich mich nicht outen, dass ich hierhin gehe.

Hilft die Tafel dabei, sich wenigstens ein bisschen Luxus erlauben zu können?
Nein, da bleibt nix übrig für Luxus. Letztens habe ich mir zum Beispiel ein Stück Zahn abgebrochen und brauchte eine Krone. Das kostet ein Vermögen. Da musste ich wirklich sparen um das Geld zusammen zu kriegen. Wenn man das nicht schafft, muss der Zahn eben raus. Aber ich laufe doch nicht mit einer Zahnlücke rum. Ich spare lieber. So viel Selbstachtung habe ich noch.

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Was würden Sie sich vom Staat wünschen?
Zuallererst, dass man die Rentenerhöhung nicht vom Sozialamt abgezogen bekommt. Es wäre schön, wenn die Grundversorgung etwas erhöht werden würde. Mit dem Geld kommen die Leute wirklich nicht klar.

Können Sie zwischendurch überhaupt mal etwas schönes unternehmen?
Nein, das geht gar nicht. Es gibt einen Kulturverein, mit dem man einmal im Monat ins Theater gehen kann. Aber sowas wie Kino ist nicht drin. Der soziale Abstieg ist besonders schlimm. Ich muss mir aber zweimal überlegen, ob ich es mir leisten kann, eine Tasse Kaffee trinken zu gehen. Das Geld ist einfach nicht da. Schön ist die Situation für mich gerade nicht, aber ich weiß auch nicht, wie ich da rauskommen soll. Wenn sich etwas ergibt mache ich ein paar Nebenjobs unter der Hand. Das sorgt für ein bisschen Luft. Trotzdem wünsche ich meine Situation meinem ärgsten Feind nicht.

Macht Altersarmut einsam?
Sehr einsam. Passen Sie bloß auf. Wobei, hab ich ja auch gemacht. Suchen Sie sich am besten einen reichen Mann.

Christian, 61

Christian möchte anonym bleiben, deshalb hält er sich seinen Weihnachtsstern vor das Gesicht.

Christoph sagt, er interessiere sich nicht sonderlich für Weihnachten.

VICE: Gibt es etwas, worüber Sie sich heute besonders freuen?
Christoph: Ja, über meine Pflanzen. Ich habe Weihnachtssterne bekommen. Ein Drittel meiner Wohnung besteht aus Fensterbänken, da kann ich viele Blumen hinstellen.

Haben Sie auch etwas fürs Weihnachtsessen mitgenommen?
Nee, ich mach mir nicht so wirklich was aus Weihnachten. Ich bin Atheist. Ich hab mich da im Elternhaus schon sehr früh ausgeklinkt. Ich kann mit diesem ganzen Brimborium nichts anfangen. Ich kaufe Geschenke dann, wenn ich sie sehe. Nicht extra für Weihnachten.

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Feiern Sie dann gar nicht?
Ich hätte die Gelegenheit, aber ich denke, ich bleibe zuhause. Ich werde den Tag wie jeden anderen Tag verbringen. Was ich mag sind Lichterketten. Ich habe zwar keinen Weihnachtsbaum, aber dafür zwei schöne große Pflanzen. Die habe ich schon geschmückt. Eine in blau und die andere in verschiedenen Farben. Das ist mein einziges Zugeständnis an Weihnachten, wobei man das ja auch einfach so machen kann.

Was essen Sie denn an Heiligabend?
Ich glaube stinknormal Würstchen mit Kartoffelsalat. So wie man das hier in Berlin macht. Gans, Ente, Hirsch oder Kaninchen brauch ich nicht.

Was würden Sie machen, wenn es die Tafel nicht geben würde?
Ich würde vermutlich andere Sachen sein lassen. Zum Beispiel das Rauchen. Lebensmittel gehen vor Rauchen. Die Tafel hilft mir dabei, diesen Luxus zu behalten. Viele sagen ja immer, wer Hartz IV bekommt, der muss nicht rauchen, aber das behalte ich bei, solange es geht.

Olga, 68, und Maurice, 25

Maurice und seine Einkaufstüte

Maurice geht regelmäßig mit seiner Oma Olga zur Tafel. Sie möchte nicht auf Fotos zu sehen sein.

VICE: Seit wann kommen Sie zur Tafel?
Maurice: Seit drei Jahren. Am Anfang bin ich alleine gekommen. Dann habe ich meiner Oma gesagt, sie könne mitkommen. Seitdem machen wir das zusammen.

Warum holen Sie das Essen hier?
Maurice: Weil wir zu wenig haben. Aber auch, weil zu viele Nahrungsmittel weggeworfen werden. Wir sind eine große Wegwerfgesellschaft. Das ist sehr schade. Denn nur weil ein Verfallsdatum überschritten wurde, heißt das nicht, dass man etwas nicht mehr essen kann.

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Wieviel Geld haben Sie zur Verfügung?
Olga: Ich bekomme eine kleine Rente. Ich habe 37 Jahre lang gearbeitet. Ich war in Kitas als Köchin, ich habe beim Bezirksamt gearbeitet, habe Vermittlung gemacht. In die Rentenkasse habe ich immer eingezahlt. Heute kriege ich 800 Euro im Monat. Das ist nicht wenig. Aber abzüglich der Miete bleibt nicht mehr viel. Es ist gut, dass ich herkommen kann. Aber gleichzeitig finde ich es auch traurig.

Maurice: Ich bekomme Hartz IV und wohne mit meiner Oma und meinem Opa zusammen.

War es eine Überwindung, herzukommen?
Olga: Für meinen Enkel nicht, aber für mich schon.

Maurice: Für Leute, die gearbeitet haben, ist es härter.

Olga: Wir wohnen in Zehlendorf. In unserer Straße gibt es einen Bäcker, der drei oder vier Läden in Berlin hat. Jeden Morgen schmeißt er mehrere Säcke mit frischem Brot und Brötchen weg.

Maurice: Als er gemerkt hat, dass Leute sie wieder aus dem Müll holen, hat er sie mit seinem eigenen Abfall vermischt. Damit niemand die Brote nehmen kann.

Olga: Solange es solche Menschen gibt, wird es uns schlecht gehen. Ich habe ihn schon gebeten, das Essen stattdessen herzubringen. Aber er wollte nicht.

Was haben Sie für Weihnachten bei der Tafel geholt?
Maurice: Wir haben Gemüse: Tomaten, Paprika, Salat, Zwiebeln, Karotten. Davon gibt es immer sehr viel. Zu Weihnachten haben wir Kaffee bekommen. Meine Oma trinkt sehr viel davon, ich nicht. Aber ich freue mich sehr darüber. Außerdem gab es heute Doppelkekse und Schokolade.

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Olga: Heute ist ein besonderer Tag. Wegen Weihnachten gibt es mehr Nahrungsmittel. Sonst ist das nicht so. Nichtsdestotrotz sollte man immer dankbar sein. Das, was wir heute bekommen haben, kannst du im Laden nicht für zwei Euro kaufen. Das ist ganz schön viel.

Was kochen Sie denn Weihnachten?
Maurice: An Heiligabend gibt es Würstchen und Kasseler mit Kartoffeln. An den anderen Feiertagen haben wir meistens eine Gans oder Klöße und Rotkohl. Meine Oma hat allerdings vor ein paar Tagen schon eine Gans gemacht – warum auch immer. Ich glaube, deswegen gibt es am Weihnachtsfeiertag diesmal keine Gans bei uns. Wir haben heute nicht extra nach Essen für Weihnachten geschaut. Irgendwo waren Knödel dabei, die können wir an den Feiertagen sicher essen. Wir nehmen das, was wir bekommen.

Bringen Sie Ihrem Mann auch etwas mit?
Olga: Nein. Der will damit nichts zu tun haben. Das ist auch OK. Wir beide sind zufrieden.

Ingeborg, 67

Ingeborg und ihre Einkaufstüte

Ingeborg und ihr Mann leben gemeinsam von 400 Euro im Monat.

VICE: Was haben Sie in ihrer Tasche?
Ingeborg: Ich krieg hier immer schöne Sachen. Gemüse und alles, was man als Mensch so braucht. Ich krieg mein Brot, mein Obst. Das ist so schön.

Kommen Sie oft her?
Jeden Dienstag. Ich bin gerne hier, wegen der Gesellschaft. Ich kenne hier viele Leute und auch meine Freundin hier. Mit ihr sitze ich immer hier, wir sind auch per Du. Mit den anderen habe ich nicht so viel Kontakt, will ich auch gar nicht. Viele ziehen hinter dem Rücken übereinander her. Die halten sich für was besseres und sagen zum Beispiel: “Guck dir mal die Säuferin an” oder “ach, jetzt kommen schon wieder die Ausländer”. Was soll das denn? Dieser Futterneid. Die meisten Leute die herkommen, sind genauso arm wie wir. Trotzdem bilden sie sich ein, sie wären die Reichen hier. Dann sollen sie ins Kempinski essen gehen.

Was würden Sie machen, wenn es die Tafel nicht geben würde?
Ja, was soll ich dann machen? Dann müsste ich alles selber kaufen. Das würde mit meinem bisschen Rente und dem bisschen Rente von meinem Mann gar nicht gehen. Ohne Miete, Telefon und Strom bleiben uns im Monat 400 Euro. Ohne die Tafel würden wir nicht auskommen. Dabei sind wir wirklich sparsam und genügsam.

Was gibt es bei Ihnen denn Weihnachten zum Essen?
Als ich klein war, hat meine Mutter mir erzählt, dass es früher an Weihnachten immer Gans mit Rotkohl und Klößen gab. Bei mir gab es immer Kartoffelsalat und Bockwurst. Das mache ich auch dieses Jahr wieder.

Und war da jetzt was dabei, was Sie gebrauchen können für Heiligabend?
Brot. Das lege ich gleich in den Brotkasten. Ich kaufe aber auch nochmal extra für Weihnachten was ein. Weihnachten wird schon schön. Man muss sich gar nicht so einen Stress machen.

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