Europawahl 2019

Queer.de wirft Satire-Politiker Sonneborn Homophobie vor

Warum setzt er sich im EU-Parlament gegen Uploadfilter ein, nicht aber gegen selbsternannte "Homo-Heiler"?
Martin Sonneborn stimmt über Verbot von Konversionstherapien ab
Fotos: Martin Sonneborn: imago | snapshot || Grafik: votewatch

Martin Sonneborn trifft so wahllos Entscheidungen wie ein sprunghafter Dreijähriger in der Quengelphase. Allerdings sitzt Sonneborn als Abgeordneter für Die PARTEI im Europaparlament und nennt das Satire. Im März 2018 stimmte das Parlament über das Verbot homofeindlicher Konversionstherapien ab, also über das Verbot von sogenannten "Homo-Heilungen". 70 Prozent der Abgeordneten waren für das Verbot – Sonneborn aber dagegen. Genauso wie der AfD-Politiker Jörg Meuthen. Das Magazin queer.de wirft dem Satire-Politiker deshalb Homophobie vor. Die Entscheidung ist zwar schon etwas her, jetzt aber beginnt die heiße Phase des Europawahlkampfs – auch bei Die PARTEI.

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Im März 2018 wurden die EU-Mitgliedsstaaten in einem Resolutionsantrag aufgefordert, "Homo-Heilungen" zu verbieten. Mittlerweile zieht auch Gesundheitsminister Jens Spahn nach. Die Linken, die Grünen sowie die meisten Liberalen und Christdemokraten stimmten damals dafür. PARTEI-Politiker Sonneborn, wie gesagt, dagegen. Der niedersächsische Landesverband von Die PARTEI begründete diese Entscheidung in einem Tweet jetzt damit, dass der Antrag der Partei nicht weit genug gegangen sei. "Wir fordern Gefängnis für Konversionstherapeuten", schreibt der Verband.

Markus Kowalski von queer.de bezeichnet die Forderung nach Haftstrafen hingegen als "unrealistisch". Die Partei erlaube sich damit einen Witz auf Kosten derer, die von "schädlichen Umpolungsversuchen" betroffen seien, schreibt er. Seiner Meinung nach zeige Die PARTEI sich mit diesem Stimmverhalten offen homophob.


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Bei der letzten Europawahl wählten rund 185.000 Menschen Die PARTEI. Seitdem ist der Satiriker Sonneborn Europaabgeordneter. Als er ins Europaparlament einzog, sagte er: "Ich stimme abwechselnd mit Ja und Nein." Es ist also fraglich, wie viel die Stimme gegen ein Verbot von "Homo-Heilungen" wirklich über die politischen Ansichten des Satire-Politikers verrät. Trotzdem wirft sie die Frage auf, wie sinnvoll es ist, solche Abstimmungen nicht ernst zu nehmen. Kowaski schreibt: "Ihm sind queere Themen offenbar egal, so wie alle anderen politischen Themen auch."

Doch das stimmt nicht. Im Kampf gegen Uploadfilter zeigte der Satiriker sich äußerst engagiert. Auf Twitter teilte er sogar eine Infografik, die das Abstimmverhalten der Parteien offen legte – er selbst stimmte damals gegen die Filter.

Geht es um die Rechte von LGBTI-Personen, spielt Sonneborn hingegen russisches Roulette. Bereits im März 2017 stimmte er gegen den Schutz von LGBTI-Personen vor Hate Speech. Damit hält er sich zwar an sein Motto, wahllos mit Ja und Nein zu stimmen, setzt aber Menschenrechte auf Spiel. Lustig ist das nicht.

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