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Bis so guet

Diese Backpacker sind Arschlöcher

Backpacking ist der hinterletzte Scheiss.

Mit Facebook-Timelines, die aussehen, wie die Trophäen-Sammlung einer Jagd-Safari zeigt der moderne Traveller den Rang seiner einzigartigen Erfahrung. Ein Selfie vor dem Machu Picchu, Angkor Wat und auf Piste mit den Eingeborenen gehört zu den Grundvoraussetzungen der authentischen Experience.

Auf der Couch der Hostals startet das Duell, wer die meisten Länder auf der Liste hat. Wer einen dieser kulinarischen Hotspots auslässt, erntet abschätzige Entrüstung. Egal wo man hinflüchtet, die Globetrotter sind schon da.

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Die Speerspitze des Touri-Vandalismus bildet der Party-Backpacker: Er verlässt seine Hostels kaum. Das muss er auch nicht, denn dort gibt es alles, was er braucht: Billigen Schnaps, Gras und paarungswillige Soziologie-Studentinnen. Warum auch sich mit Fremden rumschlagen, wenn man mit englischsprachigen Reisenden die Nächte durchzechen kann?

Dann gibt es den Polit-Touristen. Ihn findet man vor allem in Lateinamerika: Er kauft sich in Chiapas ein Zapatisten-Shirt nachdem er in Kuba ein paar Wochen Sozialismus gespielt hat. Kuba war eh das höchste der Gefühle. Wer will schon Webfreiheit, wenn er in einer echten Geschichskulisse leben kann.

Der Neohippie-Strassenhändler. Eine wandelnde Eiterbeule, die stets mit selbstgebastelten Armbändern durch die Welt tingelt. Mit der einrollbaren Decke, die er zu Ehren der Einheimischen in ihren Fussgängerzonen ausbreitet, beeindruckt er vor allem souvenirwillige Hoteltouristen, die ihm als einzige die Sachen auch abkaufen.

Der Wohltäter-Backpacker hingegen verknüpft seine Reise mit einem Freiwilligeneinsatz. Er hat eine Mission. Für „Afrika", für den Weltfrieden, für die Schleimspur, die aus seinem schizo-moralischen Anus läuft.

Er nimmt alle Mühen auf sich, um sich mit den Bedürftigen in ihrem Leid zu suhlen. Daher neigen manche von ihnen dazu, beleidigt zu sein, wenn ihnen die Kinder im Waisenhaus nicht augenblicklich um den Hals fallen.

Sicherlich gibt's noch weitere Typen, vom Eso- bis zum Outdoor-Freak. Aber sie alle werden vom Hardcore-Traveller in den Schatten gestellt. Er ist anders als die Anderen. Eine Schabe. Ohne Scham, ohne Würde, ohne Schande.

Während die meisten Globetrotter auf einen gewissen Standard achten, fühlt er sich wie im siebten Himmel, wenn er in einem Kakerlaken-Loch oder in einem Verschlag voller Flöhe übernachten kann. Er möchte eins werden mit den lokalen Underdogs und hofft darauf, dass die ihn als einen von ihnen in ihre Kreise aufnehmen.

Zum Schluss ist noch der Meta-Rucksacktourist zu nennen. Er scheisst auf den selben Toiletten wie die anderen Reisenden, geht zu den selben exotischen Masseurinen und lässt sich genau wie alle anderen vom Dorfschamanen die Zukunft voraussagen. Aber, wie er es sich von Zuhause aus gewohnt ist, findet er Touristen einfach nur vulgär, einfältig und „neokolonialistisch".