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Das sind die schlimmsten Kunden an Schweizer Supermarkt-Kassen

Ja, auch du gehörst dazu.
Foto: Mike Knell

Wir alle hatten schon mal mit Kunden zu tun: Sei es beim Verkauf der Schoggi-Taler in der Schule, bei unserem Nebenjob an der Bar oder bei unserem Fulltime-Job im Büro.

Da ich ebenfalls zu diesen armen Studentinnen gehöre, die sich mit einem Zweitjob hinter der Bar über Wasser halten müssen, kenne ich die Marotten von Gästen. Jedoch fühle ich mich wie im Paradies, wenn ich meine Situation mit der von Kassierern vergleiche. An den Kassen der Schweiz trifft sich die Elite der Horror-Kundschaft (und ja, wir alle gehören dazu).

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Eine Kassiererin einer Coop-Filiale hat sich bei mir über die schlimmsten der schlimmen Horror-Kunden ausgelassen, um dir zu zeigen, wie du die Welt zu einem besseren Ort machen kannst (denk daran, wenn du das nächste Mal zwei Minuten vor Feierabend deine Wochenendeinkäufe erledigen möchtest). Genau dasselbe gilt natürlich auch für Migros-, Spar- und alle anderen Supermarkt-Kunden.

Die Unfreundlichen

Ich hasse es, wenn Kunden das Gefühl haben, sie könnten mich rum kommandieren, wie sie wollen. Einmal kaufte eine Frau bei mir ein, deren Gesicht vor Botox fast platzte. Als sie an der Reihe war, fragte sie, ob sie noch eine Tüte haben könne. Ich bejahte und zeigte ihr mit der Hand wo diese hingen, doch die Gute machte keine Anstalten sich zu bewegen. Sie schaute mich von oben bis unten an und wiederholte ihre Frage: „Kann ich eine Tüte haben?" Ein wenig genervt antwortete ich erneut: „Dort hängen sie ja!" Als die Frau immer noch stur stehen blieb, musste ich aufstehen, hinter der Kasse hervorkommen und ihr eine Tüte holen.

Zigorio | Wikimedia | CC BY-SA 3.0

Die schlimmsten Kunden sind aber die, die ihr beschissenes Kleingeld mit Absicht neben meine Hand legen, obwohl sie sehen, dass ich die Hand wie ein Bettler danach ausstrecke. Da ich lange Nägel habe, muss ich dann eine Rille suchen, um eine Münze nach der anderen aus der Vertiefung holen zu können. Jede verdammte Münze. Danach würde ich sie ihnen am liebsten ins Gesicht schmeissen.

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Die „Ich-halte-alle-auf-ist-mir-aber-egal"

Um beim Einkauf die Superpunkte zu erhalten, muss die Supercard vor dem Öffnen der Kasse eingescannt werden. Ansonsten verfallen die Punkte. Natürlich frage ich immer im Vornherein, ob die Kunden eine Superkard besitzen. In den meisten Fällen sagen sie Nein oder geben mir nicht mal eine Antwort. Dann gibt es solche Spezialisten, die sich nach dem Öffnen der Kasse dafür entscheiden, die Karte doch noch hinzulegen. Eine Frau kaufte einmal für etwa 40 Franken—in Superpunkten also 40 Rappen—ein und kam natürlich nicht auf die Idee, die Karte rechtzeitig hinzulegen. Da sie diese Punkte aber unbedingt wollte, musste ich ihren ganzen Einkauf stornieren und noch einmal alles von vorne einscannen.

Ich mag die Sorte derjenigen aber besonders, die bereits gezahlt haben und den Kassenzettel nicht mehr brauchen. Sie lassen ihn liegen oder sagen explizit dass sie ihn nicht wollen. Nach einigen Minuten kommen sie dann zurückgeeilt, weil sie es sich anders überlegt haben. Dann darf ich meinen Abfallkübel hervorholen, jeden einzelnen Kassenzettel auf den Tisch legen und prüfen, ob er dem Kunden gehört oder nicht. Überlegt euch mal früher, ob ihr den braucht, verdammt!

IIVQ | Wikimedia | CC BY-SA 3.0

Die Zurückgeber

Dann gibt es noch diejenigen, die jeden Scheiss zurückbringen. Gestern kam einer vorbei, der brachte einen Salat zurück, dessen Blätter rundherum ein wenig braun waren. Als könnte er die zwei Blätter nicht einfach abziehen und den sonst tadellosen Salat geniessen. Eine Frau brachte einmal Feigen zurück, die „ein wenig nass" waren. „Solche Feigen habe ich noch nie gesehen!" Ist halt eine andere Sorte, komm damit klar!

Aber natürlich muss ich sämtliche Beschwerden ohne Widerspruch umtauschen und dabei noch lächeln, obwohl die Schlange hinter diesen Motzern ins Unermessliche wächst und alle sie am liebsten erdrosseln würden. Dann beschweren sie sich noch darüber, dass sie beim Umtausch einen Kassenzettel unterschreiben müssen: „Ich will das nicht. Was machen Sie denn mit meiner Unterschrift?"

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Die Undankbaren

Öfters finden wir in unserem Laden Ausweise, Führerscheine oder ähnliches. Natürlich google ich diese Personen dann und rufe sie an. Es ist aber kaum zu glauben, mit welcher Undankbarkeit die Kunden mir begegnen.

Einmal vergass eine alte Frau ihr Portemonnaie in unserem Laden. Darin befanden sich 700 Franken und 500 Euro in Bar und sämtliche ihrer Kreditkarten und Ausweise. Dann lag da noch ein Kontoauszug, der zeigte, dass sich noch über 10.000 Franken auf dem Konto befanden. Jedenfalls riefen wir die gute Frau an und benachrichtigten sie über den Fund. Als sie ihren Geldbeutel dann abholte, gab sie uns ein sehr großzügiges Trinkgeld von fünf Franken. „Trinken Sie einen Kaffee", sagte sie zu mir. Vielen Dank …

Immer wieder haben wir so Werbeaktionen. Momentan bekommt man bei jedem Einkauf ein Los. Als ich einer alten Frau nach ihrem Einkauf eines davon geben wollte, schrie sie mich an: „Ich bin doch nicht mehr im Kindergarten! Solche Sachen brauchen sie mir nicht anzudrehen! Darüber habe ich mich schon bei der Geschäftsleitung beklagt." Und weil die Gute sich darüber beschwert hatte, dass der Coop sozusagen „gratis Sachen" verteilt, stellte ihr die Geschäftsleitung einen Geschenkgutschein aus. Übrigens macht sie das bei der Migros auch immer, das hat sie mir noch persönlich mitgeteilt.

Die Zickigen

Über Mittag gibt es meistens einen grossen Ansturm, Bauarbeiter und Geschäftsleute beeilen sich da besonders, da sie nun mal nur eine Stunde Mittagspause haben. Da drängelt sich doch ernsthaft eine alte Frau mit ihrem prall gefüllten Einkaufswagen vor alle anderen. Ein Mann aus der Schlange rief ihr zu: „Ja, die Pensionierten haben es eben schon eilig." Als wäre nichts, erwiderte sie: „Ja, das stimmt, ich muss ganz schnell weiter."

Enriquecornejo | Wikimedia | CC BY-SA 3.0

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Einmal scannte ich den Einkauf einer älteren Dame ein. Wie es sich gehört, hatte ich sie begrüsst und nach der Supercard gefragt. Während ich also ihr Essen über den Scanner zog, redete ich kurz mit meiner Mitarbeiterin. Als die Dame bezahlen sollte, fauchte sie mich an: „Also wenn ich bedient werde, möchte ich auch, dass Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf mich richten. Ich finde das unverschämt."

Die Last-Minute-Shopper

Samstag um 17:55 Uhr, genau vor meinem Wochenende, kommen sie mit ihren Körben und ihren Einkaufswägen, als ob es keine Tankstellen-Shops mehr gäbe. Normalerweise schalte ich die Tür dann auf Einbahn, damit man noch raus, aber nicht mehr rein kann. Als eine Kundin um 18:01 Uhr mit ihrem Einkauf fertig war, hämmerten ein paar Bekloppte noch von aussen an die Tür. „Die hätten auch fünf Minuten früher kommen können", sagte ich zu der Frau. Sie entgegnete: „Fünf Minuten sind in unserer Gesellschaft viel! Man hat eben nicht immer für alles fünf Minuten übrig!" Ja, für meinen Feierabend bestimmt nicht …

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Titelbild: Mike Knell | Flickr | CC BY-SA 2.0