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Arbeit

Alle Leute, die du bei deinem Bürojob hassen lernen wirst

Vielleicht bist du, ja DU, einer von ihnen?
Bürofeinde
Foto: VICE

Wenn du durch die ersten Jahre deines Berufslebens gekommen bist, ohne dir Feinde gemacht zu haben, ist irgendwas falsch gelaufen.

Klar, es ist nett, nett zu Menschen zu sein. Ich bin ein großer Verfechter von nett. Aber ist schon mal jemand auf eine Art nett zu dir gewesen, die in dir blanken Hass aufkommen lassen hat? Die Leute vom Gemeindehaus zum Beispiel, in dem du mit Freunden eine Freibierparty veranstalten wolltest? Überschwänglich nette Fahrkartenkontrolleure? Bekomme nur ich einen Würgereflex, wenn jemand grundlos und übertrieben nett zu mir ist?

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Arbeit eignet sich super, um kleine und oftmals einseitige Hassaffären zu kultivieren. Von meinem Platz aus kann ich gerade eine Person sehen, die ich richtig hasse, zwei Menschen, die ich tendenziell unsympathisch finde, und eine, bei der ich mir noch unsicher bin. Vielleicht werde ich diese Person eines Tages komplett hassen, vielleicht kommt sie aber nochmal davon. Und wenigstens hier bin ich nicht allein: Eine aktuelle Umfrage des britischen Jobportals "Totaljobs" unter 7.000 Menschen hat ergeben, dass 62 Prozent mindestens einen Feind oder eine Feindin bei der Arbeit haben. Etwas weniger als die Hälfte dieser Gruppe haben sogar gleich mehrere. Wie dem auch sei: Wir haben einen super Anlass für eine kurzweilige und hochaktuelle Liste!

Hier sind alle Feinde, die du dir jemals in deinem Berufsleben machen wirst


VICE-Video: Geh nicht auf die Kunsthochschule


Der Typ, der einfach zu laut ist

Ich habe mal mit diesem bemerkenswert rosawangigen Typen zusammengearbeitet, der fröhlich vor sich hinpfiff. Also so richtiges Pfeifen, wie die sieben Zwerge bei der Maloche im Bergwerk. Irgendwann, er hatte sich offenbar eingelebt, begann er, ganze Strophen zu singen. Einfach so. Und nicht etwa leise vor sich hin, sondern irgendwo zwischen Rede- und Ruflautstärke. Das geht gar nicht. Ich versuche gerade, eine E-Mail abzuschicken. Sing zu Hause, draußen, aber bloß nicht hier.

Die Person, die regelmäßig Massen-E-Mails ans Büro verschickt

Erklärt sich von selbst.

Leute, die auf Massen-E-Mails antworten

"Bitte nehmt mich aus dem Verteiler": Alter, es ist eine E-Mail. Lösch sie einfach. Das hätte dich sogar noch weniger Zeit und Energie gekostet. Jetzt dürfen wir sie alle löschen. Tausend klickende Finger löschen unisono dein Geschreibsel. Das hast du dir selbst eingebrockt.

Der Typ, wegen dem ihr alle ein Anti-Belästigungs-Training machen musstet

Nicht falsch verstehen, ein Mitarbeitertraining für den Umgang mit Belästigungen ist ein wichtiger Teil des modernen Bürozusammenlebens und halbjährige bis alljährige Auffrischungen bei den ständigen "Wie? Darf ich einer hübschen Kollegin jetzt keine Komplimente mehr machen?"-Zwischenfragen mehr als notwendig. Ziemlich ätzend wird es aber, wenn ihr alle einen halben Tag in so einem Workshop verbringen müsst, weil irgendein Typ aus der Sales-Abteilung im Gang einer Reinigungskraft Flo Ridas "Whistle" hinterhergeträllert hat und aus unerfindlichen Gründen dafür nicht sofort gefeuert wurde. An dem Workshop heute nimmt er übrigens nicht teil, weil er einen Golftermin mit einem Kunden hat. Währenddessen darf der Rest die Arbeit eines Tages in die verbleibenden drei Stunden quetschen. Das ist ätzend. Dieser Typ ist dein Feind.

Der Jungspund, der vor dir befördert wurde

Erinnerst du dich noch an diese sechs Wochen, als die Chance auf eine Beförderung in der von Kopierer-Ausdünstungen geschwängerten Büroluft lag? Jemand aus der mittleren Führungsebene hatte kurzfristig gekündigt, eine Nachfolge war noch nicht bekanntgegeben worden, am Wasserspender munkelte man vom innerbetrieblichen Aufstieg. Also hast du dich zum ersten Mal richtig ins Zeug gelegt. Du wolltest unbedingt diese extra 10.000 Euro im Jahr.

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Du hast angefangen, dich so anzuziehen, wie es im Arbeitsvertrag verlangt wird, anstatt der ausgeblichenen T-Shirts, mit denen du irgendwie bislang immer durchgekommen bist? Du bist an vier von fünf Tagen pünktlich an deinem Platz gewesen? Hast mindestens dreimal deinen Boss unnötig bei E-Mails in CC gesetzt, um zu zeigen, dass du jemandem gehörig den Kopf wäschst für ein Problem, das du eventuell selbst ein bisschen verbockt hast? Aber dann haben sie Fabian befördert, der einen Monat nach dir angefangen hat, und du hast den ganzen Mist sofort wieder gelassen? Aber erinnerst du dich noch an diese eine Woche, in der du es wirklich versucht hast? Erinnerst du dich, wie produktiv du warst, als du dich wirklich nur auf deine Arbeit konzentriert hast? Erinnerst du dich, wie sehr du Fabian gehasst hast, diesen kleinen beschissenen Crétin, vor allem weil er dich für die Inventur am Samstag eingeteilt hat, das kleine Rattengesicht?

Alle, die beliebter sind als du

Ich bin das Zentrum des Universums. Hör auf, die Jungs von der PR-Abteilung zum Lachen zu bringen.

Wer auch immer das Klo zuscheißt

Wenn du deinen drögen Arbeitsalltag mit einer gehörigen Portion Spannung und Detektivarbeit aufpeppen willst, dann erklärst du am besten die Person zu deinem Erzfeind oder deiner Erzfeindin, die jeden Morgen diesen abartig hartnäckigen und übelst sauer stinkenden Schiss im und manchmal über dem Klo hinterlässt und sich konsequent weigert, die Klobürste zu benutzen. Der üble Geruch hängt noch Stunden später im ganzen Raum. Manchmal glotzen dich die nur halbherzig runtergespülten Überreste, gebettet in Klopapierklumpatsch sogar noch keck aus der Schüssel an. Wenn du mal wieder olfaktorisch traumatisiert von der Toilette kommst, schaust du jeder Person im Büro in die Augen. Wer schwitzt verdächtig? Wer starrt etwas zu bemüht auf den Computerbildschirm? Eins von den Arschlöchern hier ist der Scheißer bzw. die Scheißerin. Eins dieser Arschlöcher hat das Klo kontaminiert. Und du wirst herausfinden, wer es war, so helfe dir Gott.

Nur für Männer: Der Power-Pisser

Einmal habe ich mit einem Typen gearbeitet, dessen Lieblingsmasche es war, nach mir in die Toiletten zu kommen und am Urinal eine Power-Pose einzunehmen – wie ein Power Ranger, der gerade einen Power-Orb aus seinem Körper kung-fut oder so, nur halt mit seinem Schwanz. Und so stand er dann da mit kräftig-konstantem Strahl und versuchte, sich mit mir über irgendwelche Rechnungen zu unterhalten, während ich mir die Hände wusch. Ich persönlich halte es bei der Arbeit gerne mit der Regel: "Bitte sprich nicht mit mir, wenn du gerade deinen Schwanz hältst." Vielleicht funktioniert die ja auch für dich.

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Obst-Hamsterer

Ich weiß, dass das 40-teilige Obstsortiment für das 70-köpfige Team die einzige Annehmlichkeit ist, die dir dein Arbeitgeber gönnt, aber wenn ich dich nochmal triumphierend mit einer Pflaume, einer Banane und einem glänzend grünen Apfel davonstolzieren sehe, werde ich dich "NUR EIN OBST PRO PERSON" schreiend in den Mülleimer tackeln.

Alle, die über die halbgaren Witze lachen, die jemand aus der Führungsebene in eine Rede einbaut

Eigentlich ist es gar nicht so schlecht, dass sich der Maulwurf selbst so laut entlarvt, falls ihr die Gründung eines Betriebsrats oder ähnliches plant. Wie auch immer, die Person kommt sofort auf die Feindesliste.

Der "Kannst du mir einen klitzekleinen Gefallen tun?"-Mensch

Wenn der Gefallen wirklich so klitzeklein wäre, könntest du die Sache auch einfach schnell selber machen. Komm nicht so unerträglich träge zu meinem Tisch gewatschelt, um mich zu fragen, ob ich deine Arbeit für dich erledigen kann, du Schwein.

Der Typ mit den kabellosen Kopfhörern

Ich verstehe wirklich nicht, warum man im Jahr 2019 Entscheidungen per Telefon trifft. Trotzdem gibt es in jedem Büro mindestens eine, maximal drei unausstehliche Pissnelken, die durch das Büro laufen und in ihre Laptops schreien. Weil sie dabei immer kabellose Kopfhörer tragen, haben sie kein Gefühl für ihren eigenen Stimmpegel. Und wenn ich, rein hypothetisch, ihnen einen Bürostuhl in den Weg schiebe, während sie brüllend durch den Raum laufen, werde ich zur Personalerin geschickt.

Alle, die laute Schuhe tragen

Drei Menschen in diesem Büro tragen regelmäßig laute Schuhe. Ich kenne ihre Namen nicht, aber ich erkenne sie am Klang ihres Gangs. Sie sind meine Feinde und werden es bis zu meinem Tod bleiben.

Der/die eine vom Sicherheitsdienst

Ich bin überzeugt, dass es Sicherheitsleute nur in zwei Varianten gibt. Die eine ist ganz cool und bringt dir sogar deine Amazon-Pakete an den Platz. Die andere vergisst regelmäßig, wer du bist, obwohl du schon seit vier Jahren hier arbeitest, und lässt dich nicht rein, weil du deinen Angestelltenausweis vergessen hast.

Die eine Person, die glaubt mit dir befreundet zu sein, obwohl das definitiv nicht der Fall ist

Beim Betreten der Büroküche solltest du auf der Hut sein. Das ausgefeilte Ballett, wenn man versucht, einen Teelöffel in die Spülmaschine zu tun, während um einen die Kollegen an den Mikrowellen rotieren und jemand einen ganzen Jutebeutel Lebensmittel in den Kühlschrank quetscht, erfordert einiges an Koordination. Ganz zu schweigen von dem Albtraumdesign der fünf auf Kopfhöhe angerichteten Schranktüren, die sich beim Öffnen megapraktisch gegenseitig blockieren. Besonders vorsichtig solltest du sein, wenn jemand versucht, dir belanglosen Smalltalk aufzudrängen: Nur ein kleines Abweichen von den üblichen Belanglosigkeiten, eine versehentlich ehrliche Frage zum vergangenen Wochenende – und plötzlich seid ihr befreundet.

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"Machst du mal Mittagspause?", sagt dein Gegenüber und blöderweise musst du zugeben: ja, jeden Tag. "Wir sollten mal zusammen Pause machen." Tatsächlich? Dann gehst du zurück an deinen Platz und siehst eine Google-Kalender-Einladung – sechs Monate arbeitet ihr schon im gleichen Büro und du hast gerade erfahren, dass er "Rüdiger" heißt. Und du musst die Einladung annehmen und mit ihm zum Thailänder ("Nicht der Thai direkt bei der Arbeit, sondern der gute."), ihn nach seinem Wochenende fragen (frag ihn nicht nach seinem Wochenende, die Antwort ist immer irgendwas Unangenehmes "mit den Jungs" oder Schnarchlangweiliges mit der Freundin). Und jetzt ist Rüdiger dein Freund, dein Bürofreund und du musst alle zwei Wochen deine Mittagspause mit ihm verbringen, bis du kündigst.

Du selbst

Ist es möglich, dass du sehr laut durch das Büro läufst, in den Kühlschrank hustest, überall Croissantkrümel hinterlässt, den Müll nicht trennst und das Klo derartig psychotisch benutzt, dass eine Massen-E-Mail ans ganze Büro geschickt werden muss, auf die diesmal niemand antwortet, um sich nicht verdächtig zu machen?

Vielleicht benutzt du zu viel Küchenrolle oder machst bei deiner Arbeit ständig Kleinkram falsch, den die Person nach dir dann ausbügeln muss, aber keinen Nerv hat, dich darauf hinzuweisen, weil es einfacher ist, es selbst zu machen. Vielleicht bist du zu lahmarschig mit deinen E-Mails oder furchtbar unorganisiert ("Das merk' ich mir", sagst du, und bist natürlich die Person, die schon vier Dinge seit Anfang der Woche vergessen hat) und hältst alle anderen damit auf.

Vielleicht nimmt sonst jeder im Büro ganz normal den Hörer ab, wenn das Telefon klingelt, aber du erstarrt und schaust drein wie eine Katze, die Angst vor dem Staubsauger hat. So wirklich stresst du dich nicht, denn eigentlich bedeutet dieser Job dir nichts, aber wenn die Chefin am Ende des Jahres mit trüber Stimme eine Ankündigung macht, saust als erstes deine Hand nach oben, und du fragst, ob es Gehaltserhöhungen geben wird, und alle um dich herum drehen sich zu dir um und machen in Gedanken ein Häkchen. "Dieses Arschloch ist mein Feind", denken sie alle. "Ich hasse dieses Arschloch über alles."

Vielleicht bist das du. Vielleicht bist du schon immer das Arschloch gewesen.

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