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Popkultur

Diese Künstlerin verleiht Awards an Männer, die ein Mindestmaß an Anstand zeigen

Die Frau hinter dem Instagram-Account @awardsforgoodboys hat die Schnauze voll von dem ganzen Fuckboy-Bullshit.
Screenshots von Instagram

Bereits vor über einem Jahrzehnt formulierte die afroamerikanischen Aktivistin Tarana Burke den Schlachtruf "Me Too". Sein Revival in der #MeToo-Bewegung hat Frauen auf der ganzen Welt dazu ermutigt, institutionalisierten Sexismus und sexuelle Belästigungen anzuprangern und niederzureißen. Das ist eine begrüßenswerte Entwicklung. Eine Künstlerin findet ihr Ventil jedoch auf eine subtilere und bissigere Art: Mit Satire entlarvt sie den Bullshit, den sich manche Männer leisten, und seziert den heimtückischen Charakter jener modernen Männlichkeit, die die Schlagzeilen von heute dominiert.

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"Ich fand immer schon, dass Humor ein nützliches Mittel ist, um etwas sowohl zu verarbeiten als auch zu ändern", sagt Shelby Lorman, die 24-jährige Autorin und Künstlerin hinter dem Instagram-Account @awardsforgoodboys. Sie erstellte das Konto 2017, um sich über selbsternannte "good boys" lustig zu machen. So nennt sie Männer, die Lob dafür erwarten, sich nicht wie die größten Monster aufzuführen.

"Menschen loben Männer schnell dafür, nicht total abstoßendes Verhalten an den Tag zu legen, wohingegen sie Frauen weiterhin an super hohen Standards messen, die sie selbst niemals erreichen", erklärt Lorman. "Das geht nach dem Motto: 'Oh, der hat niemanden umgebracht? Der ist mein Held.'"

@awardsforgoodboys legt die Doppelmoral des tief in der Gesellschaft verankerten Sexismus offen und bringt Frauen dabei zum Lachen. Lormans fast 20.000 Followern und Followerinnen zufolge kommt das ziemlich gut an. "Der generelle Vibe, den ich bekomme, ist der, dass es die Leute geradezu erleichtert, etwas zu konsumieren, das relevant und kritisch ist, aber gleichzeitig eine Leichtigkeit enthält", sagt sie.

Und niemand ist vor Lormans Zorn sicher. Als ein Typ ihr bei Tinder ein zweideutiges Kompliment zu ihren Illustrationen machte, erstellte sie einen Screenshot davon und postete ihn auf ihrem Account. "Natürlich ist es nicht bösartig, dass er mir ein 'Kompliment' für meine Arbeit gemacht hat", erklärt Lorman. "Ich glaube sogar, dass er das ehrlich gemeint hat. Das Problem ist allerdings, dass solche Männer Komplimente nach unten geben: Das ist inhärent herablassend."

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Es ist auch keineswegs bösartig gemeint, wenn sie Männer auf diese Art bloßstellt. Lorman versucht, ihnen vor Augen zu führen, wenn sie Frauen marginalisieren – absichtlich oder nicht. Im besten Falle sollten sie über sich selbst lachen. "Wenn du lachst, ist dein Schutzwall unten, und wenn dein Schutzwall unten ist, können Meinungen einsickern", sagt sie. Auf diese Weise könne man sein Verhalten überdenken, ohne sich direkt bedroht zu fühlen.

Lorman ist sich bewusst, dass die Probleme, die sie mit ihrem Account thematisiert, schon existierten, "lange bevor Hollywood-Eliten sich dazu entschieden, etwas daran zu ändern". Sie denke, dass die aktuelle Unterhaltung um #MeToo zwar extrem wichtig sei, allerdings auch "voller Fehler – wie die meisten Massenbewegungen. #MeToo lässt vieles aus. Die federführenden Stimmen kommen vor allem von reichen Weißen." Bei @awardsforgoodboys gehe es nicht darum, die Gesellschaft mit Instagram-Bildchen zu ändern. Viel mehr sieht Lorman ihre Aufgabe darin, eine kritische Perspektive zur aktuellen Problematik anzubieten, indem sie alltägliche Beispiele schlechten Verhaltens vorführt.

Auch wenn die Reaktionen auf ihren Instagram-Account überwiegend positiv ausfallen, kommt er nicht überall gut an. Es gibt Männer und Frauen, die ihrer öffentlichen Kritik widersprechen – insbesondere dann, wenn sie sich selbst als Ziel des Spotts wahrnehmen. "Wenn Menschen statt direkter Verurteilung lachen und kritisch denken können, dann ist das ein effektives Mittel, eine Unterhaltung in Gang zu setzen."

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