FYI.

This story is over 5 years old.

Popkultur

Florence Kasumba aus 'Black Panther' ist in echt so badass wie ihre Figur

Die afrodeutsche Schauspielerin ist ein Kampfsport-Ass und Multitalent.
Foto links mit freundlicher Genehmigung von Disney || Foto rechts von Benno Kraehahn

"Beweg dich, oder du wirst bewegt." Florence Kasumba brauchte im Grunde nur diese eine Zeile, um zu zeigen, wie badass ihre Figur im Marvel-Universum ist. Beim Versuch, so wie Kasumba in The First Avenger: Civil War der professionellen Arschtreterin Scarlett Johansson (Black Widow) diesen Satz um die Ohren zu hauen, würden die meisten von uns lächerlich wirken. Aber Kasumba ownt die Zeile, mit graziöser Pose, unnachgiebigem Blick und imposanter Statur.

Anzeige

Florence Kasumba ist ein deutscher Hollywood-Export. Die in Uganda geborene Afrodeutsche spielt aktuell in Black Panther Ayo, eine Kriegerin der Spezialeinheit Dora Milaje und Sicherheitschefin von König T'Challa. In den USA kannte sie bis zu ihrem ersten Auftritt als Ayo in Civil War niemand, in Deutschland und den Niederlanden sammelt sie seit 20 Jahren Erfahrung als Serien-, Film- und Musical-Darstellerin. Richtig, singen und tanzen kann sie auch, das hat sie neben der Schauspielerei studiert. Außerdem hängt die Berlinerin auch mal in Shaolin-Tempeln ab und macht Kung Fu.

Zum US-Release der Blu-ray von Black Panther (15. Mai) haben wir uns mit Kasumba unterhalten und festgestellt: Die Kriegerin Ayo könnte sich genauso gut ein Kasumba-Kostüm anziehen, denn die echte Person ist so beeindruckend wie die Marvel-Figur.

VICE: Deine "Beweg dich oder du wirst bewegt"-Szene hat schon in The First Avenger: Civil War gut vermittelt, was eine Dora Milaje überhaupt ist. Wie hast du dich gefühlt, als die Szene viral ging?
Florence Kasumba: [Lacht] Ich habe das anfangs ehrlich gesagt gar nicht kapiert. Als die Szene zum ersten Mal vorgeführt wurde, hatte ich den Film noch nicht gesehen. Leute kamen auf mich zu und fragten: "Oh, sind Sie die Frau aus dem Film?" Und ständig sagten sie: "Beweg dich oder du wirst bewegt." Erst als ich die Endfassung des Films gesehen hatte, verstand ich endlich, was der ganze Hype sollte.

Anzeige

Die Reaktionen auf Black Panther sind durchweg begeistert. Wie ist es, ein Teil davon zu sein?
Überwältigend. Ich hatte so viel zu verarbeiten, vor allem weil ich den Film vor der Premiere gar nicht gesehen hatte. Oft kriegt man eine Privatvorführung des Films, damit man sich auf die Pressetermine vorbereiten kann. Aber viele von uns hatten Ende Januar noch gar keinen Einblick. Als die Reaktionen kamen, mussten wir erst mal begreifen, was da gerade passierte. Es war ein wunderschönes Gefühl. Ich bin jetzt noch so happy, wenn ich über den Film spreche. Natürlich hole ich mir selbst auch die Blu-ray, ich will so vieles noch mal ganz genau sehen.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Disney

Was dachtest du, als du das Drehbuch gekriegt und gelesen hast, dass ein Schwarzer König fast ausschließlich von Frauen bewacht wird?
Ich habe das sofort verstanden. Letztendlich finde ich nicht, dass es da einen Unterschied gibt, wenn Frauen diesen Job machen. Mir war klar, dass die Menschen so was nicht gewöhnt sind, aber wer gewisse Erfahrungen gemacht hat, findet das nicht seltsam. Leute aus China finden das eher total normal, weil dort viele Bodyguards weiblich sind. Die Logik dahinter: Frauen werden unterschätzt und nicht als Bedrohung wahrgenommen. Menschen vergessen, dass eine Frau sehr stark und fähig sein kann. Ich fand das also von Anfang an einleuchtend. Mir war auch klar, dass jede Frau in dem Film für sich schon funktionieren musste. Jede von uns hatte ein gewisses Maß an Erfahrung im Bereich Selbstverteidigung – Ringen, Boxen und andere Kampfsportarten. So bildeten wir ein sehr starkes Team.

Anzeige

Gerade für westliche Zuschauer ist ja nicht nur das Geschlechterverhältnis ungewohnt, sondern auch die Tatsache, dass es Schwarze Frauen sind, die das machen.
Mir ist natürlich klar, wie besonders das ist. Wir sind ja nicht nur Frauen, die kämpfen können, sondern obendrein auch noch Frauen ohne Haare auf dem Kopf. Wenn man 16 von uns vor sich hat, alles Schwarze Frauen mit sportlicher Statur, Kampf-Skills und kahlen Köpfen – das ist natürlich für viele etwas völlig Neues. Ich habe einen afrikanischen Hintergrund und finde es deshalb überhaupt nicht bemerkenswert, wenn eine Frau einen rasierten Kopf hat. In Südafrika steige ich aus dem Flugzeug und überall laufen Menschen rum, die aussehen wie ich. Es kommt immer darauf an, welche Anblicke und Bilder man gewöhnt ist. Wenn etwas fremd wirkt, kann das einschüchtern, schön sein, oder beides. Wir reagieren alle unterschiedlich.


Auch bei VICE: Chinas Elite-Leibwächterinnen


Wie liefen die Vorbereitungen auf die Rolle?
Wir fingen schon lange vor dem Dreh der ersten Actionszenen mit dem Training an. Du kannst nicht in so ein Projekt starten, wenn du nicht eingangs schon die körperlichen Voraussetzungen mitbringst. Schnell ab Drehbeginn noch trainieren, um zu den Dora Milaje zu werden – so was funktioniert nicht. Ich habe mich vor dem Film bemüht, jeden Tag zu Hause zu trainieren. Wenn ich das nicht gemacht habe, dann zumindest eine Cardio-Übung oder eine andere körperliche Aktivität. Das Physische an dieser Rolle hat sich für mich also ganz natürlich angefühlt.

Anzeige

Wie kommt das? Warum bist du so fit?
Ich habe jahrelang getanzt. Während dieser Zeit kam ich auch auf Kampfsport und fing an, mich sehr für Kung Fu zu interessieren. Das verlangt einem natürlich körperlich einiges ab, aber ich habe die Parallelen zum Tanzen darin gesehen. Es hat dieselbe Eleganz. In meiner Freizeit habe ich dann mit Martial Arts weitergemacht, das macht mich immer glücklich. Wann immer ich in Berlin bin, trainiere ich im Shaolin-Tempel. Wenn ich anderswo Dreharbeiten habe, traue ich mich nicht, in ein anderes Dojo zu gehen, wo ich mich vielleicht verletzen könnte. Das würde mit der Arbeit nicht klargehen. Vor Ayo habe ich das noch gemacht.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Disney

Du hast aber deine eigenen Stunts gemacht, trotz der Verletzungsgefahr. Wie kam es dazu?
Anfangs wusste niemand, dass ich an Action interessiert bin. Ich habe manche Dinge erst recht spät angegeben, wie dass ich Tai Chi mache. Du musst nämlich garantieren können, dass du die aufgelisteten Dinge auch wirklich beherrschst. Ich trainiere zwar auf hohem Niveau, aber es liegen immer noch Welten zwischen einer Kampfsportlerin und einer Stuntfrau, die das jeden Tag macht. Ich bin seit 20 Jahren Schauspielerin, aber immer in Kombination mit anderen Fähigkeiten. Bei Black Panther war mein Glück, dass mir während des Bootcamps klar wurde, dass ich die Stunt-Arbeit packen würde. Beim Dreh haben wir nur hautenge Kostüme, die überhaupt keinen Schutz bieten, also müssen wir wirklich wissen, was wir da tun.

Anzeige

Das Schwierigste war für mich die Arbeit mit dem Speer. Zu Hause trainiere ich mit einem Schwert, was ja viel kürzer ist. Ich habe mir also ein bisschen Zeit dafür nehmen müssen, mich an die lange Waffe zu gewöhnen. Durch die Drills verinnerlichst du die richtigen Bewegungen, sodass sie am Set auch in letzter Minute etwas ändern können – du kriegst es trotzdem hin.

Ich muss zugeben, ich habe bei Black Panther geweint, weil ich in einem derartigen Film noch sie so ein positives Bild von Schwarzen Menschen gesehen hatte. Warst du ähnlich gerührt?
Oh ja. Wie gesagt fühlte ich mich überwältigt – von dieser wunderschönen Welt mit diesen wunderschönen Menschen. So etwas war ich auch nicht gewöhnt. Also auch die Tatsache, dass wir keine Opfer darstellen, sondern starke Figuren in einem modernen Setting. Das ist ein sehr wichtiges Medienbild. Ich wünschte, ich hätte während meiner Kindheit in Deutschland solche Filme gehabt. Wenn ich Leute sehen wollte, die aussahen wie ich, dann sah ich mir die Cosby Show oder Der Prinz von Bel Air an. Heute können junge Menschen sich einen Film wie Black Panther anschauen und sagen: So und so will ich mal sein. Weil diese Figuren mächtig sind, aber keine Verbrecher. Natürlich wird es in Zukunft noch mehr solche Filme geben, und das ist großartig. Das bringt Veränderung.

Hast du eine Szene, bei der du schon gar nicht erwarten kannst, sie noch mal anzusehen?
Absolut! Mein Kollege Winston Duke, der M'baku spielt, hat diese Szene, in der er jemandem droht, ihn an seine Kinder zu verfüttern. Dann lacht er los und sagt: "Nur ein Witz, wir sind Vegetarier." Er ist so witzig und stark und hat perfektes Timing. Ich liebe diese Szene!

Anm. d. Red.: Kasumba spricht Deutsch, aber dieses Interview wurde im Original auf Englisch geführt.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.