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Dieser psychedelische Film besteht aus Schimmel auf einer Teenie-Komödie

Der Künstler Felix Kalmenson zeigt, wie wunderschön Verfall sein kann.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Felix Kalmenson

Wenn du die Teenie-Komödie Eine für 4 – Unterwegs in Sachen Liebe nicht gesehen hast, ist das kein großer Verlust. Aber was der Multimedia-Künstler Felix Kalmenson daraus gemacht hat, ist absolut einen Blick wert. Wie ein filmischer LSD-Trip sieht der Streifen bei ihm aus, mit seltsamen, farbenprächtigen Mustern, die Gesichter und Gliedmaßen verzerren und auflösen.

Den Kurzfilm Growth erschuf Kalmenson mit verschimmelnden Erdbeeren auf analogem Film, genauer gesagt auf einem Trailer zu Eine für 4 – Unterwegs in Sachen Liebe (2008), der Fortsetzung der Romanverfilmung Eine für 4 mit Amber Tamblyn und America Ferrera. Die Schimmelpilze zersetzten den Film und hinterließen dabei psychedelische Muster, die an einen Ölfilm erinnern. Das Kunstwerk ist Teil der BioArt, die mit lebendem Gewebe, Bakterien und anderen Organismen erschaffen wird.

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BioArt vermischt Kunst mit Wissenschaft. Die Künstlerin Anicka Yi zum Beispiel arbeitete 2017 mit Molekularbiologen und forensischen Chemikern an ihrer Guggenheim-Ausstellung Life is Cheap. Darin gab es zwei lebende Dioramen: In Schaukästen wuchsen Bakterien in Agar-Agar aus Chinatown und Koreatown in Manhattan. Und eine Ameisenkolonie wurde einem Duft ausgesetzt, mit dem man auch die Museumsbesucher besprühte. So entstand "potentiell eine geteilte seelische Erfahrung zwischen Ameise und Mensch", wie es in der Beschreibung der Ausstellung hieß. Andere Künstler haben schon Honigbienen eingesetzt, um beschädigte Gegenstände zu reparieren, oder bunte Bakterienarten kultiviert, um sie als Pigmente zu verwenden.

Zu Kalmensons Ausflug in die BioArt-Welt kam es, weil das Kollektiv Exploding Motor Car Künstler und Filmemacher in Toronto versammelte. "Die Kinos der Stadt hatten ihre Archive ausgemistet, und das Kollektiv hatte einen riesigen Haufen alte Filmtrailer zusammengetragen", erzählt Kalmenson VICE. "Wir durften uns Filmspulen nehmen und damit anstellen, was wir wollten."

Wenn Kalmenson nicht am National Film Board of Canada über Filmanimation doziert, experimentiert er mit Methoden, um filmische Bilder abzuwandeln. "Für dieses Projekt beschloss ich, die Filmemulsion mit verrottenden Erdbeeren zu bedecken. Dann steckte ich einzelne Abschnitte der Filmspule in Tupperware."

Es habe etwa zwei Wochen gedauert, bis der Schimmel den Film erobert hatte. Er öffnete die Behälter, trocknete den Schimmel und schabte ihn weg, sodass der Film wieder durchscheinend wurde. Nur so konnte er ihn scannen. "Der Film war zu klumpig und stank zu sehr, kein Filmlabor wollte ihn annehmen. Sie hatten Angst, dass er ihre Geräte verstopfen würde." Also scannte Kalmenson jeden einzelnen Frame mit einem Filmscanner – über tausend seien es gewesen, sagt er. Dann habe er die Bilder digital wieder zusammengefügt.

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Die Muster, die wir im Film sehen, sind die Fußspuren des Schimmels. Ein regelrechter Regenbogen aus Farben fließt ineinander und verformt sich immer wieder. Die Entwicklung faszinierender und missverstandener Organismen – so könnte man nicht nur den Schimmelfilm Growth zusammenfassen, sondern wohlwollend auch die Fortsetzung zu Eine für 4.

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