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Verbrechen

Polizei-Praktikantin verschickt interne Fahndungsfotos per WhatsApp

Sie soll Informationen über eine arabische Großfamilie illegal weitergegeben haben.

Bei der Berliner Polizei läuft es alles andere als rund. Beamte verlieren häufiger mal Dienstwaffen, im September sind Einbrecher ins Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke eingestiegen und im Oktober haben Diebe zwei sichergestellte Autos aus einer Verwahrungsstelle entwendet. Letzte Woche wurde schließlich bekannt, dass die Berliner Polizei womöglich von kriminellen Clans unterwandert wird. Nun gab es eine weitere Enthüllung: Eine Praktikantin der Berliner Polizei soll heimlich Unterlagen fotografiert und sie dann per WhatsApp geteilt haben.

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Bei den weitergegebenen Informationen handelt es sich laut Polizei um Fahndungsfotos einer arabischen Großfamilie aus dem Intranet der Behörde. Die 20-jährige Beschuldigte hat arabische Wurzeln und soll sich gezielt um ein Praktikum bei der Polizei in Schöneberg beworben haben. Wem sie die Unterlagen geschickt hat, ist bislang noch unklar. Die Polizei wollte vorerst keine weiteren Details zu den Bildern bekanntgeben.


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Die vermeintliche Täterin studiert an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) unter anderem "Öffentliche Verwaltung". Die Hochschule bietet auch eine Ausbildung für den gehobenen Dienst bei der Polizei an, aber die Studentin sei laut einer Polizeisprecherin "keine Polizeischülerin", sondern studiere in der Verwaltungslaufbahn.

Bodo Pfalzgraf, der Landeschef der Berliner Polizeigewerkschaft, hatte dem ZDF-Morgenmagazin schon am Mittwoch gesagt: "Es gibt durchaus Hinweise darauf, dass arabische Großfamilien einen strategischen Ansatz haben und versuchen, bestimmte Familienangehörige von Straftaten freizuhalten, um sie dann im öffentlichen Dienst generell einschleusen zu können. Die haben natürlich ein ganz vitales Interesse daran, genau zu wissen, wo wie der Staat funktioniert, wie die Polizei tickt, wann Durchsuchungen stattfinden."

Zuvor hatte ein mutmaßlicher LKA-Beamter in einem anonymen Brief geschrieben, dass die Behörde zu viele kriminelle Mitglieder arabischer Großfamilien aufnehme. Auch würden Polizeischüler mit Migrationshintergrund für ein schlechtes Klima in der Polizeiakademie sorgen – das hatte bereits ein Polizeiausbilder in einer anonymen Sprachnachricht beklagt. Polizeipräsident Klaus Kandt hatte den Brief als "haltlos, diffamierend, möglicherweise sogar strafrechtlich relevant" verurteilt. Dem Tagesspiegel bestätigten aber mehrere Berliner Beamte die Vorwürfe, "insbesondere die Angst davor, dass Antisemitismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit zunehmen könnten".

Im Fall der Studentin hat die Polizei bereits Mitte Oktober das Praktikum beendet und ein Ermittlungsverfahren gegen sie "wegen Verrats von Dienstgeheimnissen" eingeleitet, wie die Polizeisprecherin mitteilte. Auch die Hochschule hat bereits mit der Studentin gesprochen. Die darf aber vorerst den Studentenstatus beibehalten, weil sie mit ihren Taten nicht gegen die Prüfungsordnung verstoßen hat.

Anders bei Vorfällen, über die der rbb Anfang der Woche berichtete: Polizeistudenten mit Migrationshintergrund sollen mit Doppelgängern und Plagiaten bei Klausuren und Hausarbeiten betrogen haben. "Wir haben uns sehr gewundert, dass bei der Präsentation der Arbeiten dann immer vom Blatt abgelesen wurde. Selbst konnten die Studenten keinen einzigen zusammenhängenden Satz dazu sprechen", sagte ein Dozent. Jetzt beobachten rund 20 Polizisten die Durchführung von Klausuren.

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