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40 Jahre Biene Maja: 5 Gründe, warum wir die Serie wieder anschauen sollten

Sie wehrte sich gegen die Leistungsgesellschaft, stellte die Welt in Frage und war Feministin. Von Maja lernen, heißt siegen lernen.

Biene Maja, wie wir sie noch kannten | Foto: imago | United Archives

OK, du wirst uns jetzt hassen. Aber hier ist der Ohrwurm, der dich den ganzen Tag verfolgen wird: "Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Maja. Kleine, freche, schlaue Biene Maja. Maja, Maja, Majaaaaaaa … Erzähle uns von dir!" Noch schöner als du sie jetzt singen wirst, sang sie der tschechische Schlagersänger Karel Gott. Und später auch Helene Fischer. Das hätte allerdings nie passieren dürfen.

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"Vor gar nicht allzu langer Zeit", wie es in dem Song heißt, ist allerdings relativ. Maja wird in diesen Tagen 40. Anfang September 1976 lief die Serie erstmals im ZDF.

Die Idee zur Biene ist schon über 100 Jahre alt. Doch die Bücher gerieten in Vergessenheit—zum Glück. Denn der Erfinder der Biene, Waldemar Bonsels, verhielt sich in der NS-Zeit äußerst fragwürdig. Einige seiner Werke—die Biene Maja gehörte nicht dazu—standen zwar zeitweilig auf der schwarzen Liste des NS-Regimes, aber Bonsels stellte sich mit den Machthabern gut. Zu Hitlers 50. Geburtstag verfasste er ein Lobgedicht. "Die braune Maja" wurde über die Biene geschrieben, als die Vergangenheit der Autors die Runde macht, oder "Maja als völkische Germanin".

Das vorangestellt widmen wir uns dem schönen Teil der Bienengeschichte: der Fernsehserie, mit der wir groß geworden sind. (Bonsels Name taucht im Abspann nur ganz weit unten auf.) Warum es sich lohnt, die Zeichentrickserien noch mal anzuschauen—und was wir von ihr lernen können:

1. Eine Biene, die nicht fleißig ist

Die Fernseh-Maja—danke, liebe öffentlich-rechtliche Fernseh-Pädagogen— hat eine grundentspannte Lebenseinstellung. Als die Bienenlehrerin Fräulein Kassandra sie in der ersten Folge fragt, warum sie nicht früher geschlüpft sei, sagt Maja nur: "Weil ich gerade so etwas Schönes geträumt habe". Eine Biene, die die Leistungsgesellschaft verweigert!

2. Sie hinterfragt ALLES

In einer weiteren Folge hinterfragt sie gnadenlos alles und nervt damit Lehrerin Kassandra: "Warum tun wir Bienen das?" Eine grundlegende Frage, die wir uns alle hin und wieder fragen sollten. Warum tun wir Menschen das, was wir tun? Was wollen wir eigentlich mit diesem Studium anfangen? Warum ist es uns so wichtig, ob fünf oder fünfzig Leute das blöde Instagram-Bild liken? Warum essen wir Käse mit Nutella? Vor Maja kommen wir mit alledem nicht durch, sie sagt: "Warum erklärst du es mir nicht? Aber so, dass ich es auch wirklich verstehe! Wie soll ich denn was lernen fürs Leben, wenn mir keiner was erklärt?" Ach Maja, das fragen wir uns doch auch immer.

3. Maja ist Feministin

Diese Biene ist vorlaut, plappert viel, wirkt (fast) nie unsicher. Vor allem für die 70er Jahre, in denen die Sendung aufkam, ist Maja eine sehr emanzipierte Biene. Sie flog los, als die erste Welle der Frauenbewegung gerade ausgetragen hatte. Die Macher der Zeichentrickserie sahen in ihr eine starke junge Frau, die alle Hemmnisse überwindet. Draufgängerisch und ohne Angst, aber nicht überlegen, so charakterisiert sie Josef Göhlen, der die Idee hatte, sie ins Fernsehen zu bringen. Der findet es übrigens auch ziemlich blöd, dass sie jetzt in neuem Look in 3D zu sehen ist, dazu kommen wir jetzt:

4. Wir müssen uns die Zeichtentrick-Maja anschauen, damit sie nicht vergessen wird

Die Serie, wie sie einst war, gibt es nicht mehr. Zur Zeit produzieren die Macher stattdessen die zweite Staffel in 3D. Biene Maja plastisch, mit roten Bäckchen und leuchtend grünen Augen. Eines hat sie dabei verloren: Umfang. Die neue Maja ist deutlich schlanker—wie leider so oft, wenn Figuren neu gestaltet werden. Maja als 3D-Biene dünner zu machen, war mindestens genauso unnötig, wie Helene Fischer die Titelmelodie einsingen zu lassen. Die neuen Folgen mit den computeranimierten Figuren sind außerdem nicht mehr 22 Minuten, sondern nur noch 12 Minuten lang. Maja hätte das alles kritisch hinterfragt!

5. The one and only: Willi

Ohne ihn wäre es nicht dasselbe: der faule Drohn Willi. Näselnd fliegt er durch die Luft oder schlurft auf dem Boden herum. Sein Tonfall schwankt zwischen das-ist-mir-alles-sowas-von-scheißegal und is-mir-egal. Ein Dialog, der ihn treffend beschreibt: "Willi, du lebst also noch" – "Hmmm." In alten Kinderserien war eben noch Platz für Misantrophie. Willi wurde übrigens für die Fernsehserie neu hinzuerfunden, also nicht von dem nazi-nahen Autor Waldemar Bonsels. So können wir uns doch gleich noch mehr über Willi freuen.