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Bis so guet

Ich bin ein Mann und trinke lieber Kakao als Whiskey

Ich bin nicht so männlich wie Don Draper, aber deswegen stehe ich noch lange nicht auf Männer!

Foto von Lin Mei ı Flickr ı CC BY 2.0

Letztens hat eine Mitstudentin, die ich seit mehreren Jahren kenne, erstaunt gefragt: „Ach, du bist gar nicht schwul? Du bist aber bi, oder?“. Nein, keines von beiden. Wie die meisten anderen bin ich einfach nur old boring hetero. Trotzdem wird öfters (meistens von Frauen) angenommen, dass ich schwul bin.

Ich habe kein besonderes Problem damit, wenn die Leute denken ich sei schwul, aber wenn ich sogar von meinen Eltern gefragt werde, ob ich schwul bin, finde ich es berechtigt nachzufragen, wie man denn auf diese Idee kommt. Meistens erhalte ich aber nur nichtssagende Antworten wie „Hmm, weiss nicht, ist halt so deine Art.“ oder „Keine Ahnung, du bist halt irgendwie speziell.“.

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Aha, speziell also. Ich glaube, ich weiss, in welche Richtung das führt. Ich interessiere mich nämlich nicht für Fussball, auf meinem Desktop-Hintergrund befindet sich keine nackte Frau, Autos sind mir völlig wurscht und ich esse nicht mal Fleisch.

Gerne aber nehme ich ein Bad (Gaay!), liebe Anna Karenina (Gaaaaay!) und kann ohne Probleme sagen, wenn ein Mann schön ist (No Homo, Alter!).

Fussball, Autos und so weiter sind wohl die klassischen Attribute des „Mannes“ oder zumindest des „Hetero-Mannes", aber seien wir doch ehrlich: Es gibt gar keine männlichen Männer mehr. „Der Mann“ ist schon lange ausgestorben. Die Vollbärte, Holzfällerhemden und der ganze Kram sind nur noch urbane Tarnung und ich bin mir sicher, ihr habt noch nie einen Baum gefällt, ihr Hochstapler (Ich hingegen habe sogar schon zwei umgehauen.)!

Foto von Christopher Jensen ı Flickr ı CC BY-ND 2.0

In der Bar wird dann am höchsten gestapelt. Gebt doch einfach zu, dass ihr viel lieber einen köstlich aussehenden Blue Hawaiian probieren würdet, als prätentiös mit eurem pissgelben Whiskey rumzuschwingen. Der Blue Hawaiian sieht aus, als wäre er aus den Freudentränen der Aphrodite gezaubert, gemixt von Apollon persönlich. Trink ihn und du fühlst dich wie ein junger Gott.

Whiskey sieht nicht nur aus wie Pisse, sondern schmeckt auch so. Selbstverständlich kann man(n) Whiskey nur mit Kommentar geniessen: „Das Schwenken verteilt das Aroma besser.“, „Richtigen Whiskey trinkt man ohne Eis.“ oder „Mhh, dieser edle Rauchgeschmack.“. Alter, du trinkst gerade etwas, das nach Rauch schmeckt … Hast du schon einmal einen Grillrost geputzt? Dann probier doch mal von der braunen Brühe, die beim Schrubben übrig bleibt.

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Info: Der Blue Hawaiian ist blau und wird mit einer Ananas garniert. Ein tropisches Inselparadies, das nach Regenbogen schmeckt? „M’luäch!“, nein danke, gib mir lieber das Zeug mit dem Nachgeschmack von brennendem Haus.

Foto von Vegetarian Vegan Bodybuilder ı Flickr ı CC BY 2.0

Ich muss zugeben, dass ich's auch schon versucht habe: Nach einem Mad Men-Marathon wollte ich so cool wie Don Draper sein und holte mir einen Scotch. Der erste Schluck schmeckte nach gerösteter Ratte, der zweite (Ich hoffte, meine Geschmacksnerven seien bereits tot!) schmeckte nach gerösteter Ratte mit Tollwut. Darauf machte ich mir einen Kakao.

Don Draper, dieser Adonis von einem Mann. Was macht ihn zum Mann unter den Männern? Der Anzug? Die Qualmerei? Vielleicht der Alkoholismus? Bestimmt, dass er alles unter Kontrolle hat. Aber auch das ist nur gespielt, oder? „Don Draper ist die Essenz eines Mannes.“ wurde mir einmal von einer Kollegin gesagt. Was soll das denn heissen? Die „Essenz“ eines Mannes klingt einfach nur ekelhaft.

Gestern hat mich eine Freundin tierisch genervt. Als ich sie böse anblickte, meinte sie: „Mach das öfter, das ist sehr attraktiv.“. WTF?! Und als ich meiner Mitbewohnerin den Schraubenzieher aus der Hand riss und den Esstisch selbst zusammenbaute, weil sie hoffnungslos überfordert war, fand sie das super männlich, wie sie mir später gestand. Na gut, vielleicht ist das ja diese dubiose „Essenz“. Endlich weiss ich, was ich zu tun habe.

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Wenn ihr also einen Typen seht, der böse blickend, Whiskey schwingend Tische zusammenbaut: Hey, der ist dann ganz sicher nicht schwul.

Böse blickend Whiskey schwingen könnt ihr natürlich auch diese Woche wieder:

Heute gehen wir ins Theater. Vielleicht in die Kaserne Basel, an das From A to B via C. Oder ans Leben Lügen Sterben im [Theater Neumarkt](http:// http://www.theaterneumarkt.ch/spielplan.html).

Morgen gibt es ganz viel Musik. Es gibt Chicks on Speed in der DampfzentraleAmedunes und Hundered Waters im SüdpolLarytta im Kraftfeld und das Einar Stray Orchestra im [Kiff](http:// http://www.kiff.ch/de/kiff-gesamtprogramm-detail---0--0--0--1337.html).

Am Samstag kommen Die Sterne ins [Exil](http:// http://www.exil.cl/#/programm/20141011/1), Evangelos & Schoolbell in die Bar 3000 und im Urgent Paradise gibt es Cannelloni Loneliness.

Sonntags schauen wir den Matteo Garrones (Gomorrha) Reality. Und das machen wir in der Cinematte.

Am Montag startet das Shnit. Etwas anderes gibt es nicht, basta!

Und am Mittwoch spielen Of Rivers and Trains im Well.