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Der schönste Moment im Leben von Kindern

„An jedem einzelnen Tag, an dem ich begreife, dass Hitler und alle anderen, die ich hasse tot sind – das sind alles meine glücklichsten Momente.“

Bild: simpleinsomnia | flickr | by CC 2.0

Nachdem ich letzte Woche die Kinder gefragt habe, was ihrer Meinung nach mit Mördern passieren sollte, dachte ich, ich heitere die ganze Sache auf und erkundige mich dieses Mal nach dem glücklichsten Moment in ihrem Leben. Ich ahnte nicht, dass mich der 10-jährige Mike davon überzeugen würde, dass – sollten Kinder die Zukunft sein – ich vermutlich keine Zukunft hätte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass die Arbeit als Journalistin in einem Nicht-Kriegsgebiet so voller Gefahren sein kann.

Sadie ist 9, Cheerleader und hasst Jungs.
Wolf ist 17, Autist und evangelistisch.
Das Nachbarsmädchen ist 8, temperamentvoll und verrückt nach Jungs.
Will ist 14, zurückhaltend und hat die seltsame Eleganz eines relaxten Graf Dracula.
Max ist 17, und war letztes Jahr Chef der Schülerzeitung.
Mike ist 10, nervös und hat glänzende Augen; er ist klein aber stark. VICE: Was war der glücklichste Moment eures Lebens?
Sadie: Als ich zwei Jahre alt war und mein Dad sagte: "Fass den Kuchen nicht an". Und als ich ihn dann doch angefasst habe. Das war der beste Moment. Diese Spannung hat es noch besser gemacht.
Wolf: Als wir unseren Hamster Sunshine bekommen haben. Und als meine Schwester Sadie auf die Welt gekommen ist. Ich war im Tiefschlaf als sie geboren wurde. Dann bin ich aufgewacht und Sadie war da. Wie sah sie aus?
Wolf: So ähnlich wie jetzt. Außer … ich will nicht gemein sein, aber sie hatte so einen Ausschlag im Gesicht. Aber nach ein paar Jahren wurde sie glücklicher und hübscher.
Sadie: Nein. Mein glücklichster Moment war, als ich Wolfgang gebissen habe.
Wolf: Meiner war das nicht. Bereut ihr es, dass ihr euren glücklichsten Moment nie wieder erleben könnt?
Sadie: Nein, jetzt würde ich nämlich zu viel Ärger bekommen. Aber ich kann immer noch in den Kuchen beißen.
Nachbarsmädchen: Mein glücklichster Moment war vor einem Jahr, als ich und meine Familie im Freizeitpark Storyland waren und dort mit dem Bamboo Shoot gefahren sind. Was hat sich so gut angefühlt, dass du weißt, dass es der schönste Moment in deinem Leben war?
Ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Bekommst du Schmetterlinge im Bauch wenn du mit dem Auto einen Berg runter fährst?
Nicht wirklich. Und wenn dich dein Dad herumwirbelt?
Ja. Wenn du in den Pool springst?
Ja. Und wenn dich dein Freund auf dem Pausenhof jagt?
Manchmal. Aber er jagt mich nie wirklich. Normalerweise spielt er nur mit den anderen Jungs Fußball. Wie weißt du dann, dass er dein Freund ist?
Weil ich ihn immer frage. Ha! Hat er jemals versucht dich zu küssen?
Nein. Ich versuche ihn zu küssen. Hattest du Erfolg?
Nein. Dein Vater wird froh sein, das zu hören. Mal sehen, ob die glücklichsten Momente der Teenager andere sind. Will?
Will: Ich habe keinen. Du musst einen haben. Auch wenn es kein Großartiger war. Es muss einen geben, der besser ist als die anderen, nicht so coolen Momente.
Als ich begriffen habe, dass ich gut Violine spielen kann. Woher weißt du, dass du sie gut spielen kannst? Hat dir das jemand gesagt oder hast du es einfach im Gefühl?
Genau. Nachdem ich aufgehört habe zu spielen, habe ich gemerkt, dass ich keinen Fehler gemacht und nichts vergessen hatte. Der Klang war ganz gut und ich hab mir gedacht: "Hm, das hört sich gut an. Ja, ich kann Violine spielen." Wann war dein glücklichster Moment, Max?
Max: Als ich das erste Mal ein großer Bruder wurde. Wie alt warst du?
Ich bin gerade zwei geworden. Es ist wirklich traurig, dass du in den 15 Jahren, die dazwischen liegen keinen glücklicheren Moment hattest. Mike, du bist auch ein großer Bruder. Was ist dein glücklichster Moment?
Mike: Als ich mit drei Jahren rausgefunden habe, dass Hitler tot ist. Hast du davor gedacht, er ist noch am Leben?
Nein. Aber an jedem einzelnen Tag, an dem ich begreife, dass Hitler und alle anderen, die ich hasse tot sind – das sind alles meine glücklichsten Momente. Einer war auch, als ich Gulab Jamun gegessen habe (ein indisches Dessert aus frittiertem Teig, das in Sirup und mit Rosenblättern serviert wird). Und als ich rausgefunden habe, dass man wirklich einfach Waffen herstellen kann. Ich sollte erwähnen, dass du in den paar Minuten, in denen ich mit dir rede, zwei Mal irgendein ein Geschoss auf meinen Kopf abgefeuert hast. Und zwar so nah, dass ich es zischen gehört habe. Und gerade spielst du ganz belanglos mit einer Mausefalle.
Es ist eine selbstgebaute Landmine, die Geschosse abfeuern kann. (Er greift unter eine Decke und holt eine Handvoll dieser kleinen Minen heraus.) Mein Gott! Ist das jetzt einer deiner glücklichen Momente?
Nicht gerade jetzt, aber als ich kapiert habe, dass die selbst bauen kann. Es gibt einige richtig dumme Ideen für Waffen. Zeppelinbomber, die mit Thermit gefüllt sind und wenn du einmal drauf schießt, explodieren sie. Wie bei einer Biene. Nach einem Stich ist es vorbei. Du hast einen manipulierten Luftballon benutzt und als Geschoss ein … ist das eine Kugel für ein Luftgewehr?
Nein, das ist eine Perle aus einer Kette. Ist es das Erfinden, was dich glücklich macht oder der Gedanke daran, Leute zu verletzen?
Nein, es ist nur cool, dass ich sie machen kann. Jetzt nimmst du eine andere Waffe in die Hand. Es ist ein Gummiband und ein angespitztes Essstäbchen. Sehr angespitzt. Gott im Himmel!
Meine Armbrust ist zu Hause, bei meiner Mama. Und meine Eisensäge. Aber hiermit kann ich durch einen Karton schießen. Du kannst jemanden damit töten! Du bist wie einer in diesen chinesischen Filmen, in denen einer mit einer Gabel und einem Regenschirm eine ganze Armee niedermetzeln. Und fliegen können sie auch.
Ich hab eine Armbrust gemacht, mit der ich einen Pfeil quer durch meine ganze Matratze geschossen hab. Das war krass! Oh Mann. Und wo ist da genau das Glücksgefühl?
Beim Erschaffen. Und dann verkaufe ich sie an meine Freunde und mache damit Geld.

Letzte Woche: Mörder und wie Kinder sie bestrafen würden.