Wir haben die häufigsten Google-Anfragen der Österreicher zu Donald Trump beantwortet

Die USA haben ihren eigenen Brexit und die Welt ist heute wieder einmal aufgewacht und hat ungläubig auf Smartphones und in Zeitungen geblickt. Donald Trump wird der 45. Präsident der USA, Hillary Clinton hat verloren—obwohl sie nach Wählerstimmen in absoluten Zahlen vorne lag.

Aber wer ist eigentlich Donald Trump? Wie alt ist er, wofür steht er, wie geht es jetzt weiter? Wir haben die Fragen gesammelt, die ihr in den letzten Stunden am häufigsten auf Google gesucht habt und versuchen sie zu beantworten.

70.

Mauern, Einwanderungsverbot für Muslime, Sexismus, Waterboarding, Rassismus. Dass man sich in einen der wichtigsten Wahlkämpfe der Welt einkaufen kann. Und dass Analsex nicht toll ist.

Nach Trumps "Pussygate" gingen viele davon aus, er habe die Wählerinnen komplett verloren und die Wahl sei damit entschieden. Trumps Wählerschafts wurde außerdem immer wieder als ungebildete Unterschicht dargestellt. Die Zahlen zeigen jetzt aber, dass das falsch war. Weiße Männer haben hauptsächlich Trump gewählt—das war vorhersehbar. Aber auch weiße Frauen und AkademikerInnen sind ihm offenbar nicht abgeneigt.

Barack Obama und seine Frau Michelle standen stets hinter Hillary Clinton, unterstützten sie im Wahlkampf und riefen die WählerInnen auf, für sie zu wählen—zuletzt in diesem sehr emotionalen Video. In der Wahlnacht meldete sich Obama noch an die Bevölkerung: "Have a good night everybody. And remember: No matter what happens, the sun will rise in the morning and America will still be the greatest nation on Earth." Laut CNN gratulierte Obama Trump bereits zum Wahlerfolg. Die beiden wollen sich am Donnerstag treffen.

Am 20. Januar 2017.

Die Meinungen dazu, welche Gefahr von Trump ausgeht, schwanken zwischen "keiner" und "extrem großer". Der Spiegel sagte noch, dass nichts passieren würde. Das war vor der Wahl. In einem Kommentar wird Trump heute "Der Zerstörer" genannt und das Wahlergebnis als "politische Katastrophe" bezeichnet. Forscher setzten ihn inzwischen auf die Liste der globalen Gefahren; dort ist Trump gleichauf mit der Gefahr, die islamistischer Terrorismus für die Wirtschaft darstellt.

Die Reaktionen sind so verschieden wie Europas Politiker. Geert Wilders, Marine Le Pen und Heinz-Christian Strache gratulierten wenig überraschend. Die deutsche Verteidigungsministerin Von der Leyen sagte, sie sei "schwer schockiert". Österreichs Bundeskanzler Christian Kern sagte, es sei ein Wahlergebnis, "mit dem sicherlich wenige gerechnet haben" und Außenminister Sebastian Kurz sprach von einem "Déjà-vu wie beim Brexit-Votum der Briten."

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel habe dem Ergebnis mit Spannung entgegengefiebert, sagte sie in einer kurzen Rede. Deutschland und die USA seien durch gemeinsame Werte verbunden: Demokratie, Freiheit und den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung: "Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an." Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sah die Sache ein bisschen weniger gelassen: "Ich will nichts schönreden. Nichts wird einfacher, vieles wird schwieriger", sagte er am Mittwoch.

Trump hat im Laufe des Wahlkampfs unglaublich viele Versprechen gemacht. So hat er im Falle eines Sieges angekündigt, Hillary Clinton ins Gefängnis zu bringen, sofort Gesetzesänderungen einzuläuten und Obamas Erbe so schnell wie möglich auszulöschen. Unter anderem will er die "Obamacare"-Gesundheitsreform umgehend rückgängig zu machen. Im September hat er Pläne dargelegt, mit deren Hilfe binnen kurzer Zeit fünf bis sechs Millionen der Immigranten ohne Papiere außer Landes gebracht werden sollen.

Was sein Wahlsieg für Frauen bedeuten könnte, haben VICE- und Broadly-Redakteurinnen hier zusammengefasst.

Wir wissen es nicht. Feststeht, dass wir selbst ebenfalls (schon wieder) kurz vor einer Wahl stehen. Ob sich aufgrund der US-Wahl das Wahlverhalten auch hierzulande ändern wird, kann wohl niemand mit Sicherheit sagen. Vor allem, weil dieses Jahr niemand irgendetwas mit Sicherheit sagen kann.

Einen Tag dem Schock widmen und dann so gut es geht normal weiter atmen.

Titelbild (cropped): Max Goldberg| Wikicommons | CC BY 2.0