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Diese Weihnachten können Syrer zwischen Tod durch Bomben oder Tod durch Kälte wählen

Während ich als syrischer Flüchtling hier in Berlin ausharre, wird die Situation zu Hause in Syrien immer grauenvoller. Zum Krieg kommt auch noch die Kälte hinzu, die das Leben der Menschen bedroht.

Als ich heute Nachmittag zum Alexanderplatz gelaufen bin, um die U-Bahn zu erwischen, habe ich Kinder beim Eislaufen neben dem Weihnachtsmarkt gesehen und gleichzeitig den Geruch von Glühwein und Essen wahrgenommen. Aber ich musste auch an die vielen syrischen Kinder denken, die im Moment einzig und allein das Problem haben, sich warm genug zu halten und nicht zu erfrieren. Ich habe gerade noch mit meinem syrischen Cousin im Libanon telefoniert, der mir von dem Sturm „Alexa“ erzählt hat, der seit Dienstag in der Region wütet. Anscheinend soll das schlechte Wetter auch noch einige Tage anhalten.

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Er hat gemeint, dass das der schlimmste Winter in der Region seit langer Zeit ist. Meine restlichen Familienmitglieder leben unter der Besetzung der Assad-Soldaten in Homs, wo sie weder Essen noch Heizgas reinlassen. Es ist schwer für mich, mit ihnen in Kontakt zu treten, um zu erfahren, wie es ihnen geht.

Foto via Twitter

Im Libanon leben knapp vier Millionen Menschen, und das Land hat bisher glücklicherweise die Grenzen zu Syrien offen gelassen. Es sind mittlerweile 835.000 Flüchtlinge rübergekommen—einige haben hier Wohnungen gemietet, andere leben bei Familienmitgliedern, aber die meisten wohnen in Zelten.

Der Minister für Soziales, Wael Abou Faour, sagte einer Nachrichtenagentur am Donnerstag, dass er Angst hat, „weil die Situation so schlimm ist, und wir ohne jegliche Hilfe dastehen.“ Er befürchtet, dass die Kälte die Leute umbringen wird, und dass der Staat wenig tun kann, um sie zu retten. „Alles, was wir im Moment tun können, ist zu helfen, wo wir können, aber verhindern können wir die Katastrophe nicht.“
Bei der türkischen Nachrichtenagentur Anadoul lese ich, dass bereits 19 Menschen in Aleppo, einer Stadt nahe der türkischen Grenze, erfroren sind. Die Oppositionsgruppe Syrische Nationale Koalition (SNC) gab an, dass ein sechs Monate altes Baby—ebenfalls in Aleppo—gestorben ist. Wenn ich bei [Twitter](http:// https://twitter.com/aa_arabic) #syria oder den Sturm #alexa eingebe, entdecke ich nur grauenvolle Bilder.

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Foto via Twitter

Foto via Twitter

Foto via Twitter

Diese Weihnachten können die meisten Syrer wohl nur zwischen Tod durch Bomben oder Tod durch Kälte wählen—entweder sie sterben im Krieg oder in den Camps. Diese Weihachten werden auch traurig für uns Syrer im Exil, weil wir nicht zurück in unsere Heimat können und oft keine Ahnung haben, wie es unseren Freunden und Familien geht.

UNICEF hat eine Kampagne mit einigen Prominenten wie Ewan McGregor, Michael Sheen, Tom Hiddleston, Emma Bunton, Rita Ora und Tinie Tempah gestartet, die Syria Winter Appeal heißt und bei der jede gespendete Summe von der Regierung in Großbritannien ausgeglichen wird. Aber das Video wurde nur von 40.000 auf YouTube gesehen, was ich ziemlich schockierend finde, wenn man bedenkt, dass Tinie Tempah mehr als 51 Millionen Klicks für nur ein Lied bekommen hat.