FYI.

This story is over 5 years old.

News

Dieses Video zeigt, wie das deutsche Volk flüchtige Neuankömmlinge begrüßt

Reisegenuss pur.

Clausnitz (Sachsen), gestern.

Der deutsche Angstmob begrüßt die, die dem Tod von der Schippe gesprungen sind. — Jan Böhmermann (@janboehm)February 19, 2016

Wenn das Video nicht angezeigt wird, könnt ihr es euch hier anschauen

Das kleine Döbeln im Mittelsächsischen Hügelland Deutschlands dreht auf. 2002 und 2013 noch vom Hochwasser überflutet fürchten die Bürger und Bürgerinnen jetzt wohl eine Überflutung durch fremde Kulturen. Erst vorgestern Nacht markierten einige von ihnen ihr Revier. Mit Hakenkreuzen auf Fenstern und Fassade der Erstunterkunft auf dem ehemaligen Döbelner Autoliv-Gelände.

Anzeige

Dabei täte den Mittelsachsen eine leichte „Bewässerung" ihrer kargen Landschaft gar nicht mal schlecht. Seit 1950 bewegt sich ihre Einwohnerzahl rapide nach unten von einst 31.037 Menschen auf knappe 22.000 Seelen heute. Die Maxime lautet: Lieber unter sich aussterben, als mit anderen überleben. Wie ernst es einigen von ihnen mit diesem Leitgedanken ist, zeigt die Facebook-Seite: „Döbeln wehrt sich – Meine Stimme gegen Überfremdung".

Dort stellt ein Wutbürger die Chronik all dessen ins Netz, was seiner Meinung nach falsch im deutschen Lande läuft und feiert das ab, was eben seiner Meinung nach richtig gemacht wird. So schickt er erst mal fette Props an seine Kameraden aus dem eine Autostunde entfernten Clausnitz. Dort haben die Brüder und Schwestern im Geiste mit einem Trecker und den eigenen Körpern einem Reisebus mit Flüchtlingen die Zufahrt ins heimische Territorium versperrt. Über die Schaufel ein Laken mit der Aufschrift gespannt: „Unser Land – unsere Regeln (–) Heimat – Freiheit – Tradition".

Kommentar von „Döbeln wehrt sich": „#Clausnitz stellt sich grad gegen den Neuzugang! Klasse weiter so. (Daumen hoch) Haltet durch und liebe Grüße aus Döbeln". Nice. Und Clausnitz legte noch einen drauf: Die Bemühungen, den Reisebus zu stoppen, schlugen anscheinend fehl, irgendwie haben die geflüchteten Neuankömmlinge es doch geschafft, an ihre Unterkunft zu gelangen—also der Reisebus mit der Aufschrift „Reisegenuss" zumindest. Die Flüchtlinge selbst scheiterten bei ihren Versuchen, aus der Tür ins Freie zu treten, weil dort bereits die skandierende Menge ihnen den Weg verwehrte. „Wir sind das Volk! Wir sind das Volk! Zurück mit euch! Raus mit euch!" Dann doch zarte Versuche auszusteigen, ein Jugendlicher wagt es, ihm kommen die Tränen, „Wir sind das Volk! wir sind das Volk! … ." Ja, liebe Clausnitzer, auch ihr seid das Volk. 1.154 Menschen davon, um genau zu sein. 1990 zumindest. Das war anscheinend eure letzte Zählung, selbst direkt nach dem Krieg 1946 wart ihr mehr: 1.564. Vielleicht solltet ihr euch mal Gedanken über Landflucht machen und darüber, ob ein paar neue Seelen euren Dörfern nicht auch wieder mehr Leben einhauchen.

Ihr könnt Paul auch auf Twitter folgen.

Update: Offensichtlich hat der Betreiber von „Döbeln wehrt sich – Meine Stimme gegen Überfremdung" seine Seite gerade gelöscht.