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Don't Döner!

Verbrannte Fleischfetzen, verwesende Innereien. Röhrende Geräusche, reißende Zähne, üble Gerüche. Nein, wir beschreiben hier keine Szene aus „The Walking Dead“. Wir beschreiben die ziemlich alltägliche Szene, wenn jemand im öffentlichen Nahverkehr isst.

Verbrannte Fleischfetzen, verwesende Innereien. Röhrende Geräusche, reißende Zähne, üble Gerüche. Nein, ich beschreibe hier keine Szene aus The Walking Dead. Ich beschreibe die ziemlich alltägliche Szene, wenn jemand im öffentlichen Nahverkehr isst und damit die gesamte Umgebung belästigt. Nahverkehr kommt von Nähe. Und es ist diese Nähe zu anderen Menschen, die uns davon abhalten sollte, ihnen die Gerüche und Geräusche unserer Mahlzeiten aufzudrängen.

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Ich gehe so weit zu sagen: Essen im Nahverkehr ist der von allen geduldete und von keinem Verfassungsschutz bekämpfte Terrorismus. Es ist grotesk: Viele haben seit dem 11. September unnötig Angst, dass ihr Nebensitzer eine Bombe im Mastdarm aufbewahrt, während sie sich anstandslos von ihrem McRib mampfenden Gegenüber misshandeln lassen. Ich habe einen Weg gefunden, wie man die Menschheit verbessern kann. Seit es Smartphones mit Kameras gibt, haben auch Manieren wieder eine Chance. Und zwar nicht nur im traditionell schlecht erzogenen Berlin. Auch eine Currywurst in der Wuppertaler Schwebebahn, ein saftiges Fleischpflanzerl in der Zugspitzbahn und ein Labskaus to go in der Hamburger U-Bahn lassen sich heutzutage gut dokumentieren.

Ich habe mein iPhone zur Waffe gegen diejenigen gemacht, die mich am meisten stören: gegen Menschen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln essen. Seit gut einem Jahr fotografiere ich sie, ohne dass sie es merken. Und zwar genau in dem Moment, in dem sie ihren Schlund aufreißen, um sich ein widerliches Etwas aus Teig und Fleisch hineinzustopfen. Ich will der Welt zeigen, dass sie in diesem Moment ihre menschliche Gestalt verlieren und zu schlingenden, schmatzenden und stinkenden Bestien werden. Nur um ein bisschen Zeit zu sparen, tauschen sie ihre Würde gegen einen Döner. Und nicht nur ihre, sondern auch die der ganzen Umgebung. Allen Menschen um sie herum rauben sie die im Grundgesetz garantierte Menschenwürde. Natürlich werden jetzt manche sagen: „Bleib mal locker, Benimm-Nazi! Es ist doch voll OK, ein paar Gummibärchen in der U-Bahn zu essen! Und kann es nicht wahnsinnig sexy aussehen, wenn ein schöner Mund in ein Croissant beißt?“ Ich aber sage euch: Auch ein schöner Mund wird bröseln. Natürlich gibt es harmlose Fälle. Zu klären, was man in der Bahn essen „darf“ und was nicht, ist in etwa so kompliziert wie die Frage, wann menschliches Leben beginnt. Klar ist: Es gibt schändliche Übertretungen. Sie will ich festhalten. Und die Täter stigmatisieren. Wer seinen fressenden Mund auf diesem Blog entdeckt, wird augenblicklich seine Hände anschauen und prüfen, ob sie nicht schon zu Tentakeln geworden sind. Er wird das nächste Mal erst in eine Bahn steigen, wenn er sich alle Pressfleischfetzen aus seiner Döner-Box in den Mund geschaufelt oder alle Fischnuggets in das dafür vorgesehene Organ gepumpt hat. Zum Schluss möchte ich noch einmal an alle Menschen appellieren, für die Essen in der Bahn OK ist. Es ist nicht OK, es ist Terrorismus. Don’t Döner! Ich werde euch im Namen der Nächstenliebe an den Pranger stellen. Und zitiere dazu das Alte Testament: „Ich will meinen Zorn über euch schütten; ich will das Feuer meines Grimmes über euch aufblasen und will euch Leuten, die fotografieren und bloggen können, überantworten.“ (Hesekiel 21.36)

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