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GAMES

Die GameStage EXPO ist die österreichische Underground-Version der Gamescom

Die alte Tabakfabrik in Linz wurde letztes Wochenende zum heimlichen Zentrum der österreichischen Gaming-Szene.

GameStage ist ein Verein, der sich 2011 aus eine paar Linzer StarCraft-Spielern entwickelt hat und seitdem schon einige feine Veranstaltungen zum Thema Videospielkultur auf die Beine gestellt hat (hier meine Eindrücke vom letzten GameStage-Event zum Thema „Schöne neue Welt" im Ars Electronica Center).

Jetzt hat man alle Kräfte gebündelt und am letzten Wochenende ein richtig großes Event namens GameStage EXPO geschmissen—mit österreichischen Indie-Entwicklern, Chiptune-Konzerten, Vorträgen, einer Ausstellung, einer Retro-Börse und dem altehrwürdigen Power-Play-Redakteur Michael Hengst als Stargast. Ich war auch dort und habe mit einem riesigen selbstgemalten Schild und einem Workshop Text-Adventure-affine Anhänger für die Twine-Revolution rekrutiert. Dabei konnte ich mir ein recht gutes Bild von der Veranstaltung machen.

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Zunächst muss einmal die ziemlich wunderbare Location hervorgehoben werden: Die GameStage EXPO hat nämlich in der Tabakfabrik Linz stattgefunden, ein in den 1930er-Jahren erbauter Gebäudekomplex im architektonischen Stil der Neuen Sachlichkeit, in dem bis vor ein paar Jahren tatsächlich noch Zigaretten produziert wurden. Heute ist die Fabrik stillgelegt und soll auf Wunsch der Stadt Linz zum hippen Ausstellungs- und Veranstaltungsort umfunktioniert werden.

Die grindigen alten Gebäude der Tabakfabrik mit ihren schweren Eisentüren und vergilbten Wänden schaffen eine herrlich österreichisch-charmante Retro-Atmosphäre, die trotz des High-Tech-Themas Sinn ergibt, denn anders als bei den üblichen Game Conventions, die quasi glorifizierte und aufgeblasene Massenpressekonferenzen sind, hat hier die Vergangenheit einen mindestens genauso hohen Stellenwert wie die Gegenwart.

Zum einen gab es zunächst einmal das riesige Areal der Retrobörse, auf der diverse Händler gebrauchte Artikel quer durch die Video- und Computerspielgeschichte angeboten haben, von obskuren Atari-Cartridges aus den Siebzigern über bekannte Super-Nintendo-Klassiker bis hin zu gebrauchten Xbox-360-Spielen.

Noch spannender war die sagenhafte Ausstellung, die sich zum größten Teil aus dem Fundus des Wiener Videospielsammlers (und gelegentlichen VICE-Autors) Andranik Ghalustians gespeist hat. Die schiere Anzahl an spielbaren Automaten, Konsolen, PCs und Flippern hat dafür gesorgt, dass selbst zu den stärker besuchten Tageszeiten immer ein paar Geräte für einen Ausflug in die Höhen und Tiefen der Spielehistorie frei waren. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich einen Rolling-Stones-Flipper brauche, auch wenn sich die längsten Schlagen wohl im separierten „Ab 18"-Bereich vor Segas legendären Zombie-Shootern der House of the Dead-Reihe fanden. Wer mehr der Typ fürs Haptische ist, konnte sich sogar an einem Riesenaufgebot an Brettspielen bedienen.

Dass sich die vielfältigen Zugänge zum Thema Spielen, die GameStage proklamiert, auszahlen, hat man übrigens sehr schnell erkannt, wenn man sich die Besucher angesehen hat. Bei vielen Events dieser Art sieht man eigentlich immer noch größtenteils das klassische Nerd-Publikum, aber bei der GameStage EXPO waren Männer, Frauen, Jugendliche, Erwachsene, Paare und Familien mit Kindern alle ziemlich gleichermaßen vertreten. In Linz beginnt's—just press play.

Andreas auf Twitter: @schirmsprung